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Geschichte

Islam Dokumentation über die Zeit nach Mohammed

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In einer Dokumentation des ZDF wird der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten anhand von historischen Kontexten, Überlieferungen und Legenden dargestellt. Dabei werden auch heilige Personen des Islam bildlich dargestellt. Eine konstruktive Kritik des DTJ über die Dokumentation.

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„Der Islam hat ein Image-Problem“
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Im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) lief am 9. April eine Dokumentation mit dem Titel „Mohammeds verfeindete Erben“. Die Dokumentation handelt über den kriegerischen Streit zwischen Sunniten und Schiiten. Dabei arbeitet die Doku den Streit historisch auf und zieht Parallelen zu heutigen Krisen in der islamischen Welt. Der Ursprung des Kampfes über die Deutungshoheit im Islam brach laut Experten, Islamwissenschaftlern und Historikern bereits unmittelbar nach dem Tod des Propheten Mohammed aus und setzt sich bis heute fort. Die Dokumentation führt in einer von historischen Flashbacks dominierten Regie diesen Streit bzw. blutigen Krieg vor und macht auch den historischen Kontext deutlich, hält sich aber an viele sensiblen Regeln nicht, die die Muslime verletzen könnten.

Dokumentation für das Deutsche Publikum konzipiert

Die Redaktion bedient sich vielen Bildern und stellt dabei auch islamisch heilige Personen, die zum Teil unter einem generellen Darstellungsverbot unterliegen, bildlich dar. Laut Georg Graffe, Redaktionsleiter des ZDF Terra X, war das Anliegen der Dokumentation einem deutschen Publikum, mit wenig Hintergrundwissen über den Islam, einen historischen Einblick in innerislamische Konflikte zu geben. „Deshalb wählen wir für die Darstellung der Zusammenhänge das Mittel der Nachinszenierung, um die durchaus komplexe Geschichte mit ihrer Vielzahl von Personen erzählen zu können und für vorwiegend nichtmuslimische Zuschauer plastisch werden zu lassen.“

Islam, Bilderverbot und Sensibilität

In der Tat herrscht in der islamischen Welt und auch in den Islamwissenschaften keine abgeschlossene Meinung darüber, wie streng mit dem Bilderverbot und der bildlichen Darstellung von aus islamsicher Perspektive heiliger Personen umzugehen ist. Die Meinung der Theologen hingegen ist aber eher eindeutig. Den Propheten Mohammed, die Angehörige seiner Familie, sowie die ersten vier Khalife bildlich darzustellen ist strikt verboten. Während die Macher von „Mohammeds verfeindete Erben“ sich für einen lockeren Umgang mit dem Verbot der bildlichen Darstellung entschieden haben, haben sich die Filmemacher von „The Message“ aus den 70´er Jahren für eine deutlich sensiblere Form entschieden und auf die Darstellung der als heilig erachteten Personen verzichtet. Sie haben starke Symbole verwendet, um Personen doch darzustellen. So war der Khalif Imam Ali in einer Szene durch sein berühmtes Schwert Zülfikar abgebildet. Ob der legendäre Film „The Message“, der in der islamischen Welt bis heute sehr beliebt ist und jedes Jahr mindestens einmal im Fastenmonat Ramadan geguckt wird, hätte noch besser und verständlicher sein können, wenn dort auch Personen wie der Khalif Abu Bakr, Omar, Osman und Ali bildlich dargestellt würden, ist zweifelhaft. Vermutlich hätte der Film dadurch sogar einen Großteil der muslimischen Weltbevölkerung als Zuschauer verloren. So wird auch die Dokumentation des ZDF aus diesem Grund auf viel Kritik stoßen. Typisch wird für die Muslime allerdings sein, dass sie sich nur im privaten aufregen und sich übermäßig provoziert fühlen, aber keine sachliche und angemessene Kritik an die Redaktion richten werden. Sie werden sich in der Mehrheit empören und vermutlich wieder eine grundsätzliche Islamfeindlichkeit deutscher Medien attestieren, anstatt einen überlegten und berechtigte Leserbrief an die Verantwortlichen der Sendung zu verfassen.

