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Kultur/Religion

Islamischer Schatz in Bretterverschlag – Millionenerbe zurückgegeben

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Kunstvolle Zeichnungen, Schriften, mit Gold unterlegt – Jahrhunderte alte wertvolle islamische Handschriften. Erben eines iranischen Kunstsammlers bekommen sie nun zurück. Ein Millionenschatz, entdeckt in einem Münchner Bretterverschlag.

Im Keller eines Mehrfamilienhauses, abgetrennt nur mit Holzlatten, lagerte der Millionenschatz in Koffern und Taschen versteckt. Vor knapp fünf Jahren fanden Kunstfahnder des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) im Münchner Stadtteil Zamdorf jahrhundertealte islamische Handschriften, Zeichnungen und prachtvolle Koran-Exemplare, kunstvoll mit Blattgold unterlegt und mit Farben aus Muscheln und Pflanzen koloriert. Sie stammten aus dem Besitz eines iranischen Kunstsammlers, der zurückgezogen in München lebte.

Der Schatz war nach seinem Tod 1997 verschwunden. Knapp 20 Jahre später haben die Ermittler am Donnerstag 174 Schriften und Bücher im Wert von etwa drei Millionen Euro an die Erben übergeben. «Es war eine lange Zeit der Ermittlungen notwendig, um die unterschlagenen Gegenstände zurückzugeben, sagt LKA-Vizepräsidentin Petra Sandles. Dabei fehlen weiter Stücke, Gegenstände im Wert von einer Million Euro wurden verkauft und eine Gedichtsammlung des Dichters Hafis aus dem 14. Jahrhundert, allein eine Million Euro wert, blieb verschollen.

Ihr Onkel sei ein leidenschaftlicher Sammler gewesen, sagt die Nichte, Mina Jafarzadah Ghazy. Die Schätze, die er mit größter Fachkenntnis kaufte und ersteigerte, habe er in seiner Wohnung aufbewahrt. «Er hat in 45 Jahren einen unglaublichen Bestand an Kulturgütern angehäuft», sagt auch LKA-Kunstfahnder Dieter Sölch.

Der Kunstsammler, der 1962 nach Deutschland kam und die Sammlung mit seinem Vater aufgebaut hatte, habe seine Schätze über alles geliebt. Nur selten habe der kinderlos und alleine lebende Mann seine Sammlung jemandem gezeigt, sagt der von den Angehörigen beauftragte Privatdetektiv, Erhard Reuther. Und fügt hinzu: «Ein Sonderling.» Da werden Erinnerungen an den Kunstsammler Cornelius Gurlitt wach. Doch der Iraner wusste sein Vermögen zu nutzen. Immer wieder versteigerte er Stücke bei Auktionen, fuhr teure Autos und kleidete sich gediegen.

Nur weil er wichtige Stücke seiner Sammlung fotografiert und dokumentiert hatte, wussten die Erben – Geschwister, Neffen und Nichten – um das Verschwinden. «Nachdem die Erben festgestellt hatten, dass wertvolle Stücke fehlten, hat man mich beauftragt», berichtet Reuther, einst in der LKA-Staatsschutzabteilung tätig. Das LKA schaltete er dann auch ein, als sich sein Verdacht erhärtete: Einer der beiden Männer, die sich um den 86 Jahre alten Kunstsammler vor dessen Tod kümmerten, könnte der Täter sein. Durchsuchung, Festnahme, Sicherstellung der Schätze. Das Landgericht München I verurteilte den Mann im März zu einer Bewährungsstrafe.

Zwei prächtige Koran-Exemplare bekommt nun nach dem Willen des Gestorbenen das Bastan-Museum in Teheran. Zwei Bücher überließen die Erben der Bayerischen Staatsbibliothek für ihre Hilfe bei der Identifizierung der Objekte. Die Staatsbibliothek will die Werke online zugänglich machen. «Damit werden die Werke weltweit sichtbar und nutzbar», sagt Generaldirektor Klaus Ceynowa.

Der Großteil der Kulturgüter geht an die Erben. Möglicherweise wird der iranische Staat prüfen, ob er Ansprüche hat. Dass sich andere Eigentümer melden, ist unwahrscheinlich. Alle Stücke seien überprüft, sagt Sölch. Bei keinem habe sich eine illegale Herkunft ergeben.

Von Sabine Dobel, dpa