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Panorama

Angriff auf Jesiden in Herford: Kommt der Konflikt jetzt nach Deutschland?

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Im westfälischen Herford sind bei einem Angriff auf mehrere Jesiden drei Personen verletzt worden. Medienberichten zufolge sollen Sympathisanten der Terrorgruppe des IS die Täter sein. Der Staatsschutz ermittelt. (Foto: dpa)

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Im westfälischen Herford sind bei einem Angriff auf mehrere Jesiden drei Personen verletzt worden. Medienberichten zufolge sollen Sympathisanten der Terrorgruppe des IS die Täter sein. Der Staatsschutz ermittelt.
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Im westfälischen Herford sind bei Auseinandersetzungen zwischen mehreren Jesiden und einer weiteren Gruppe drei Personen verletzt worden. Nach Angaben der Polizei sollen die Tatverdächtigen die Jesiden am Mittwoch vor einem Kiosk angegriffen haben, in dem das Plakat aufgehängt war, und zwei von ihnen durch Messerstiche leicht verletzt haben. In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Seiten. Eine vermummte und mit Schlagwerkzeugen bewaffnete Menge habe auf Passanten eingeschlagen, berichtete die Polizei. Erst durch den massiven Einsatz von Pfefferspray hätten die Beamten den Angriff beenden können. Mehrere Polizeihundertschaften waren im Einsatz

Später versammelten sich mehrere hundert Jesiden, um gegen den Angriff und die Übergriffe in ihren Heimatländern zu protestieren. Die Polizei nahm sechs Männer fest, die überwiegend aus Tschetschenien stammen. Der Staatsschutz übernahm am Donnerstag die Ermittlungen.

Jesiden planen Solidaritätskundgebung

Verschiedene Medien hatten davon berichtet, dass es sich bei der angreifenden Gruppe um Sympathisanten der Terrorgruppe des IS (Islamischer Staat) – ehemals ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) – gehandelt habe. Die Polizei bestätigte diese Mutmaßungen zunächst jedoch nicht.

Der Vorfall steht vermutlich im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen im Irak. Dort startete der IS am Wochenende eine Offensive auf eine hauptsächlich von Jesiden bewohnte Region im Norden des Landes. Bei dem Vormarsch sollen Hunderte Personen getötet und Zehntausende vertrieben worden sein. Nach Polizeiangaben sind in Nordrhein-Westphalen als Reaktion auf den IS-Vormarsch mehrere Solidaritätskundgebungen für die Jesiden im Irak geplant.

Der Terrorgruppe IS haben sich den Angaben deutscher Sicherheitsbehörden zufolge auch zahlreiche Personen aus Deutschland angeschlossen. Von Syrien aus rief der deutsche Salafist Silvio K. nun zu Anschlägen in Deutschland auf. Trotz der Drohung sehen die Sicherheitsbehörden zurzeit jedoch keine Anhaltspunkte für mögliche Terroranschläge in Deutschland.

Einfluss des Konfliktes auf Deutschland: BKA sieht keine Hinweise auf Anschläge

„Die Gefährdungslage ist weiterhin abstrakt hoch“, erklärte das Bundeskriminalamt am Donnerstag. „Gleichwohl liegen hier derzeit keine Hinweise auf konkrete Anschlagsplanungen oder einen bevorstehenden Anschlag vor.“ Der Aufruf des Salafisten Silvio K. zu Attentaten sei bekannt. In Sicherheitskreisen hieß es, die Drohung des jungen Mannes sei nur eine von vielen.

Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen äußerte sich unterdessen besorgt wegen zunehmender Reisen deutscher Extremisten nach Syrien. „Der Strom der aus Deutschland nach Syrien ausreisenden Dschihadisten ist ungebrochen“, sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Maaßen, der dpa. „Wir wissen mittlerweile von über 400 Ausreisen.“

Zahlreiche der zuvor ausgereisten Extremisten sind demnach wieder in Deutschland. Etwa 25 davon haben laut Maaßen Kampferfahrung in Syrien gesammelt. Auch der Verfassungsschutzpräsident betonte aber: „Wir haben derzeit keine Anhaltspunkte, dass diese Personen einen konkreten terroristischen Auftrag in Deutschland verfolgen.“

Demonstrationen, die im Zusammenhang mit dem Konflikt in Syrien und dem Irak stehen, blieben in Deutschland in der Vergangenheit bislang größtenteils friedlich. Sollte sich jedoch bewahrheiten, dass es sich bei den Angreifern tatsächlich um Sympathisanten der Terrorgruppe des IS oder einer anderen extremistischen Gruppe handelt, würde dies eine neue Entwicklung darstellen. (dpa/dtj)