Zumindest hätte die Redaktion darauf verzichten können, die aus islamischer Perspektive als heilig anerkannten Frauen, wie die beiden Ehefrauen des Propheten, Khadidja und Aisha und dessen Tochter Fatima bildlich darzustellen. Denn wie viele Historiker anhand von Quellen belegen konnten, kam Fatima, die Tochter des Propheten, sehr nach ihrem Vater. Durch die Darstellung von Fatima also tangiert man auch indirekt das Darstellungsverbot von Mohammed.

Schlechtes Casting der Dokumentation vermittelt falsches Bild

Das Casting und die Szenen der Dokumentation sind auch kritikwürdig. Denn die Darstellungen zeigen eine verfeindete Gruppe von vier grimmigen Männern. Dabei hatten die vier Khalifen sowohl zu Mohammeds Lebzeiten, als auch nach seinem Tode stets viel Zuneigung und Respekt füreinander. Der Streit um das Amt des Khalifen ist eine Debatte, die eher von Außenstehenden in die Runde hineingetragen wurde. Das hätte man in dem Film mindestens erwähnen können und auch sollen. Die Bilder und auch der Titel der Dokumentation transportieren aber eine abgeschlossene Meinung über die vier Khalifen, als wären sie heftig verfeindet gewesen. Ausgeblendet wird auch, dass hinter den späteren Konflikten um das Amt des Khalifen, die in der Tat tödlich endeten, nahezu ausschließlich Mitglieder der Umayyaden-Dynastie steckten.

Ausgeblendet wird auch der Name des wohl bekanntesten Umayyaden-Herrschers Yezit, der das Enkelkind des Propheten Mohammed nicht nur in einen Hinterhalt lockte, um ihn in einer Schlacht zu töten, sondern anschließend auch enthauptete. Diese Form der Grausamkeit hätte den dynastischen Ansatz der Konflikte von vor mehr als 1400 Jahren auf den Punkt gebracht. Stattdessen zeigt die Dokumentation Eifersucht, Habgier und Krieg zwischen den engsten Personen um den Propheten Mohammed.

Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten wird klar

Bei aller berechtigter Kritik, die mit diesen Zeilen lange nicht abgehandelt sind, hat der Film auch gute und starke Seiten. Es fällt Summa Summarum auf, dass die Redaktion um eine sachliche Darstellung bemüht war. Die Redaktion versucht zu verdeutlichen, warum der Islam mit den Schiiten und Sunniten in zwei Lager aufgeteilt ist und welche politischen Konflikte daraus bis heute resultieren. Das gelingt der Dokumentation gut. Auch für viele Muslime ist die Dokumentation in diesen Punkten gewinnbringend. Georg Graffe, Redaktionsleiter von Terra X, erklärte auf die Anfrage des Deutsch-Türkischen-Journals: „Uns ist bewusst, dass die oft legendenhaften Überlieferungen aus der Frühzeit des Islam von Sunniten und Schiiten zuweilen unterschiedlich interpretiert werden. Was für manche Gläubige historische Realität ist, gilt bei anderen möglicherweise als tendenziöse Erfindung. Unser Film kann darüber kein Urteil fällen, aber er kann die „wunden Punkte“ aufzeigen, die bis heute zwischen den beiden Hauptrichtungen des Islam eine Rolle spielen.“

Hier zum nachsehen: ZDF Terra X „Mohammeds verfeindete Erben“

Das Deutsch-Türkische-Journal fragt:

Wie fandet Ihr die Dokumentation? (Schulnoten)

Findet Ihr es in Ordnung, dass die Heiligen bildlich dargestellt werden?

Würdet ihr der Redaktion einen kritischen Leserbrief mit konstruktivem Ansatz schicken?

Schreibt in den Facebook Kommentarzeilen Eure Meinungen!