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Bildung & Forschung

Erfolgsrezept Internationalisierung

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Die LMU gehört zu den anerkanntesten Universitäten in Deutschland – und der Welt. Wir sprachen mit dem Präsidenten Prof. Dr. Bernd Huber über das Erfolgsrezept der Münchner Hochschule. (Foto: youtube)

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Der demographische Wandel – sprich Alterung und Rückgang der Bevölkerung – wirkt sich auch auf die Hochschulen aus. Die Münchener Ludwig-Maximilian-Universität setzt auf Internationalisierung der Lehrpersonals und der Studentenschaft. Im DTJ-Interview erklärt der Präsident der erfolgreichsten deutschen Universität, Prof. Dr. Bernd Huber, wie er den Bologna-Prozess sieht und wie man ohne Studiengebühren auch erfolgreich sein kann. Außerdem hat er auch eine Empfehlung an die diesjährigen Abiturienten.

Auf der Times Higher Education World University Ranking-Liste steht die LMU auf Platz 29. Letztes Jahr waren Sie noch auf Platz 50. Wie haben Sie das geschafft?

Diese Rankings sind zwar umstritten, aber die LMU hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Die LMU war und ist eine der besten und größten deutschen Universitäten. Gerade durch Initiativen wie die Exzellenzinitiative und auch andere Wettbewerbe haben wir noch einmal die Chance bekommen, einen deutlichen Sprung nach vorne zu machen. Es freut mich besonders, dass wir in unseren vier Schwerpunkten Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Medizin und Naturwissenschaften in Deutschland eine führende Rolle spielen und in Europa in vieler Hinsicht unter den Top Ten sind. Das ist vor allem ein Verdienst unserer kreativen und innovativen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Zudem ist die Internationalisierung ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie, 50 Prozent unserer Nachwuchswissenschaftler kommen mittlerweile aus dem Ausland. Auch der Anteil von ausländischen Studierenden steigt. Er beträgt 15 Prozent (7.000 Studierende). Insgesamt haben wir über 50.000 Studierende.

Was macht die LMU so besonders unter etwa 350 deutschen Hochschulen?

Zum einen haben wir als Volluniversität natürlich eine sehr lange Tradition in Forschung und Lehre. Wir haben in den letzten Jahren konsequent auf wissenschaftliche Qualität gesetzt und einige Strategieprozesse durchlaufen. Diese Maßnahmen haben uns zu unserer derzeit sehr guten Position verholfen. Ein weiterer Vorteil ist aber auch der Standort München. Wir bewegen uns hier in einem sehr attraktiven Umfeld mit anderen außeruniversitären Forschungsinstitutionen und Hochschulen, das sind natürlich beste Bedingungen.

Sie haben von der Exzellenzinitiative gesprochen. Was ist das genau?

Die Exzellenzinitiative ist ein Wettbewerb, der vor gut zehn Jahren gestartet wurde, mit dem Ziel, die Spitzenforschung zu fördern. Das ist ein sehr kompliziertes Förderformat. Das Besondere dieser Förderung ist, dass einige Universitäten als Exzellenzuniversität ausgezeichnet wurden. Die LMU war eine von insgesamt zwölf Universitäten, die am erfolgreichsten in diesem Wettbewerb abgeschnitten hat. Die Förderung läuft wird bis 2017.

Was machen denn Ihre Absolventen nach dem Abschluss?

Das hängt sehr stark vom Fach ab. Wir haben natürlich viele Absolventen aus den Bereichen Medizin, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, hier bietet der Arbeitsmarkt insgesamt viele Chancen. Ich würde jedoch sagen, dass ein Abschluss der LMU unsere Absolventen bei ihrer beruflichen Karriere sicherlich unterstützen kann.

Zum Bologna-Prozess: Wie hat sich dieser Prozess auf ihre Arbeit ausgewirkt?

