Politik
Istanbul: Cumhuriyet-Vorstandvorsitzender Atalay kehrt in die Türkei zurück – und wird verhaftet
Der Vorstandsvorsitzende der regierungskritischen türkischen Zeitung „Cumhuriyet“ ist am Istanbuler Atatürk-Flughafen festgenommen worden. Akın Atalay habe sich im Ausland aufgehalten und sei am Freitag bei seiner Einreise in Gewahrsam genommen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı (AA). Ihm werde unter anderem die Unterstützung einer Terrororganisation vorgeworfen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA kam Atalay gerade aus Berlin. Er war nach Deutschland gereist, um an einer Gedenkveranstaltung für den kürzlich verstorbenen deutsch-türkischen Schauspieler Tarık Akan teilzunehmen.
Wie das Nachrichtenportal T24 berichtet, sei sich Atalay im Vornherein bewusst gewesen, dass er bei der Einreise in die Türkei verhaftet werden würde. Er habe seine Entscheidung zur Rückkehr jedoch damit begründet, dass er sich nicht dem Vorwurf aussetzen wolle, geflüchtet zu sein, dass er Solidarität mit seinen inhaftierten Kollegen demonstrieren wolle und dass er sich bewusst sei, nichts zu verbergen zu haben.
Er wolle, so zitiert T24 aus seinem Statement, „zeigen, dass er die Hoffnung auf eine gute Zukunft und den Glauben an die Menschen noch nicht aufgegeben, die für eine demokratische, laizistische Republik kämpfen, die ein Rechtsstaat ist und die Menschenrechte achtet“ hat.
Am Montag vergangener Woche waren mehrere Mitarbeiter der „Cumhuriyet“ festgenommen worden, darunter der Chefredakteur Murat Sabuncu. Ihnen wird vorgeworfen, sowohl die Terrororganisation PKK als auch die Bewegung des muslimischen Predigers Fethullah Gülen unterstützt zu haben, ohne deren Mitglieder zu sein. Die türkische Regierung macht die Bewegung Fethullah Gülens für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich und stuft sie als Terrororganisation ein. Nach Angaben von Anadolu sollte auch Atalay festgenommen werden, der sich jedoch zu dem Zeitpunkt im Ausland aufhielt.
Inzwischen wurde Haftbefehl gegen Sabuncu und acht weitere „Cumhuriyet“-Journalisten erlassen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) nannte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft “grotesk”. (mit Material von dpa)