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Gesellschaft

Isabelle Matic: „Diejenigen, die Muslime als Terroristen bezeichnen, liegen daneben“

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Die französische Regisseurin Isabelle Matic gibt nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo ihren Übertritt zum Islam bekannt. In einem Interview erklärt sie, was sie dazu bewegte und warum Terrorismus und Islam keinesfalls gleichgesetzt werden dürfen.

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Die französische Regisseurin Isabelle Matic konvertiert zum Islam.
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Nach dem Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo, erklärt die französische Regisseurin Isabelle Matic öffentlich ihren Übertritt zum Islam. In einem Interview mit der algerischen Zeitung El-Bilad berichtet sie, wie sie den Islam kennen lernte sowie von ihrer zweijährigen Reise nach „dem richtigen Weg“. Außerdem erzählt sie, warum sie anfangs zögerte, ihren Übertritt öffentlich zu machen und wie sie über die islamophobe Stimmung nach den Anschlägen in Paris denkt.

Wie fühlen Sie sich, nachdem Sie nun zum Islam konvertiert sind?

Ehrlich gesagt habe ich mich, seitdem ich zum Islam konvertiert bin, sehr verändert. Seitdem ich den richtigen Weg zu Gott gefunden habe, fühle ich mich viel stärker und leide weniger, wie ich es in der Zeit davor getan habe.

Wie haben Sie Glückwünsche der Muslime überall auf der Welt und deren Unterstützung gegenüber Ihnen empfunden?

Ich war sehr berührt. Doch dies hat mich nicht verwundert, da ich die Warmherzigkeit der Muslime kenne, denn ich wuchs in einem Umfeld mit vielen Muslimen auf. Mein Mann ist ebenfalls Muslim aus Algerien und wir haben eine gemeinsame Tochter. Allerdings sind wir derzeit getrennt. Mich haben auf Facebook zahlreiche Glückwünsche erreicht sowie Tausende Freundschaftsanfragen.

Wie hat Ihre Geschichte mit dem Islam begonnen?

Der Weg bis dahin war einigermaßen lang, denn ich war Atheistin. Es fing ungefähr im November 2012 an als ich nach Skoura in Marokko zu einem Filmfestival fuhr. Als ich im selben Monat nach Frankreich zurückkehrte, habe ich eine christliche Freundin getroffen und sagte zu ihr: „Wenn ich den Mut dazu hätte zu sagen, dass es einen Gott gibt, so würde ich sagen, dass ich seine Existenz in der Wüste in Marokko gespürt habe.“ Dieses Gefühl blieb in meiner Erinnerung und ich dachte, dass ich an diesen Ort zurückkehren muss, da ich dort etwas verpasst habe. Es vergingen mehrere Monate und ich konnte erst im Mai letztens Jahres zurück. Ich flog nach Rabatt und besuchte einige Freunde dort. Ich erzählte einem Freund von meinem Gefühl. Er sagte, dass ich ein Zeichen von Gott bekommen hatte. Und von da an begann der Weg sich mir langsam zu öffnen. Ich begann viel darüber nachzudenken und eines Tages erreichte mich ein wichtiger Anruf. Ich sollte im Oktober 2014 zum Filmfestival nach Skoura reisen und in der Jury sitzen. Ich freute mich sehr darüber, denn es war eine Möglichkeit wieder an diesen Ort in die Wüste zurückzukehren. Ich konnte endlich das finden, wonach ich zwei Jahre lang ohne Erfolg gesucht hatte.

Sie haben zwei Jahre lang darüber nachgedacht, dass es womöglich einen Gott geben konnte?

Ja. Während dieser zwei Jahre habe ich immer wieder zu mir gesagt, dass ich nicht ehrlich zu mir selbst bin und dass ich zurück in die Wüste müsste, an den Ort, an dem ich glaube, Gott gespürt zu haben. Seit meiner Jugendzeit engagiere ich mich für gemeinnützige Projekte und seit zwanzig Jahren sage ich, dass es keinen Gott gibt. Und jetzt schäme ich mich dafür, dass ich so gedacht habe und bitte Gott um Verzeihung.

Als Sie wieder in die Wüste zurückkehrten, konnten Sie das finden, wonach Sie gesucht hatten?

Ich habe nichts gesehen, doch ich habe etwas gespürt, das ich nicht in Worte fassen kann. Ich hatte das Gefühl mit allem in Verbindung zu stehen, was mich umgab. All der Schmerz und die Angst gingen von mir. Ich habe Liebe und Sicherheit gespürt. Ich habe Gott an diesem Tag gespürt. Immer wenn ich an diesen Moment zurückdenke, muss ich weinen. Der Islam war keine Option für mich, er war eindeutig vor mir. Ich spüre Gott überall, doch besonders wenn ich in der Wüste in Skoura bin, spüre ich ihn am deutlichsten. Dort habe ich meinen Übergang zum Islam bekannt gegeben.

Was geschah nach Ihrer Rückkehr aus Skoura?

Vergangenen Oktober, nach dem Filmfestival, ging ich zurück nach Frankreich und habe mich mit dem Islam auseinandergesetzt. Ich habe den Koran gelesen und fragte Imame nach Dingen, die ich besser verstehen wollte. Ich bat den Imam und seine Familie mir beizubringen, wie man betet.

Wie reagierten Ihre Familie und Freunde auf ihren Schritt?

Ich habe nur noch meine Mutter, die lebt. In den vergangenen Jahren habe ich meinen großen Bruder, meinen Vater und meine jüngere Schwester verloren. Meine Mutter ist Atheistin und als ich ihr davon erzählte, sagte sie nichts. Sie blieb still. Meine Freunde waren überrascht darüber, doch im Endeffekt freuten sie sich für mich, denn sie sahen, dass es mir besser ging.

Hat ihre kürzliche Ankündigung zum Islam konvertiert zu sein mit dem Anschlag auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ zu tun?

Nein, es hatte nichts damit zu tun. Es war ein Zufall, dass ich dies genau zu diesem Zeitpunkt bekannt geben wollte.

Nach dem Anschlag in Paris wurden weltweit Muslime als Terroristen beschuldigten, wie haben Sie das erlebt?

Diejenigen, die morden, sind Terroristen, die im Namen des Islam töten. Doch im Islam darf niemand einen anderen Menschen töten. Der Islam hat mit all dem nichts zu tun, denn es ist die Religion des Friedens und der Barmherzigkeit.

Welche Botschaft geben Sie den Menschen, die Muslime als Terroristen bezeichnen, mit?

Ich sage ihnen mit lauter Stimme, dass sie daneben liegen. Das Hauptproblem ist, dass sich diese Menschen auf die Terroristen berufen, die im Namen des Islam handeln. Dies ist sehr zu bedauern, denn sie täuschen damit an erster Stelle sich selbst. Vor 23 Jahren, als ich meinen Ex-Mann kennen gelernt hatte, las ich Verse aus dem Koran. Ich habe zu diesem Zeitpunkt nicht geglaubt, doch ich habe dennoch erkannt, dass der Islam die Religion des Friedens ist. Es reicht, nur einen kurzen Blick in den Koran zu werfen, um dies zu erkennen.