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Politik

Ex-Militärs aus dem Westen gründen eigene anti-IS Milizen im Irak und Syrien

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Immer mehr Ex-Militärs aus westlichen Staaten wollen die Kurden gegen den IS unterstützen und reisen in das Kriegsgebiet. Sie formen bereits eigene Milizen: Die „Lions of Rojava“ und die „1st North American Expeditionary Force“. (Foto: cihan)

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Mehrere Peschmerga Kämpfer liegen hinter einem Erdwall nahe der irakischen Stadt Kirkuk. Im Hintergrund sind Rauchsäulen zu sehen.
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Teil 1

Der blutige Konflikt in Syrien und im Irak zieht immer mehr Kämpfer aus verschiedenen Regionen der Welt an. Bislang fokussieren sich westliche Medien vor allem auf die Tausenden Freiwilligen, die sich aus Zentralasien, der Türkei, dem arabischen Raum und auch westlichen Staaten der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) anschließen. Europäische und amerikanische Sicherheitsbehörden konnten bislang trotz verschiedener Maßnahmen den Strom dieser Personen in die Kriegsregion nicht stoppen. Die Furcht, dass sie sich vor Ort weiter radikalisieren, Ausbildung an Waffen und Sprengstoff erhalten und nach ihrer Rückkehr auch in westlichen Staaten einsetzen könnten, ist berechtigt.

Doch momentan vollzieht sich im Kontext des Krieges im Irak und in Syrien eine weitere sicherheitsrelevante Entwicklung, die ebenso viel Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden und der Politik verdient. Auf sozialen Netzwerken häufen sich seit einigen Monaten die Berichte über Menschen aus Europa und Nordamerika, die nach Syrien und den Irak reisen, um dort an der Seite der Kurden bzw. ihrer Milizen gegen den IS zu kämpfen.

Bei genauerer Betrachtung dieses Phänomens lässt sich die Tendenz erkennen, dass diese Personengruppe aus sicherheitspolitischer Sicht weit gefährlicher ist als die der IS-Freiwilligen. Denn anders als die meisten aus westlichen Staaten kommenden Freiwilligen, die sich dem IS anschließen, sind diese „Freiwilligen“ anti-IS Kämpfer oft ehemalige Soldaten und militärisch gut ausgebildet.

Irak: Ex-Militärs aus den USA, Kanada, Großbritannien und Israel

Zwar haben sich auch aus Deutschland und anderen westlichen Ländern mehrere Zivilisten – darunter auch Mitglieder von Rockerclubs, etwa des „Median Empire“ aus Köln – den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (Yekîneyên Parastina Gel, YPG), also dem militärischen Arm der PKK-Schwesterpartei in Syrien, angeschlossen. Doch die Zahl von ehemaligen Soldaten westlicher Staaten, die sich ins Kampfgebiet aufgemacht haben, steigt stetig.

Genau wie im Falle der IS-Rekruten beschränkt sich das Phänomen bei den anti-IS Freiwilligen nicht ausschließlich auf männliche Personen. So schloss sich mit Gill Rosenberg, einer israelisch-kanadischen Staatsbürgerin und ehemaligen Soldatin der israelischen Streitkräfte, bereits eine Veteranin der YPG an. Weitere prominente Beispiele der anti-IS Freiwilligen aus westlichen Staaten sind James Hughes, ehemaliger Infanterist in der britischen Armee und Afghanistan Veteran und Jamie Read, einem Schotten, der laut Daily Record in der französischen Armee ausgebildet wurde. Die beiden letztgenannten wurden Medienberichten zufolge von dem ehemaligen amerikanischen Soldaten Jordan Matson für die Gruppe „Lions of Rojava“ rekrutiert.

In Bezug auf die anti-IS Freiwilligen aus westlichen Staaten sind zwei Gruppierungen momentan federführend. Die oben genannte Gruppierung „Lions of Rojava“, gehört anscheinend zur in Syrien operierenden YPG. Sie ist bereits seit einiger Zeit im Kampfgebiet aktiv und verbreitet auf Sozialen Netzwerken regelmäßig Informationen über Kämpfe, neue Rekruten etc. Eine jüngere Gruppe stellt die „1st North American Expeditionary Force“ dar, die erst seit wenigen Wochen aktiv zu sein scheint und ihre Aktivitäten auf den Nordirak konzentriert.

Anti-IS Kämpfer „müssen bereits im Kriegseinsatz funktioniert haben“

Besonders im Fall der „1st North American Expeditionary Force“ fällt auf, dass die Gruppe ihre Rekrutierung von „Freiwilligen“ im Netz offen betreibt und ihre Aktivitäten in etlichen Berichten vor allem kanadischer Zeitungen Beachtung findet. So berichtete die Zeitung National Post von dem ehemaligen kanadischen Soldaten Dillon Hillier, der sich am vergangenen Freitag im Nordirak den paramilitärischen kurdischen Streitkräften angeschlossen hat. Er reiste von Kanada über London nach Qatar, von wo er schließlich in die nordirakische Stadt Sulaimaniyya flog.

Das Bild von der Facebook Seite der 1st North American Expeditionary Force zeigt Hillier neben einem Peschmerga Kämpfer.

Der ehemalige kanadische Soldaten Dillon Hillier hat sich vor zwei Wochen den paramilitärischen kurdischen Streitkräften (Peschmerga) im Irak angeschlossen.

Die Zeitung interviewte daraufhin den Gründer der Gruppe, Ian Bradbury, der die Rekrutierung von Freiwilligen, ihre Reise in den Irak und die Kontaktherstellung mit kurdischen Peschmerga-Verbänden koordiniert. Bradbury gab an, dass ihn seit dem Bericht über Hillier mehr als 100 Personen kontaktiert hätten, um sich für den Kampf gegen den IS zu melden. Den Großteil dieser Anwärter hätten Kanadier gestellt. Jedoch hätten auch Personen aus den USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland und Norwegen ihr Interesse bekundet.

Etwa die Hälfte der Personen würde derzeit überprüft, die anderen hätten den Ansprüchen für eine Verwendung als Kämpfer gegen den IS nicht genügt, so Bradbury laut National Post: „Sie müssen mindestens eine militärische Ausbildung Auslandserfahrung haben. Sie müssen bereits in einem Kriegseinsatz funktioniert haben und bewiesen haben, dass sie mit solchen Belastungen umgehen können.“