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Politik

USA: „Ohne die Türkei funktioniert es nicht“ – Ankara gibt sich vorsichtig

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Am Rande von Gesprächen zwischen US-Verteidigungsminister Chuck Hagel und türkischen Offiziellen betonten diese die Wichtigkeit Ankaras im Kampf gegen IS. Ankara bleibt angesichts der 49 Geiseln in den Händen der Terroristen vorsichtig. (Foto: dpa)

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Am gestrigen Montag trafen im Oberkommando der türkischen Streitkräfte in Ankara der US-Verteidigungsminister Chuck Hagel und führende türkische Offizielle zusammen, um über das weitere Vorgehen angesichts der Entwicklungen im Irak zu beraten.

Die Türkei und die USA erörtern derzeit potenzielle Wege, um eine breite Antiterrorkoalition gegen die IS-Terrormiliz im Irak auf die Beine zu stellen und so eine adäquate Antwort auf die Bedrohung durch die schnell wachsende Djihadisten-Bewegung zu finden. Chuck Hagel besprach mit den türkischen Offiziellen, wie sich die Türkei vor dem Hintergrund der 49 Geiseln, die von der Terrormiliz seit Juni gefangen gehalten werden, in eine solche Koalition einbringen könnte.

Hagel traf sich zu diesem Zweck mit dem obersten türkischen Militäroffiziellen, Generalstabschef Necdet Özel, danach sprach er mit Präsident Recep Tayyip Erdoğan, Premierminister Ahmet Davutoğlu und Verteidigungsminister İsmet Yılmaz. Die Gesprächsrunde wird als Nachfolgetreffen zum Gespräch zwischen Erdoğan und US-Präsident Barack Obama am Rande des NATO-Gipfels in Wales in der Vorwoche interpretiert, als neun NATO-Staaten, darunter die Türkei, aber auch Australien, die Bildung einer Schwerpunktgruppe besprachen, die das Ziel der „Zerstörung von IS“ verfolgen soll.

Obama möchte am morgigen Mittwoch seine Strategie bekannt geben. Er rief mehrheitlich sunnitische Länder wie die Türkei, Jordanien und Saudi-Arabien dazu auf, an den internationalen Bemühungen teilzunehmen, die Terroristen unschädlich zu machen, betonte er in einem Interview mit NBC. „Sie müssen dabei sein“, betonte der US-Präsident mit Blick auf diese Länder. „Das ist unsere Nachbarschaft. Die Gefahren, die bestehen, treffen sie selbst mehr als uns.“

Çavuşoğlu: „Wir haben deutlich gemacht, was wir tun können“

Die Türkei allerdings will mit Blick auf ein mögliches Engagement in einer solchen Koalition vorsichtig bleiben. „Die Teilnahme der Türkei an jedweder Entwicklung und jeder Schritt, der in der Region unternommen wird, entsprechen dem Wunsch unserer Verbündeten. Wir haben aber offen angesprochen, was geschehen wird, wie es geschehen wird, was wir tun werden und was wir nicht tun werden“, äußerte sich Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu im Vorfeld der Gespräche zwischen Hagel und der türkischen Militärführung.

Çavuşoğlu betonte, es habe bisher noch keine Entscheidung darüber gegeben, wie diese Koalition aussehen und wie sie agieren solle. „Wir haben deutlich gemacht, dass wir im Einklang mit unseren Verbündeten agieren werden, und dass wir tun werden, was in dieser Angelegenheit auf unsere Schultern fallen wird, insbesondere im Hinblick auf die Bedrohungen innerhalb der Region“, antwortete der Minister auf die Frage, ob man seitens der Türkei bei der Bekämpfung der IS humanitäre oder militärische Unterstützung zu erwarten hätte.

„Was aus unserer Sicht den Unterschied macht, ist, dass wir die Realitäten in der Region sehr gut kennen und mit ihnen vertraut sind“, betonte Çavuşoğlu. „Wir kennen die Gründe für alles sehr gut, und wir haben diese unseren Verbündeten mitgeteilt. Im Moment gibt es aber keine Erwartungen oder Forderungen der Art ‚Wir erwarten von der Türkei dieses oder jenes‘. Was immer bevorsteht, haben wir bei jeder Gelegenheit gesagt, dass wir unseren Beitrag zur Stabilität der Region und zur Beendigung von Blutvergießen und Tränen leisten werden.“

„Es wird ohne die Türkei nicht funktionieren“

Trotz der Befürchtungen der Türkei, eine Mitwirkung in einer solchen Koalition könnte die Leben von 49 Staatsbürgern in Gefahr bringen, geht Washington davon aus, dass eine aktive Mitwirkung der Türkei im Kampf gegen die „Djihadisten“ unausweichlich sein werde.

„Alleine schon auf Grund der Geografie ist die Türkei absolut unverzichtbar im anhaltenden Kampf gegen IS, vor allem vor dem Hintergrund ihrer Lage und der Tatsache, dass wir militärischen Zugang zu dortigen Einrichtungen haben und Kooperationen pflegen“, äußerte sich ein ranghoher Offizieller des US-Verteidigungsministeriums gegenüber Reuters.

Der Offizielle gab keine Einschätzung dahingehend ab, was von der Türkei an Beiträgen spezifisch eingefordert werden würde, aber er sprach generell von zahlreichen Erfordernissen, denen die Koalition genügen müsse, von der Versorgung lokaler Kräfte, die gegen IS vom Boden aus kämpfen, bis hin zu Training, Wiederbetankung und Lufttransporten.

„Das sind Dinge, zu denen viele Länder beitragen können. Die Türkei ist dabei auf Grund der Geografie ein unabdingbarer Partner“, hieß es vonseiten des Offiziellen. „Das Land muss als Partner dabei sein, es wird ohne die Türkei nicht funktionieren.“