Das war eine der größten Umstellungen der letzten Jahre an den deutschen Universitäten. Bei solchen Reformen gibt es immer positive Entwicklungen, aber auch kritische Punkte. Positiv hervorzuheben ist, dass ein Ziel erreicht wurde, denn inzwischen konnte und kann sich ein erheblicher Teil der Studierenden mit dem Bachelor-Abschluss erfolgreich für den Arbeitsmarkt qualifizieren. Derzeit ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt auch sehr günstig, was diese Entwicklung befördert. Es wird aber auch kritisiert, dass die Studiengänge sehr stark reguliert sind. In der nächsten Phase müssen wir deshalb diese Schwächen möglichst beseitigen. Es gibt da kein Zurück, wir werden diesen Weg in Deutschland weitergehen. Auch die Türkei ist ein Teil von Bologna und geht diesen Weg mit. Ich bin zuversichtlich, dass sich dieses System etabliert.

Welche Folgen hat die Abschaffung der Studienbeiträge für die Hochschulen?

Das Thema müssen wir abschließen. Studienbeiträge sind in der Öffentlichkeit niemals auf große Akzeptanz gestoßen. Am Ende haben sich alle Bundesländer dafür entschieden, sich von den Studienbeiträgen zu verabschieden. Das hat natürlich finanzielle Konsequenzen, die aber in Bayern dadurch ausgeglichen wurden, dass von staatlicher Seite Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Wir hatten also keine finanziellen Einbußen. Es wurde in den letzten Jahren viel dafür getan, dass die deutschen Hochschulen finanziell gut ausgestattet sind. Allein die Exzellenzinitiative förderte die Hochschulen mit insgesamt 4,6 Milliarden Euro, außerdem gab es weitere Programme wie den Hochschulpakt.

Die deutschen Unternehmen klagen immer wieder über den Fachkräftemangel. Warum können die deutschen Hochschulen diesem Bedarf nicht gerecht werden?

Aufgrund des demografischen Wandels werden wir zunehmend weniger Absolventen haben. Diese demografische Entwicklung werden wir in den Hochschulen ab 2020 bzw. 2025 zu spüren bekommen. Deshalb arbeiten wir schon jetzt daran, für internationale Studierende noch attraktiver zu werden. Im Moment liegen die Studierendenzahlen an deutschen Hochschulen weit über ihren Kapazitäten, aber diese Zahlen werden in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen. Der demografische Wandel macht uns natürlich in Deutschland insgesamt zu schaffen. Die Problematik „Fachkräftemangel“ bezieht sich aber weniger auf die Absolventen von Hochschulen, sondern auf diejenigen, die in die duale Ausbildung gehen. Hier muss jeder Arbeitgeber seine Arbeitsplätze für Arbeitnehmer attraktiver machen, um Fachkräfte für sein Unternehmen zu gewinnen.

Das Jahr 2014 war das deutsch-türkische Wissenschaftsjahr. Haben Sie auch Kooperationen mit Hochschulen aus der Türkei?

Ja, haben wir. Zum Bespiel im Bereich Medizin, aber auch auf anderen Gebieten. Im Rahmen des Erasmus-Programms haben wir einen intensiven Austausch. Wir haben 300 Studierende aus der Türkei, die nicht Bildungsinländer sind. Der schwäbisch sprechende Türke, der hier Abitur gemacht hat, ist also hier nicht inbegriffen. Da die Wissenschaft immer internationaler wird, hat auch die LMU schon enge Bande geknüpft und fördert diesen Austausch.

In einigen Wochen sind Abiturprüfungen und die anstehenden Studenten stehen vor einem der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens. Was ist ihr Rat?

Bildung ist einer der wichtigsten Qualifikationsfaktoren für die eigene berufliche Entwicklung. Das zeigen die Erfahrungen der Vergangenheit. Mit einem Universitätsabschluss hat man hervorragende Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Darüber hinaus bietet das Studium auch individuelle Entwicklungsperspektiven. Wer das möchte, dem empfehle ich zu studieren.