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Wirtschaft

Megaprojekte: Erdoğan macht Istanbulkanal zur Chefsache

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Nachdem es seit den letzten Wahlen im Jahr 2011 etwas ruhig um das Projekt Istanbulkanal geworden ist, sollen die Planungen nun forciert werden. Am Ende soll ein weiteres Großprojekt realisiert werden, das den Charakter der Stadt prägt. (Foto: dha)

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat sein Bekenntnis zum – wie er es selbst nannte – „verrückten Projekt“ des Istanbulkanals erneuert. Dieser soll 43 Kilometer lang und 400 Meter breit werden sowie sechs Brücken umfassen. Bereits vor vier Jahren hatte Erdoğan im Vorfeld der Parlamentswahlen als damaliger Premierminister den Istanbulkanal im Wahlkampf angesprochen. Danach war das Projekt jedoch von der Agenda verschwunden.

Entlang des Kanals sollen Wohnhäuser errichtet werden, die Wohnraum für 500 000 Menschen schaffen sollen. Ursprünglich war von 1,2 Millionen die Rede. Allerdings hatten der Präsident und die Vertreter weiterer staatlicher Institutionen diese Zahl nach einem jüngst abgehaltenen Treffen nach unten korrigiert.

Vom Baustil her soll Architektur im seldschukischen Stil das durch den Istanbulkanal geschaffene Ensemble prägen. Die europäische Seite der Stadt zwischen Marmarameer und Schwarzem Meer soll auf diese Weise zu einer Insel werden.

Derzeit ist die Metropolverwaltung für Istanbul mit der Durchführung des Projekts betraut. Sie will zwei Brücken über den Kanal errichten, zusätzlich zu vier weiteren, die unter der Federführung des Direktorats der Fernstraßenverwaltung aufgebaut werden sollen.

Darüber hinaus werden stufenförmig neue Gebäude entlang des Kanals errichtet, die eine Stadtsilhouette formen sollen und auch Häuser im Landhausstil umfassen sollen.

Flughafenbau verzögert sich durch den Istanbulkanal

Der 25 Meter tiefe Istanbulkanal soll es Tankern ermöglichen, dem Bosporusverkehr auszuweichen und sich auf diese Weise schneller und sicherer vorwärts zu bewegen. Benutzungsgebühren sollen zudem Geld in den Stadthaushalt spülen. Derzeit arbeiten staatliche Institutionen an der Festlegung der exakten Streckenführung.

Die Verzögerungen bei der Planung des Istanbulkanals hatten auch einen Einfluss auf die Planungsarbeiten für den großen dritten Flughafen der Stadt, da die Konstrukteure Boden aus den Kanalgrabungen als Füllmaterial im Rahmen der Errichtung des Flughafens nutzen wollten, der über einem früher für den Bergbau genutzten Areal errichtet werden soll. Die Verzögerung des Baubeginns soll die Kosten des Flughafens in die Höhe getrieben haben.

Präsident Erdoğan ist jedoch ein vehementer Befürworter beider groß angelegter Projekte. In einer Rede im November des Vorjahres nannte er Megaprojekte wie den Unterwassertunnel Marmaray zwischen den Erdteilen, die dritte Bosporusbrücke und eben auch den Istanbulkanal als Gründe für die türkische Jugend, „Selbstbewusstsein“ zu entwickeln.

Umweltschützer befürchten Artensterben und Geruchsbelästigung

Es ist davon auszugehen, dass die Großprojekte auch Thema des Wahlkampfes im Vorfeld der für den 7. Juni angesetzten Parlamentswahlen sein werden.

Umweltschützer hatten mehrfach Kritik am geplanten Istanbulkanal geäußert. So bestehe die Gefahr, dass Salzwasser aus dem Schwarzen Meer durch den Kanal fließen und dem Wasser im Marmarameer Sauerstoff entziehen würde. Dies hätte potenzielle Auswirkungen auf zahlreiche Arten und könnte zur Belästigung der Umgebung des Marmarameeres und des Bosporus mit dem an faule Eier gemahnenden Gestank von Hydrogensulfid führen.  Auch die unterirdischen Wasservorkommen auf dem europäischen Teil der Insel, die der Kanal bilden soll, könnte mit Salzwasser gefüllt werden.