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Politik

Israelische Offensive in Gaza: Kein Ende in Sicht

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Die Zerstörungen im Gazastreifen sind nach 20 Kampftagen immens. Mehr als 1000 Palästinenser starben. Die Verzweiflung in dem eingekesselten Gebiet steigt. Einer dauerhaften Waffenruhe wollen jedoch beide Seiten bislang nicht zustimmen. (Foto: dpa)

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Die Zerstörungen im Gazastreifen sind nach 20 Kampftagen immens. Mehr als 1000 Palästinenser starben. Die Verzweiflung in dem eingekesselten und zerbombten Gebiet steigt. Einer dauerhaften Waffenruhe wollen jedoch beide Seiten bislang nicht zustimmen.
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Ganze Straßenzüge im Gazastreifen liegen in Schutt und Asche. Fast drei Wochen massiver israelischer Angriffe haben hier verheerende Spuren hinterlassen. Einwohner des Palästinensergebiets stehen fassungslos vor den Trümmern ihrer Existenz. „Es sieht aus wie nach einem schweren Erdbeben“, sagt der 38-jährige Salman Abu Ajwa am Sonntag. Während einer Feuerpause hat er die Überreste seines Hauses im Viertel Sadschaija im Osten von Gaza-Stadt begutachtet. „Alles in dem Viertel ist total zerstört.“ Sanitäter hätten vor seinen Augen die Leiche seines Nachbarn aus den Trümmern gezogen.

Die Zahl der Toten im Gaza-Krieg ist schon auf weit über 1000 gestiegen, doch ein Ende des Blutvergießens zeichnet sich nicht ab. Die internationalen Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas gestalten sich extrem schwierig und verliefen bislang ohne Erfolg, da beide Seiten auf die Erfüllung ihrer Forderungen pochen.

US-Außenminister Kerry „der Außerirdische aus Washington“

US-Außenminister John Kerry gerät mit seinen unermüdlichen Vermittlungsbemühungen derweil zwischen die Fronten. Israel und die gemäßigte Palästinenserführung von Präsident Mahmud Abbas seien aufgebracht über sein Verhalten, berichten israelische Medien am Sonntag übereinstimmend. Dem hochgewachsenen Diplomaten wird vorgeworfen, er habe sich den Positionen der Hamas-nahen Vermittler Katar und der Türkei zu stark angenähert, auf Kosten von Ägypten, Israel und der Autonomiebehörde.

Namentlich nicht genannte Minister beschreiben seinen jüngsten Waffenruhe-Vorschlag, den Israels Kabinett am Freitag einstimmig ablehnte, als „grotesk“. Er habe dabei Israels Sicherheitsbedürfnisse außer Acht gelassen, werfen sie ihm vor.

Ein Kommentator der linksliberalen israelischen Zeitung „Haaretz“ beschreibt Kerry, der schon mit den Friedensvermittlungen zwischen Israel und der Fatah von Abbas gescheitert war, höhnisch als „den Außerirdischen aus Washington, der mit seinem Raumschiff im Nahen Osten gelandet ist“. Kerry habe eine Waffenruhe durch ungeschicktes Lavieren sogar torpediert.

Sicherheitsbedürfnis vs. Sofortiger Waffenstillstand?

Die an den Vermittlungsbemühungen beteiligten Parteien verhielten sich wie zusammenstoßende Autoscooter in einem Freizeitpark, sagt auch ein Kommentator des israelischen Rundfunks. „Es gibt einfach zu viele Akteure mit unterschiedlichen Interessen.“

Mit jedem weiteren Kampftag wächst die internationale Kritik an Israel, die grausigen Bilder getöteter palästinensischer Zivilisten verdeutlichen der Weltöffentlichkeit jeden Tag den hohen Preis, den die Bevölkerung des Gaza-Streifens für eine Fortsetzung des Kampfes zahlt. Besonders rechtsorientierte israelische Minister üben jedoch starken Druck auf Regierungschef Benjamin Netanjahu aus, einer Waffenruhe noch nicht zuzustimmen.

Offiziellen Angaben nach ist die israelische Regierung zwar zu einer neuen Waffenruhe bereit, besteht jedoch darauf, dass seine Truppen solange im Gazastreifen bleiben können, bis die Tunnel der Hamas zerstört sind. Die Hauptforderung der Hamas ist eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens, die seit Jahren das Leben in dem Gebiet – und einen Wiederaufbau durch von israelischen Offensiven zerstörter Infrastruktur – massiv erschwert.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, übte vergangene Woche heftige Kritik am Vorgehen des israelischen Militärs in Gaza. Sie warf Israel vor, nicht alles dafür zu tun, um zivile Opfer zu vermeiden. Die Gesamtzahl der Toten im Gazastreifen stieg bis zum Sonntag auf rund 1060, etwa 6000 Menschen wurden verletzt. Mehr als zwei Drittel der Opfer sind nach palästinensischen Angaben Zivilisten. Auf der israelischen Seite kamen seit dem 8. Juli 43 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben. (dpa/dtj)