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Politik

Sunnitische Stämme beenden anscheinend Allianz mit IS

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Sunnitische Stämme wollen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ gewaltsam aus dem Westirak vertreiben. Sie kooperieren dafür sogar mit der irakischen Armee. Doch Ministerpräsident al-Maliki enttäuschte die Stämme schon einmal. (Foto: reuters)

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Isis-Terroristen
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Sechs Wochen nach dem Vormarsch der Terrororganisation IS (Islamischer Staat) – ehemals ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) – im Irak scheint nun die kurzzeitige Allianz zwischen IS und sunnitischen Stämmen zu brechen. Ein Stammesführer in der westirakischen Provinz al-Anbar, Ahmed Abu Rischa, sagte dem kurdischen Nachrichtenportal Rudaw am Samstag in einem Telefon-Interview, dass seine Kämpfer die Dschihadisten aus der Region vertreiben und „die Stadt Falludscha in den kommenden Tagen befreien“ wollten. Seinen Angaben nach soll es dafür sogar eine Kooperation mit dem irakischen Militär geben.

Bislang sahen einige Teile der irakischen Sunniten die Extremisten als ungeliebte, aber wichtige Waffenbrüder im Kampf gegen die von Schiiten dominierte Regierung in Bagdad, die gegenüber den irakischen Sunniten eine Marginalisierungspolitik betreibt. Nun betonte Abu Rischa, dass die IS-Kämpfer in Anbar mit zunehmender Gewalt gegen Stammesführer vorgingen, die sich ihnen nicht unterordnen wollten. Einige seien sogar hingerichtet worden.

IS an sunnitische Stämme: Unterwerfung oder Bestrafung

Auch in der irakischen Provinz Dijala kommt es anscheinend zum Bruch sunnitischer Stämme mit IS. Wie das Nachrichtenportal Sumaria News am Freitag berichtete, stellten die Dschihadisten in Dijala fünf sunnitischen Gruppen, die eigentlich an ihrer Seite gegen die Regierung in Bagdad kämpften, ein 48-Stunden-Ultimatum. Entweder ordnen Kämpfer sich innerhalb dieser Frist unter, oder sie verlassen die Region. Wenn nicht, müssen sie mit Bestrafung rechnen.

IS schlachtete den Vormarsch sunnitischer Regierungsgegner auf Mossul und Bagdad zwar medial aus und präsentierte sich als Speerspitze des Angriffs. Jedoch ist davon auszugehen, dass der Vormarsch vor allem durch andere sunnitische Gruppen, wie etwa militärische Netzwerken ehemaliger Baath-Kader (bsp. Naqshbandi-Armee, Erweiterter Militärrat der Irakischen Revolutionäre) ermöglicht wurde.

Es ist nicht das erste mal, dass sich die sunnitischen Stämme in der Provinz al-Anbar gegen extremistische Gruppen wenden. Im Jahre 2005 während der US-Besetzung des Iraks initiierte das US-Militär einen Zusammenschluss verschiedener sunnitischer Stämme gegen al-Qaida nahe Gruppen im Irak. Die Bewegung ist als „National Council for the Salvation of Iraq“ oder auch „Sahwa Movement“ bekannt und war unter irakischen Sunniten auf Grund der Zusammenarbeit mit den Amerikanern und der irakischen Regierung sehr umstritten. Im Kampf gegen extremistische Gruppen erwiesen sich die Sahwa-Einheiten jedoch als effektiv.

Maliki weigerte sich in der Vergangenheit, die Stammesmilizen einzugliedern

Die Bewegung verlor massiv an Einfluss, als der irakische Ministerpräsident al-Maliki sich weigerte, Sahwa-Verbände in die irakischen Streitkräfte zu integrieren. Dass sich die Stämme nun doch wieder zu einer Kooperation mit der Regierung in Bagdad eingelassen haben, zeigt, wie groß die Spannung zwischen ihnen und dem IS sein müssen.

Mittlerweile hat IS auch im Bürgerkriegsland Syrien große und strategisch wichtige Landstriche erobert und war bereits monatelang in Al-Anbar präsent, bevor sie im Juni ihren Eroberungszug in Richtung Mossul und Bagdad begann. Die eigenmächtige Ausrufung eines Kalifats Ende Juni diente anscheinend auch dazu von Spannungen zwischen IS und anderen in der Region aktiven Gruppen abzulenken. (dpa/dtj)