Connect with us

Wirtschaft

HSBC: 3105 Kunden aus der Türkei deponierten 3,48 Mrd. Dollar in Schweizer Filiale

Spread the love

Seit gestern Abend bestimmen die Meldungen zum wohl größten Datenleck der Bankengeschichte die Schlagzeilen. Auch tausende Kunden aus der Türkei haben ihr Geld bei der Schweizer Filiale der HSBC in Genf angelegt.

Published

on

Spread the love

Geschäftsleute, Stars, aber auch Kriminelle, Mitglieder von Königshäusern aus dem Nahen Osten und Spitzenpolitiker aus etlichen Ländern, haben bei einer Schweizer Tochter der britischen Großbank HSBC Milliardensummen angelegt. Das berichten Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR, die Datensätze einsehen konnten. Auf den darin aufgeführten Konten von Kunden der Genfer Niederlassung der Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC), darunter 3105 Kunden aus der Türkei, lagerten 2007 mehr als 75 Milliarden Euro.

Als Whistleblower gilt Hervé Falciani, ein ehemaliger Mitarbeiter der Bank, der die Daten 2007  geklaut und über Umwege an die französischen Behörden übergeben hat. Die Daten wurden gemeinsam mit dem Internationalen Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ) ausgewertet.

Wie die türkische Medien berichten, soll sich die Summe der HSBC-Kunden aus der Türkei auf insgesamt 3,48 Mrd. Dollar belaufen. Die Angaben beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 1988 und 2007. Der Höchstbetrag eines einzelnen Kunden unter diesen beträgt 263,7 Mio. Dollar.

Vom ehemaligen Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes MIT (Millî İstihbarat Teşkilâtı), Kaşif Kozinoğlu, der im Gefängnis Selbstmord begangen haben soll, stammt die Behauptung, dass der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan acht Konten in der Schweiz unterhält. Erdoğan selbst hatte das immer vehement bestritten.

Auch Israelis und Palästinenser unter Kunden von HSBC

Die an die Öffentlichkeit gedrungenen Informationen werden viele Regierungen, Politiker und Geschäftsleute in Schwierigkeiten bringen. Mehr als 100.000 Namen aus 200 Ländern tauchen in den Dokumenten auf, darunter die Namen von Verwandten des syrischen Machthabers Baschar Al-Assad, dem ehemaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak und Chinas Ex-Premier Li Peng.

Wie die israelische Zeitung „Haaretz“ schreibt, haben auch etwa 6.500 Israelis Bankkonten in der HSBC-Filiale in Genf unterhalten. Ingesamt sollen diese rund 10 Mrd. Dollar in dem Land hinterlegt haben. Zu ihnen sollen auch der Diamentenhändler Benny Steinmetz und sein Bruder Daniel gehören, die mehr als 100 Millionen Dollar in Genf angelegt haben sollen. Auch Rabbi David Pinto, ein Nachkomme aus der berühmten Rabbinerfamilie, soll mit 2,3 Millionen Dollar Konten bei der HSBC unterhalten haben. Zu den Kunden des britischen Finanzinstituts gehörten auch 55 Palästinenser. Sie sollen etwa 148 Millionen Dollar angelegt haben.

Könige, Geistliche und Sportler auch unter den Anlegern

Unter den Kunden der Schweizer HSBC sollen neben Persönlichkeiten wie König Abdullah II. und dem Sultan von Oman auch Geistliche wie das Oberhaupt der armenischen Kirche, Karekin II., sein. Auch bekannte Namen aus dem Sport wie Fernando Alonso, Valentino Rossi und Flavio Briatore finden sich auf der Kundenliste der dem Guardian zufolge zweitgrößten Bank der Welt. Die Bank hat sich zu den Vorwürfen geäußert, allerdings ohne konkret auf das Datenleck einzugehen. Einsilbig hieß es nur, man habe in der Vergangenheit „zu viele Hochrisiko-Konten“ geführt.

Der HSBC drohen jetzt Rekordstrafen. Offenbar haben die Mitarbeiter des Geldhauses gezielt ihren Kunden geholfen, Geld vorbei am Fiskus zu schmuggeln. Erst vor drei Jahren hatte sich die HSBC in den USA für 1,9 Milliarden Dollar vom Vorwurf der Geldwäsche und Terrorfinanzierung freigekauft.

Der Whistleblower Falciani hatte sich 2008 mit den Informationen in Spanien verhaften lassen. Das Land weigerte sich den ehemaligen Mitarbeiter an die Schweiz auszuliefern. 2013 kehrte Falciani nach Frankreich zurück und lebt seither unter massivem Polizeischutz an verschiedenen unbekannten Orten.