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Politik

Iftar abgesagt: Streit um Armenien-Resolution erreicht den Ramadan

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Der Streit um die Armenien-Resolution geht auch im Ramadan weiter und hat Auswirkungen auf die traditionellen Aktivitäten im Fastenmonat.

Wie gestern bekannt wurde, hat die Berliner Şehitlik-Moschee ein für Donnerstag geplantes Iftar, das Essen zum Fastenbrechen, abgesagt. Eingeladen waren Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und die Bundestagsabgeordneten Özcan Mutlu (Bündnis 90/Die Grünen) und Azize Tank (Die Linke).

Hintergrund der Absage sind die Diskussionen rund um die Armenien-Resolution, die der Bundestag letzten Donnerstag beschlossen hatte. DITIB zufolge haben „die Angriffe insbesondere in sozialen Medien sowie Drohungen gegen die Moschee und Ankündigungen von zeitgleichen Demonstrationen vor der Moschee“ zu großen Bedenken bezüglich Sicherheit und Atmosphäre geführt, sodass man zu der Entscheidung gelangt sei, den Iftar-Empfang abzusagen.

Auslöser für die Proteste in den sozialen Medien war ein Facebook-Post von Bekir Yılmaz, dem Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde zu Berlin, auf den hin viele User gegen die geladenen Politiker hetzten. Gegenüber DTJ verteidigt sich Yılmaz und beteuert, dass er „für den Dialog mit deutschen Politikern“ sei und nichts gegen die Teilnahme Lammerts habe, aber „dass türkischstämmige Politiker wie Özcan Mutlu und Azize Tank daran teilnehmen, finde ich nicht in Ordnung. Sie wissen, wie die türkische Community zur Armenier-Frage steht und hätten das in die Debatte im Bundestag einbringen müssen.“

Die Deutschtürken bräuchten deshalb keine Politiker wie die genannten als Vermittler, so Yılmaz. Das Gespräch solle man direkt führen. Ihm zufolge habe sich die Einstellung zur Armenierfrage zu einer politischen Gretchenfrage entwickelt. Je nachdem, ob man der Meinung ist, dass es sich um einen Völkermord gehandelt hat, oder nicht, würden sich die politischen Parteien mehr oder weniger dialogbereit zeigen.

Die Şehitlik-Moschee selbst wird von DITIB verwaltet, die wiederum die Auslandsorganisation der türkischen Religionsbehörde Diyanet ist und als solche vom türkischen Staat betrieben und finanziert wird. Besonders pikant: Ihr Name und Ort haben einen direkten Bezug zur Völkermord-Debatte. „Şehitlik“ bedeutet „Märtyrertum“ und bezieht sich auf zwei vor der Moschee beerdigte „Märtyrer“. Bei diesen handelt es sich um Cemal Azmi und Bahattin Şakir, die beide in die Massaker der Jahre 1915 und 1916 verstrickt waren und 1922 in Berlin von einem armenischen Rachekommando erschossen wurden. Azmi ist auch als „Henker von Trabzon“ („Trabzon Celladı“) bekannt. Er soll 1915 Tausende von Armeniern im Schwarzen Meer ertränkt und sich deren Eigentum angeeignet haben.