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Gesellschaft

„Ich schäme mich, nur ein Kind zu haben“

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Wie viele Kinder sollte eine türkische Familie haben? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Der türkische Außenminister erhoffte sich drei Kinder, seine Frau jedoch erfüllte ihm diesen Wunsch nicht. In Den Haag plauderte er über sein Privatleben.

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Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu (re.) hat sich bei seinem Besuch in den Niederlanden auch über die eigene Familienplanung geäußert. Çavuşoğlu kam in Den Haag auf Einladung des Unternehmerverbands TÜMSIAD (Tüm Sanayici ve İşadamları Derneği; Gesamtverein Industrieller und Geschäftsleute) mit Vertretern aus der Zivilgesellschaft sowie der Wirtschaft zusammen. Hier äußerte sich der Minister über das Problem der Überalterung der Gesellschaft und gab Interna seiner eigenen Familienplanung preis.

Nach einem ernsten Einlass über die Überalterung der Gesellschaften in Zukunft, in der er eine Bedrohung für Wachstum und Stabilität sehe, scherzte Çavuşoğlu: „Ich habe dies auch bei meinen Gesprächen in England gesagt. Nun könnt Ihr fragen, ‚Du sprichst so, aber wie viele Kinder hast Du denn selbst?‘ Ich schäme mich das zu sagen, aber ich habe nur eins. Ich habe einen Fehler begangen, begeht diesen Fehler nicht. Wir üben immer noch Druck auf meine Frau aus. Der Staatspräsident übt Druck aus, seine Frau Emine übt Druck aus. Von hier aus appelliere ich an meine Frau: Sie soll ihr Wort halten. Das ist der letzte Ausweg“. Çavuşoğlu ist seit 1993 verheiratet und hat eine 21-jährige Tochter.

Die Aussage ist im Kontext der Familienpolitik der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung AKP zu verstehen. Bei öffentlichen Veranstaltungen und Hochzeiten melden sich AKP-Politiker des Öfteren zu Wort und fordern türkische Ehepaare auf, mindestens drei Kinder zu zeugen. Die Art und Weise, wie beispielsweise Erdoğan diese Aufforderung zur Sprache bringt, wurde im In- und Ausland als Eingriff in die Privatsphäre gedeutet und führte zu Diskussionen.

„Mache mir Sorgen um die Zukunft Europas“

Der Minister sprach auch über Probleme Europas und sagte, dass er sich über die Zukunft des Kontinents große Sorgen mache: „Wir müssen zahlreicher werden und wachsen. Die größte Kraft, das größte Potential eines Landes, stellt seine junge, dynamische Bevölkerung dar. Wisst Ihr, was das größte Problem Europas ist? Mindestens so bedeutend wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist es das Problem der Überalterung der Bevölkerung. Ich war als Mitglied des Europäischen Rates verantwortlich für die Flüchtlingsfrage. Ich habe Berichterstatter ernannt. Als ich die Berichte las, bekam ich Gänsehaut. Um ihrer [Europas] Zukunft wegen.“

Die AKP-Regierung plant derweil, ihre Familienpolitik auch auf das Ausland auszuweiten und außerhalb der Türkei lebenden türkischen Familien im Falle der Geburt eines Kindes eine einmalige finanzielle Hilfe zu zahlen.