Connect with us

Gesellschaft

House of One: Ein einzigartiges Friedensprojekt aus Berlin geht auf Weltreise

Spread the love

Die drei monotheistischen Religionen unter einem Dach vereint. Bei diesem interreligiösen „Bet-und Lehrhaus“, dem House of One, handelt es sich um ein weltweit einmaliges Projekt. Bald soll der Bau beginnen – finanziert mit Spenden. (Foto: dpa)

Published

on

Pfarrer Gregor Hohberg (l-r), Rabbiner Tovia Ben-Chorin und Imam Kadir Sanci posieren am 03.06.2014 in Berlin mit Ziegelsteinen auf dem Petriplatz. Dort soll ab 2015 das Bet- und Lehrhaus, das ´House of Oneª entstehen. Geplant ist ein Sakralbau, in dem sich eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee befindeen. Ein gemeinsamer zentraler Raum der Begegnung soll zur Diskussion und zum Kennenlernen einladen. Mit dem Verkauf von Ziegelsteinen im Wert von zehn Euro werden Spenden gesammelt.
Spread the love

Ab 2016 soll im Stadtzentrum von Berlin anstelle der früheren evangelischen Petrikirche das so genannte „House of One“ errichtet werden. Auf diese Weise soll ein Gotteshaus mit getrennten Gebetsräumen („Bethaus“) für Juden, Christen und Muslime sowie einem gemeinsamen Raum („Lehrhaus“) der Begegnung entstehen. Für dieses Projekt sammeln die Initiatoren Spenden in fünf Sprachen und in aller Herren Länder.

Bisher spendeten 843 Menschen insgesamt eine Summe von 80.550 €. Unterstützen kann man das Projekt auf verschiedene Weise. Entweder man spendet selbst und/oder man startet seine eigene Spendenaktion. Dafür erstellt man eine Aktionsseite, auf der man versucht, Menschen für das „House of One“ zu begeistern. Dort kann man individuell wählen, wie viele Steine man gemeinsam sammeln möchte. 10 gespendete Euro ergeben einen Stein. Für die eigene Aktionsseite wird man durch das Team des „House of One“- Homepage Schritt für Schritt begleitet.

Die Schauspieler Adnan Maral und Wolfgang Bahro spendeten die ersten Steine. Vergangene Woche sendete der schwedische Bischof Johan Tyrberg seine Grüße und Segenswünsche. Bundespräsident Gauck bezeichnete es als „ein wichtiges Friedenszeichen in unserer Zeit“. Auch die Kirchengemeinde Berlin-Karow unterstützt das Projekt und spendete die Kollekte vom 11. Sonntag nach Trinitatis, am 31. August an das „House of One“. Das Stuttgarter Lehrhaus „Stiftung für interreligiösen Dialog“ unterstützt das Projekt mit 20.000 Euro.

Wir sprachen mit dem Imam Kadir Sancı sowie dem Theologischen Referenten für das House of One, Frithjof Timm.

Bisher haben 843 Menschen gespendet und es kamen 80.550 Euro zusammen. Ist das in Ihren Augen erfreulich oder noch nicht ausreichend?

Sancı: Unserer Seite können Sie entnehmen, dass wir bis jetzt nur 0,19% unseres Zieles erreichen konnten. Dass in wenigen Monaten 843 Personen aus aller Welt gespendet haben, ist sehr erfreulich. Die Summe von 80.550€ ist aber nicht ausreichend, um den Petriplatz mit Leben zu füllen.

Timm: Uns ist klar, dass die bisher eingegangenen Spenden nur ein Bruchteil dessen sind, was wir zur Finanzierung des House of One benötigen. Und natürlich wissen wir, dass Fundraising in der geplanten Höhe einen langen Atem braucht.

