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Gesellschaft

Idschma als Weg zum Frieden in der islamischen Welt

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600 Teilnehmer aus 80 Ländern versammelten sich Ende April in der Türkei zu einem Islamkongress, der zur Stärkung des Konsenses und der Besinnung auf Frieden und Einigkeit der Muslime beitragen sollte. (Foto: zaman)

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Idschma als Weg zum Frieden in der islamischen Welt
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Das Blutvergießen in der islamischen Welt muss endlich aufhören. Um dieses Ziel erreichen zu können, müssen zunächst einmal die islamischen Gelehrten hervortreten. Angeleitet von den Gelehrten bedarf es für die Muslime der Auferstehung ihres – im Laufe der Geschichte des Islams gereiften – kollektiven Bewusstseins.

In der Zeit vom 27.-28. April haben 600 Gelehrte aus 80 Ländern in Istanbul an der Veranstaltung mit dem Titel „Die gemeinsame Landkarte – Tagung der Idschma und des kollektiven Scho’ur“ teilgenommen. Die von den Zeitschriften Yeni Ümit und Hira arrangierte Tagung hat es denn auch zumindest unter den Teilnehmern geschafft, dieses gewisse kollektive Bewusstsein wiederzuerwecken.

Gemeinsame Tradition des Friedens wiedererwecken

Man ist dabei gezielt zu einer Zeit zusammengekommen, in der es am nötigsten ist. Von Arakan bis Syrien, von Afghanistan bis Mali sehnen sich die Muslime nach Wegweisern, die sich mit ihren Situationen auseinandersetzen und ihnen die Hand ausstrecken. Die Vorträge der Gelehrten, die wiederholt Bezug nahmen auf die Zerstörung und das Leiden in Ländern wie Syrien, Irak, Afghanistan waren praktisch eine Art Hilferuf. Das zivilgesellschaftliche Treffen in Istanbul hat die Autorität der religiösen Gelehrten und der sozialen Führung hervorgehoben und somit einen möglichen Weg zurück zur Tradition des Friedens in der islamischen Welt vorgestellt.

Zwei Tage lang wurde das Thema Idschma behandelt. Dieser Begriff bezeichnet den Konsens der islamischen Gelehrten über (aktuelle) Angelegenheiten aus der Perspektive des Korans und der Sunna. Zur Lösung der Probleme, mit denen die ganze Menschheit konfrontiert ist, wurden Botschaften des Friedens und der Brüderlichkeit übermittelt. Scho’ur steht übrigens für „Bewusstsein“ und „Besinnung“. Die Atmosphäre während des Meetings schaffte genau ein Beispiel jener Zusammengehörigkeit, nach der man sich lange gesehnt hat und die man auch auf breiter gesellschaftlicher Ebene anstrebt.

So bot etwa die angeregte Unterhaltung eines türkischen Gelehrten mit einem Theologiestudenten aus Kamerun beim Mittagessen während der Tagung ein schönes Bild, welches eindrucksvoll veranschaulichte, dass das Gesetz der Brüderlichkeit keine Hautfarbe, Rasse oder geografischen Grenzen kennt. Von Afrika bis in die Türkei sind alle, Türken, Kurden, Araber und Afrikaner, Brüder.

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Die Türkei, welche eine Brücke zwischen der arabisch-islamischen Welt und Europa darstellt, nimmt derzeit die Rolle einer Art Drehscheibe der islamischen Welt wahr. Mit diesem Meeting ergab sich für die türkischen Gastgeber die Möglichkeit, zur Einigung unter den islamischen Ländern sowie zur Erleichterung aktueller, komplizierter Situationen und zum Ende des Terrorismus beizutragen.

Einigende Autorität der Idschma gegen spaltende Wirkung der Politik

Die Tagung war eine sehr gute, positive Form einer Repräsentation der islamischen Welt. Dass aus vielen unterschiedlichen Nationen Muslime zusammengekommen sind, zeigte, was für eine große Brüderlichkeit herrschte und wie folglich die Idschma auf genau jene Art verwirklicht wurde, die als wünschenswert erscheint.

Professor Ahmed Abbadi aus Marokko, der an der Tagung teilnahm, beschreibt dies in seinen Worten nur allzu deutlich: „Der Wind der Idschma muss in der muslimischen Welt noch heftiger wehen. […] Die Muslime haben das Bedürfnis, in Frieden zu leben. Politik produziert Konkurrenz, Streit und Ungerechtigkeit. Die einzige Lösung ist es, den Frieden, welcher in Gerechtigkeit gegründet wird, in der Idschma zu finden.“

Auch Abdulmecid Neccar, der Generalsekretär des Internationalen Verbands der Gelehrten, betont: „Die Muslime erkennen die von der Idschma festgelegten Themen als rechtens an. Daher sollte die Autorität der Idschma in der muslimischen Welt als souverän anerkannt werden“.