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Gesellschaft

Istanbul: Ministerium will erstes Männerhaus eröffnen

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Fatma Şahin, die türkische Ministerin für Familie und Sozialpolitik, erklärte, ihr Ministerium plane ein Männerhaus in Istanbul zu eröffnen. Häuslische Gewalt ist in der Türkei ein weit verbreitetes Phänomen. Auch Männer sind betroffen. (Foto: zaman)

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Das Haus soll Männern Schutz bieten, die physischer oder psyschischer Gewalt ihrer Ehepartnerinnen ausgesetzt sind. „Solche Vorfälle (bei denen Männer der Gewalt ihrer Ehefrauen ausgesetzt sind) werden ab und zu in den Medien erwähnt. Es gibt Männer, die Gewalt ausgesetzt sind. Einige wenden sich an unser Ministerium oder an die Sicherheitskräfte, um Schutz vor häuslicher Gewalt zu erhalten. Wir planen nun, eine Unterkunft in Istanbul zu eröffnen, die offen ist für von ihren Frauen misshandelte Männer“, verkündete Şahin (Foto) am Sonntag via Twitter.

Die Unterkunft in Istanbul wird eines der ersten vom Staat betriebenen und finanzierten Männerhäuser in der Türkei sein. In Konya gibt es bereits ein von der Organisation Şefkat-Der eröffnetes Männerhaus, das etwa 300 Männer beherbergt.

In einem früheren Interview sagte Hayrettin Bulan, Chef von Şefkat-Der, dass Männer in erster Linie psyschischer Gewalt ihrer Frauen ausgesetzt seien, aber es gebe auch Fälle, in denen Männer von ihren Ehefrauen geschlagen würden. „Frauen erfahren physische, Männer psychische Gewalt. Es gibt zwar auch Männer, die physische Gewalt erfahren haben, jedoch ist ihre Zahl zu der der physisch misshandelten Frauen vergleichsweise gering“, sagte Bulan. Die meisten Männer, die im Männerhaus von Konya leben, hätten ihr Zuhause auf Grund von schlechter Behandlung und psychologischem Druck verlassen.

Männer oft Opfer psychischer Gewalt ihrer Ehefrauen

Das nun geplante staatliche Männerhaus wird nach Angaben von Ministerin Şahin bis zu 30 Männer beherbergen können. „Als Ministerin für Familie bin ich nicht nur für Frauen zuständig. Ich bin auch die Ministerin der Männer und der Kinder. Es ist meine Pflicht, die Rechte von Männern und Kindern ebenso zu schützen wie die der Frauen“, betonte Şahin.

Auf die Frage, warum das Männerhaus gerade in Istanbul eröffnet werde, sagte die Ministerin, dass aus der Stadt am Bosporus die meisten Beschwerden und Anfragen kämen. Die Einrichtung wird den Männern neben einem geschützten Schlafplatz auch gesundheitliche Versorgung und rechtlichen Beistand zur Verfügung stellen.

Um den Männern eine sichere Zuflucht zu garantieren, soll eine Reihe von Maßnahmen durchgesetzt werden. So wird das Männerhaus nicht offiziell eingeweiht werden, auch Fotos des Gebäudes sollen in den Medien nicht veröffentlicht werden dürfen, um den Ort geheim zu halten.

Häusliche Gewalt ist in der Türkei weit verbreitet – fast jeden Tag gibt es tödliche Übergriffe

Bereits im Mai 2012 verkündete das Ministerium für Familie und Sozialpolitik, dass es Beschwerden und Anfragen von Männern prüfe und die Eröffnung eines Männerhaus in Erwägung ziehe.

Häusliche Gewalt, sowohl physischer als auch psychischer Natur, ist ein weitverbreitetes Phänomen in der Türkei. Fast jeden Tag kommt eine Frau durch Gewaltanwendung ihres Ehepartners ums Leben. Der „UN Women Report“ von 2011 ergab, dass knapp 39 Prozent der türkischen Frauen mindestens einmal in ihrem Leben Opfer physischer Gewalt werden würden. In den USA seien es 22 Prozent und in europäischen Ländern zwischen 2 und 35 Prozent. Dem Bericht zufolge ist der Prozentsatz von Frauen, die mindestens einmal in ihrem Leben physische Gewalt erfahren, nur in einigen afrikanischen Ländern und im Pazifikstaat Kiribati höher als in der Türkei.

Staatlich betriebene Frauenhäuser (kadın konukevleri) gibt es in der Türkei bereits seit Beginn der 1990er-Jahre. Jedoch existieren nur in 32 der 81 türkischen Provinzen Einrichtungen zum Schutz von Frauen. Insgesamt 37 staatlich betriebene Frauenhäuser mit einer Aufnahmekapazität von insgesamt 837 Personen sind dort vorhanden. Darüberhinaus gibt es noch ca. 20 privat oder gemeinnützig betriebene Frauenhäuser in der Türkei.