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Politik

Israel: Neue Spekulationen über den Fall Askari

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Israels ehemaliger Ministerpräsident Olmert räumte im Rahmen einer Konferenz ein, Jerusalem würde auch mittels verdeckter Operationen versuchen, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Dies facht alte Gerüchte von neuem an. (Foto: rtr)

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Israel: Neue Spekulationen über den Fall Askari
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Seit Jahren herrscht ein kalter Krieg zwischen Israel und dem Iran aufgrund des iranischen Atomprogramms. Dieser Krieg wird nicht selten sehr lautstark und vernehmlich geführt, zeitweise unter Einnahme drohender Haltungen innerhalb der UN, auf dem Wege der Diplomatie und in den Medien.

Wärend Netanjahu versucht, innerhalb der UN der Welt die Grenzen dessen deutlich zu machen, was Israel an Bedrohungspotenzial zu tolerieren bereit ist, erklärt der Iran, dass er Tel Aviv und Haifa bombardieren werde, sollte Israel angreifen. Ahmadinedschad sagte, Israel ähnele einem bellenden Hund, als Jerusalem seine Ankündigung eines offensiven Vorgehens gegen Teheran im Laufe der letzten Woche wiederholte.

Kurz gefasst wird dieser lautstarke Krieg auch weiterhin mit gleichbleibender Intensität geführt werden, doch gleichzeitig zeichnet sich auch ein „stiller Krieg“ zwischen den beiden Ländern ab.

Dieser „stille Krieg“ ist zweifellos ein „anderer“ Krieg als der, den die Welt über die Bildschirme und Kommentarspalten verfolgen kann. Er wird heimlich, aber nicht weniger erbarmungslos geführt, um den Gegner zu schwächen, seine Pläne zu vereiteln oder seine Bemühungen sogar zum Stillstand zu bringen.

Mysteriöse Zwischenfälle in und um das Atomprogramm

Letzte Woche gab Ehud Olmert, ehemaliger Premierminister Israels, die Existenz solch eines „stillen Krieges“ zu. „Seit langer Zeit haben wir vieles leise unternommen, um Iran von seinem Atomprogramm abzuhalten“, so Olmert vor einer Konferenz, in deren Rahmen wichtige strategische Themen besprochen werden sollen.

Olmert wurde nicht deutlicher. Aber manch einer erinnert sich an Sabotageakte, Attentate auf Wissenschaftler, Cyber-Angriffe, Entführungen und noch zahlreiche andere mysteriöse Vorfälle in und um Anlagen zur Entwicklung nuklearer und ballistischer Raketen. Ein Beispiel wäre der Computervirus Stuxnet vor zwei Jahren, dessen Ziel Irans Uran-Umwandlungsanlage in Natanz war. Ein weiteres Beispiel wäre der Angriff auf die Raketenabschussanlage in der Umgebung von Zagros vor zwei Jahren, bei dem 18 Menschen ums Leben kamen.

Die Angriffe auf Wissenschaftler im Rahmen des Atomprogramms sind allerdings noch zahlreicher als die anderen Attentate. Bisher wurden fünf Wissenschaftler getötet. Mecid Schehrijari ist dabei das bisher letzte Opfer, er wurde 2010 in Teheran ermordet.

Denkt man an Entführungen, fällt einem sofort Ali Rıza Askari ein. Der ehemalige Stellvertreter des iranischen Verteidigungsministers kannte alle vertraulichen militärischen und nuklearen Geheimnisse Teherans. Sein Fall berührte indirekt auch die Türkei, denn Askari war im Februar 2007 nach Istanbul gekommen, von wo er plötzlich spurlos verschwand.

Es gibt zahlreiche Spekulationen um Askaris Schicksal. In einigen wurde gemutmaßt, dass Askari in Zusammenarbeit mit der CIA, dem MOSSAD oder einem anderen Geheimdiensten getreten war und in ein anderes Land flüchtete, andere behaupten, er wäre nicht geflüchtet, sondern entführt worden. Der Iran verficht vehement die zweite These und wittert den MOSSAD dahinter.

Kein erkennbarer taktischer Nutzen darin, Gerüchten entgegenzutreten

Vor zwei Jahren brachte Teheran dieses Thema dann auch wieder auf die Tagesordnung. Iranische Autoritäten behaupteten unter Berufung auf israelische Medien und andere Informationen, Askari wäre kurz zuvor tot in einem israelischen Gefängnis gefunden worden. Verantwortliche aus dem israelischen Strafvollzug dementierten diese Darstellung: Sie hätten keinerlei Ahnung von solch einem Geschehen.

Damals kam in den Medien auch ein Gerücht auf, wonach ein so genannter „Gefangener X“ mit dem Klarnamen Ben Zygier, ein MOSSAD-Agent mit israelischem und australischem Pass, tot in einem israelischen Gefängnis gefunden worden sein soll. Und dieser Todesfall weise einen Zusammenhang mit dem Askari-Fall auf.

Was an den Spekulationen dran ist, ist ungewiss. Israel sieht offenbar auch keinen Nutzen darin, zu offenbaren, welche Gerüchte und Spekulationen über angebliche oder tatsächliche Geheimdienstaktionen wahr seien und welche nicht. Immerhin weisen selbst Gerüchte darüber, wohin der lange Arm des MOSSAD reicht, faktisch ein gewisses Einschüchterungspotenzial gegenüber inneren und äußeren Feinden auf.

Dass es einen „stillen Krieg“ gibt, räumte allerdings auch Ehud Olmert ein. Gerade in diesem Moment wird dieser auch wahrscheinlich irgendwo, irgendwie und auf unbekannte Weise weitergeführt – gegen den Iran, aber auch gegen andere Jerusalem gegenüber feindselige Länder.

Autoreninfo: Ertan befasst sich insbesondere mit Angelegenheiten der türkischen Nachbarstaaten. Er schreibt für die türkische Tageszeitung „Zaman“.