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Gesellschaft

Jerusalem oder Al-Kuds

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Der von US-Präsident Trump entfachte Streit um eine Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt beschäftigt nun auch die EU. Israels Regierungschef Netanjahu trifft die Außenminister der Union.Ziel sollte aus Sicht der Europäischen Union eine Zwei-Staaten-Lösung sein, bei der Jerusalem Hauptstadt beider Seiten sein kann. 

Welche Lösungsvorschläge machen muslimische Kreise in der Türkei?

Die Außenminister der EU-Staaten treffen an diesem Montagmorgen zu einem eineinhalbstündigen Gespräch mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu in Brüssel zusammen. Die europäische Seite will Netanjahu bei dem Treffen dazu drängen, trotz der jüngsten Entwicklungen wieder Friedensgespräche mit den Palästinensern aufzunehmen. Ziel sollte aus Sicht der Europäischen Union eine Zwei-Staaten-Lösung sein, bei der Jerusalem Hauptstadt beider Seiten sein kann.

Was schlagen türkisch-muslimische Gruppen, Ordensverreter, Denker und Leader für Jerusalem vor?

Recep Tayyip Erdogan über Jerusalem

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan war einer der ersten muslimischen Politiker, der auf die Entscheidung vom US-Präsidenten Donald Trump reagiert hat. Aus der Sicht von Erdogan gießt Trump Öl ins Feuer. Dabei sei es die Aufgabe von Politikern, für Frieden zu sorgen. „Keine Ahnung was Trump damit erreichen will und wem er damit gefallen möchte. Jerusalem gehört den Muslimen, den Christen und zum Teil den Juden. Aber in größerem Maße den Muslimen. Die Al-Aksa Moschee ist die erste Gebetsrichtung der Muslime. Politische Leader sollten nichts aus dem Gleichgewicht bringen. Aber seine (Trump) Entscheidung soll das Gleichgewicht durcheinander bringen. Sorry, er ist wie ein Mixer“. 

Anadolu Jugend Verein (AGD) über Jerusalem

Dieser türkische Ableger des in Deutschland als Milli Görüs bekannten Vereins hat nach den Äußerungen von Donald Trump mitunter zur Intifada aufgerufen. Die Intifada ist der Name für zwei palästinensische Aufstände gegen Israel und bedeutet „loswerden“. Die Organisation hat mit einem Flyer zu Protesten aufgerufen. „Das sitzen und warten reicht, steh auf, Jerusalem gehört dem Islam“. In einem Pressetext auf der eigenen Webseite heißt es, „die blutige Kooperation zwischen USA und Israel geht weiter. Die neue Puppe des Zionismus, Trump, erklärt Jerusalem als die Hauptstadt Israels. (…) Jerusalem gehört den Muslimen und wird für immer den Muslimen gehören. Das zionistische Israel wird aus allen Bereichen, inklusive Tel Aviv herausgerissen werden“.

Ismailaga Orden zu Jerusalam

Die Ismailaga Gemeinschaft ist ein kleiner, doch in der jüngsten Vergangenheit wachsender Orden. Mit einem modernen Auftritt durch den umstrittenen Cübbeli Ahmet, der sich regelmäßig per Video zu aktuellen Geschehnissen und Problemen äußert und dabei versucht vor allem witzig und gerissen zu wirken, hat der Orden einen Popularitätsschwung erlangt. Doch die Gemeinschaft ist gespalten. Der Ordensbegründer Mahmud Efendi leidet heute an Demenz. In dieser Situation haben sich Splittergruppen gegründet, die um die Führung der Gemeinde streiten. Cübbeli Ahmet ist mit seinem medienwirksamen Auftritt der türkeiweit bekannteste und beansprucht diesen Posten für sich. In einem offiziellen Statement auf der Webseite  der Ismailaga-Gemeinde heißt es, dass sich alle Muslime wünschen müssen, das die Unterdrückung der muslimischen Bevölkerung von Palästina endlich aufhört und Jerusalem endgültig als eine muslimische Stadt anerkannt wird und dieser Status bis zum Tag des jüngsten Gerichts fortgesetzt wird. Insofern fordert die Ismailaga Gemeinschaft, dass Jerusalem eine muslimische Stadt wird. 

Fethullah Gülen zu Jerusalem

Bei einer Friedenskonferenz der Journalists and Writers Foundation in 2014, dass im Sitz der Vereinten Nationen in Genf durchgeführt wurde, schlug Fethullah Gülen* vor, wie Jerusalem zum Zentrum für Frieden und Koexistenz werden könnte. So schlägt der muslimische Geistliche vor, dass Jerusalem, unter der Kontrolle der Vereinten Nationen, zu einem weltweiten Zentrum der drei abrahamitischen Religionen wird, dass von allen Menschen ohne eine Visa-Pflicht bereist werden kann. Die Verwaltung von Jerusalem sollte an eine Kommission übertragen werden, die aus den Mitgliedern der drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam besteht. Auf diese Weise könne Jerusalem zu einem „Daressalam“, also zu einem „Haus des Friedens“ werden und mit dieser Verfassung zunächst die eigenen Konflikte beendigen und zugleich die Plage des internationalen Extremismus im Namen der Religionen behandeln.

*Fethullah Gülen, ist der Begründer der sogenannten Hizmet-Bewegung, besser bekannt als die Gülen-Bewegung. Der ehemalige Prediger der türkischen Religionsbehörde Diyanet lebt seit 1999 in den USA im Exil. Der amtierende türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat Fethullah Gülen als Drahtzieher hinter dem gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016 verantwortlich gemacht. Die Geheimdienstberichte westlicher Demokratien widersprechen dem türkischen Staatspräsidenten. Auch schließt sich der Westen Erdogan nicht an, wenn dieser behauptet, die Gülen-Bewegung sei eine Terrororganisation. Die türkische Regierung müsse Beweise vorlegen, um die EU zu einer Änderung dieser Einschätzung zu bewegen, sagte der Anti-Terrorismus-Koordinator der Union, Gilles de Kerchove.

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dpa/dtj