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Gesellschaft

Israel: Unterricht im Fach Nakba?

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Die „Nakba“ ist der Begriff für die Vertreibung hunderttausender Palästiner aus ihrer Heimat nach der Staastgründung Israels 1948. Ein ehemaliger Minister fordert jetzt, dass das Thema in allen israelischen Schulen unterrichtet wird. (Foto: Cihan)

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Die „Nakba“ zählt für die Palästinenser als größte Tragödie in ihrer Geschichte. Übersetzt bedeutet das Wort so viel wie „Katastrophe“ oder „Unglück“ und erinnert an die Vertreibung hunderttausender Palästinenser nach der Gründung Israels 1948. Die Nakba ist damit auch Teil der israelischen Geschichte und soll deswegen auch an den Schulen des Landes unterrichtet werden.

Ich unterstütze das Unterrichten der Nakba für alle israelischen Schüler. Ich denke nicht, dass ein Schüler im israelischen Schulsystem etwas erreichen kann, wenn 20 Prozent der Schüler eine besondere Geschichte haben, von der er nichts weiß“, wird der ehemalige Bildungsminister Schai Piron in der israelischen Zeitung Haaretz unter Berufung auf den Armeefunk zitiert. Niemand braucht sich vor einem solchen Unterricht zu fürchten, so der ehemalige Minister. „Wenn man etwas lernt, bedeutet das nicht, dass man damit einverstanden ist“.

Folgen der Nakba allgegenwärtig

Immer noch sind die Folgen der Nakba unter den Palästinenser allgegenwärtig. Nach UN Angaben sind 40 Prozent der Palästinenser in den besetzten Gebieten Vertriebene. Im Gazastreifen sind es sogar Zweidrittel. Palästinesische Vertriebene leben auch massenhaft in Jordanien, sowie in Flüchtlingslagern in Syrien und im Libanon. Im Libanon etwa müssen viele noch nach über 65 Jahren immer noch in Flüchtlingssiedlungen leben. Ihnen bleiben staatsbürgerliche Rechte oft verwehrt.

In Israel lehnt man eine Rückkehr der Palästinenser in ihre Dörfer und Städte weiterhin ab, da der „jüdische Charakter Israels“ gefährdet wäre. Auch scheint derzeit ein Palästinenserstaat angesichts des Wahlsieges von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in weiter Ferne gerückt zu sein. Dieser hatte noch vor den Wahlen beteuert, dass es kein Palästina geben werde. Nach den Wahlen hatte Netanjahu seine Aussage zwar relativiert, für die Vertriebenen bedeutet das aber, dass sie vermutlich auch in Zukunft keinen „eigenen Staat“ haben werden, in dem sie sich eine Existenz aufbauen können.

Vertreibung von Palästinensern auch heute

Die Vertreibung von Palästinensern und Zerstörung derer Häuser kommt auch heute immer wieder vor. Zuletzt hatte die israelische Armee in der Negev-Wüste ein Dorf von Beduinen zerstört – zum 82. Mal. Derzeit versuchte man beispielsweise die palästinensische Familie Sub Laban aus der Altstadt von Jerusalem zu vertreiben, schreibt die Onlineplattform „The Electronic Intifada“. Bereits im Februar hatten von der Polizei geschützte Siedler zwei Mal versucht, die Palästinenser aus ihren Häusern zu vertreiben. Derzeit versuchen rund 70 palästinensische, israelisch und internationale Aktivisten vor dem Haus das zu verhindern. Die Sub Laban Familie lebt seit 1953 in diesem Haus.

Auch in den besetzten Gebieten wird immer wieder Land durch die israelische Armee konfisziert, Häuser und Felder zerstört. Vergangene Woche wurden einem Bericht der israelischen Menschenrechtsorganisation „B´Tselem“ zufolge in der Ortschaft Khallet Makul vier Häuser einer palästinensischen Familie zerstört. Zudem wurden in dem Dorf Al-Hadidiyah Felder mit Planierraupen zerstört. In dem Dorf Farisiyah wurden darüber hinaus zwei Wasserzisternen konfisziert. Die 200 Einwohner sind auf diese angewiesen, da sind nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen sind. Die Menschenrechtler wollen diese Vorfälle untersuchen, kündigten sie auf ihrer Internetseite an.