Aber auf der anderen Seite sind wir optimistisch, in absehbarer Zeit die Grundsteinlegung vornehmen zu können, denn wir haben viele positive Reaktionen aus der ganzen Welt erhalten. In Medienberichten ging die Idee das House of One um die Welt und die bisher eingegangenen Spenden stammen aus immerhin 36 Ländern. Die Länder sind im einzelnen die folgenden:

Australien, Österreich, Belgien, Brasilien, Kanada, Schweiz, Tschechien, Deutschland, Dänemark, Ägypten, Spanien, Finnland, Frankreich, England, Griechenland, Hongkong, Israel, Italien, Japan, Litauen, Luxemburg, Macau, Marokko, Malaysia, Niederlande, Norwegen, Neuseeland, Peru, Reunion, Rumänien, Singapur, Slowakei, Schweden, Thailand, Türkei und die USA.

Insgesamt werden rund 43 Millionen für den Bau benötigt und sobald 10 Millionen Euro gespendet worden sind, wird man 2016 mit dem Bau beginnen. Schaffen Sie das?

Sancı: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die notwendige Unterstützung bekommen werden. Die Medienresonanz, das große Interesse weltweit und die Kommentare von Spendern zeigen, dass es klappen wird. Außerdem muss es funktionieren, denn für ein friedliches und harmonisches Miteinander kennen wir keine bessere Lösung als die Nähe zueinander und die Freundschaft miteinander zu suchen.

Timm: Ja, wir sind optimistisch. Mit der Crowdfundingkampagne bieten wir allen Menschen die Möglichkeit, sich an der Finanzierung des Baus zu beteiligen. Auch mit sehr kleinen Summen kann man so ein Teil des House of One werden. Aber natürlich sind wir auch mit Institutionen und Menschen im Gespräch, die sich in größerem Umfang für das Haus engagieren wollen.

Warum sollte man Ihrer Meinung nach für das House of One spenden?

Sancı: Ich möchte Ihnen eine kurze Geschichte erzählen: Eines Tages lässt der König im Lande ein großes Schwimmbecken bauen, welches mit Milch gefüllt werden soll. So werden die Bauern aufgefordert, an jenem Abend mit einem Eimer Milch ihren Beitrag zu leisten. Ein Bauer entscheidet sich, Wasser statt Milch in das Becken zu schütten. Wer sollte das schon in der Dunkelheit merken? Mit dem Sonnenaufgang muss schließlich der König feststellen, dass das Becken mit klarem Wasser gefüllt war.

Was ist die Lehre aus dieser Geschichte?

Sollten wir ein Milchbad nehmen wollen, müssen wir uns dafür einsetzen. Sollten wir ein Verlangen nach dem Weltfrieden haben bzw. die Notwendigkeit des Friedens erkannt haben, ist das Mitwirken und der Zusammenhalt der ganzen Gesellschaft gefragt. Die Verantwortung können wir nicht auf einzelne wenige Menschen übertragen. Der Frieden kann nur dann funktionieren, wenn alle mitmachen. Mit dem House of One bieten wir einen kurzen, schnellen, vor allem aber einen sicheren Weg an, der zum Ziel führen soll.

Timm: Das House of One setzt sich weltweit für ein friedvolles Miteinander ein und fördert den Dialog der Religionen und Kulturen. Es respektiert und schätzt dabei die Unterschiede der Religionen.

Die zahlreichen Konflikte unserer Zeit, die unter dem Vorwand einer religiösen Motivation geführt werden, zeigen, dass es dringend notwendig ist, wenn die Religionen ihr Friedenspotential stärken. Und der Weg zum Frieden führt eben über das gegenseitige Kennenlernen und den Dialog.

Wenn es hier in Berlin gelingen kann, ein Haus zu errichten, das Synagoge, Kirche und Moschee unter einem Dach vereint, dann kann das zu einem wichtigen Zeichen mit einer sichtbaren Signalwirkung weltweit werden.

Weitere Information zum House of One und zur Spendenaktion finden Sie unter http://house-of-one.org/de.