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Politik

Deutsche Islamwissenschaftlerin: IS-Gräuel haben nichts mit dem Islam zu tun

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Eine Berliner Islamwissenschaftlerin vergleicht den „Islamischen Staat“ (IS) mit der Sekte der Charidschiten aus dem 7. Jahrhundert. Unterdessen schließen sich mehrere Al-Qaida-Verbände aus dem Maghreb der Terrormiliz an. (Foto: reuters)

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Die Berliner Islamwissenschaftlerin Angelika Neuwirth hat in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) deutlich gemacht, dass das brutale Vorgehen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) weder im Koran selbst noch in der islamischen Tradition eine Grundlage hat. Damit bestätigt sie, was islamische Gelehrte und Institutionen in aller Welt während der vorangegangenen Monate geäußert hatten: nämlich, dass dieses Handeln nicht zum Islam gehört.

Neuwirth zufolge handelt es sich bei den Gräueltaten der Terrormiliz um einen Missbrauch des Islam. Das Kriegsrecht, das es im Islam auch gibt, habe überhaupt nichts damit zu tun. Das Gebaren der Extremisten erinnere eher an die frühislamische Sekte der Charidschiten aus dem 7. Jahrhundert, die mit ähnlich triumphalem Gestus roheste Gewalt angewendet hätten.

Diese Sekte habe damals mit extremer Grausamkeit alle nicht zur eigenen Gruppe gehörenden Muslime systematisch verfolgt. Andersgläubige, Christen und Juden, ließ man jedoch unbehelligt. Nach der Logik der Charidschiten mussten nur Muslime dafür bestraft werden, dass sie sich der radikalen Sekte nicht anschlossen. So etwas wie IS habe es jedoch sonst in der gesamten islamischen Geschichte nie gegeben, schon gar nicht unter dem Deckmantel der islamischen Religion.

Kein Bezug zum Kriegsrecht im Koran

Neuwirth äußerte, sie glaube nicht einmal, dass sich die Kämpfer überhaupt ernsthaft auf den Koran berufen. Es habe natürlich in der Phase, in der die muslimische Gemeinde von außen bedroht war und es nicht sicher war, ob sie überleben würde, Aufrufe zum Kampf und zur Verfolgung von Ungläubigen, die sich widersetzten, gegeben, die sich auch im Koran niedergeschlagen hätten. Aber das betraf, so Neuwirth, eher den Bereich der militärischen Opportunität und habe nichts mit der systematischen Vernichtung von Andersgläubigen zu tun gehabt, wie IS sie betreibe.

Die islamischen Verbände in Deutschland wollen am Freitag mit einem bundesweiten Aktionstag öffentlich Position gegen Rassismus und Fanatismus beziehen. Auslöser dafür sind die Verbrechen sich auf den Islam berufender Terrorgruppen im Irak und in Syrien, aber auch die jüngsten Angriffe auf deutsche Moscheen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, betonte jedoch am Dienstag in Berlin: „Unsere Aktion ist keine Distanzierungsorgie.“ Zu den Ehrengästen, die in den rund 2000 teilnehmenden Moscheen erwartet werden, gehört nach Angaben der Verbände auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der in einer Moschee in Hannover zu Gast sein wird.

Unterdessen bekommt der IS Unterstützung durch Überläufer aus anderen Terrororganisationen. So hat ein Kommandeur der al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM), Gouri Abdelmalek, am Sonntag in einer Onlinebotschaft, dem IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi die Treue schwört. Zuletzt wurde über dessen Tod spekuliert.

Dem unter dem Namen Khaled Abu Suleimane besser bekannten Abdelmalek zufolge sollen auch seine Männer künftig unter dem Kommando des IS kämpfen wollen.

Bilder von Leichen zur Propaganda verwendet

Auch der algerische al-Qaida-Verband „Die mit Blut unterzeichnen“ unter Mokhtar Belmokhtar unterstellte sich kürzlich dem IS-Kommando. Der Wechsel mehrerer Verbände der vom 2011 in Pakistan getöteten Terroristen Osama bin Laden geleiteten „Djihadisten“-Gruppe zu IS deutet darauf hin, dass Letzterer zunehmend al-Qaida als führende globale Terrormiliz ablösen könnte.

Nachdem im Frühjahr 2014 die von Al-Qaida gesteuerte Al-Nusra-Front in Syrien nach einem gescheiterten Versuch al-Bagdadis, in dieser die Macht an sich zu reißen, in einer Spaltung und blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Terrorgruppen geendet hatte, liefen bereits zahlreiche syrische Al-Nusra-Einheiten zum IS über. Die Ausrufung des „Kalifats“ im Juli durch den IS hatte diesem endgültig einen globalen Popularitätsschub unter Terrorgruppen und potenziellen jugendlichen Freiwilligen verschafft. Dabei würden auch, so Experten, Bilder von verstümmelten Opfern der US-Militärschläge zu Zwecken der Mobilisierung neuer Anhänger und Freiwilliger für den Kampf eingesetzt. (KNA/FR/dtj)