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Politik

Nach Berlin-Aufenthalt: Genesener Talabani kehrt in den Irak zurück

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Der irakische Präsident Jalal Talabani ist den Irak zurückgekehrt. Offen ist, wie der kurdischstämmige Politiker sich in der Frage des Referendums zur kurdischen Souveränität positionieren wird. (Foto: reuters)

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Jalal Talabani.
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Nach mehr als 18 Monaten Aufenthalt im Berliner Charité-Krankenhaus ist der irakische Präsident Jalal Talabani kurdischen Medien zufolge im Irak angekommen. Das krisengebeutelte Land steht seit dem Sturz Saddam Husseins 2003 vor seiner größten Herausforderung: Militante sunnitische Gruppen haben Mitte Juni mit den vom benachbarten Syrien aus operierenden IS (Islamischer Staat) – ehemals ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) – weite Teile des Zweistromlandes unter ihre Kontrolle gebracht.

Der mittlerweile 80-Jährige gilt als gemäßigt und ist stets als Mittler zwischen allen politischen Richtungen des Landes zu Rate gezogen worden. Doch nach langer Zeit der Abwesenheit wird sein verbliebenes Potenzial nicht zuletzt seiner gesundheitlichen Fassung, sondern auch seines politischen Einflusses wegen angezweifelt: Die irakische Verfassung sieht als Präsidenten des Landes einen Kurden vor, als Parlamentspräsidenten einen arabischen Sunniten und als Ministerpräsidenten einen Schiiten. Der umstrittene Ministerpräsident Nouri al-Maliki wird im Volksmund auch „Saddam-Light“ genannt, neben seinem Amt hat er auch jene des Innenministers, des Vorsitzenden des Nationalen Sicherheitsrates, den des Geheimdienstchefs und den des Verteidigungsministers inne – eine Ämterkumulierung, die ihresgleichen sucht.

Die Partei Talabanis, die PUK – Patriotische Union Kurdistans – verkündete, dieser werde seine Pflichten als Präsident des Irak wieder aufnehmen.

Die Spekulationen rund um diesen Zeitpunkt der Rückreise Talabanis reichen vom derzeitigen Versuch der Bildung einer neuen Regierung in Bagdad über Vermittlungsversuche zwischen den Konfliktparteien im Land bis hin zum Widerstand gegen Barzanis Vorhaben der Ausrufung eines unabhängigen Kurdistan, der einen baldigen Referendumstermin zur Abspaltung der Autonomen Republik vom Rest des Landes ansetzen will.

Iran strikt gegen Abspaltung der Kurdenregion

Der Nah-Ost-Experte Toby Dodge erwähnte gegenüber der türkischen Hürriyet Daily News, dass nicht nur die Türkei erbitterte Gegnerin eines unabhängigen Kurdenstaates sei, sondern auch der Iran. Die Führung in Teheran hat ihm zufolge ein großes Interesse daran, den schiitisch dominierten Irak als Ganzes zu erhalten. Das iranische Konsulat in der kurdischen Stadt Sulaymaniya veröffentlichte in diesem Zusammenhang einen Artikel mit dem Titel „Ein Einblick in die Beziehungen zwischen dem Iran und der kurdischen Region des Irak“ und ließ verlauten, dass „Bemühungen zur Abspaltung vom Irak die Beziehungen erkalten lassen“ würden.

Dodge zufolge könnte der Iran-freundliche Talabani gegen Massud Barzanis Pläne agieren und als Gegengewicht zu ihm eine Abspaltung der Autonomieregion Kurdistan zu Gunsten des Irak und des Iran ablehnen.

Währenddessen veröffentlichte die offizielle Internetpräsenz der Regionalregierung Kurdistans einen offenen Brief Massud Barzanis bezüglich der Ankunft des irakischen Präsidenten, in dem dieser seine Freude über Talabanis Rückkehr zum Ausdruck bringt und dass er sich sicher sei, „dass seine Rückkehr Grund für Einheit und mehr Brüderlichkeit zwischen kurdischen Kräften sein wird.“