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Kolumnen

Jesus hat mit dem Irak-Krieg genauso wenig zu tun wie Muhammed mit dem Terror von Brüssel

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Die Ostertage stehen an. An diesen besonderen Tagen gedenken Christen weltweit Jesus. Sie glauben, dass er den Kreuzestod gestorben ist, um die gesamte Menschheit zu erlösen. Für Muslime ist er ein hochgeschätzter Prophet, über dessen Leben im Koran ausführlich berichtet wird. Die Bibel ist für Muslime genauso heilig wie der Koran. Schon auf den ersten Seiten ihrer heiligen Schrift werden Muslime aufgefordert, nicht nur an die eigene Offenbarung, sondern auch an die früheren zu glauben.

Wie man auch zu Jesus stehen mag: Wenn man sich sein Leben genauer anschaut, wird man schnell erkennen, dass er sich entschieden gegen jegliche Art von Gewalt aussprach und sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzte.

In der knapp 2000-jährigen Geschichte des Christentums wurde viel Unheil angerichtet. Ob es die Kreuzzüge waren oder die Inquisition; die Kirche war jahrhundertelang ein Synonym für organisierte Gewalt und Unterdrückung.

Der Ex-Präsident der USA, Georg W. Bush bezeichnete den Irak-Krieg vor knapp 13 Jahren als einen modernen „Kreuzzug“ und berief sich dabei auf Gott. Unzählige Unternehmen in den westlichen Ländern produzieren Waffen und verkaufen sie in Konfliktgebiete. Ohne diese Waffen wären Bürgerkriege in dem schrecklichen Ausmaß, wie sie heute ausgetragen werden, oft nicht möglich.

„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie“

Mit all diesen Schandtaten im Namen des Christentums und westlicher Werte hat Jesus nichts zu tun. Genauso wenig hat der Prophet Muhammed mit dem Terror des IS oder anderer Verbrechergruppen, die sich auf Gott und den Islam berufen, zu tun. Die wichtigste Botschaft von allen Propheten ist Frieden, Eigenverantwortung und Gerechtigkeit. Das ist das Erbe, das sie ihren Gläubigen hinterlassen haben.

Genau eine Woche vor den barbarischen Anschlägen trafen sich in Brüssel über 300 Experten und Multiplikatoren aus 56 Ländern, die aus diesem Erbe einen Auftrag für die Gegenwart ableiten. Bei der Konferenz „Countering Violent Extremism: Mujahada and Muslims’ Responsibility“ wurde auch eine Botschaft des muslimischen Predigers Fethullah Gülen verlesen, der selbstkritisch mehr Verantwortung von Muslimen einfordert: „Wir Muslime können uns jedoch nicht einfach aus der Verantwortung ziehen, indem wir zurecht darauf hinweisen, dass Terrorismus keine Legitimierung im Islam hat, Terroristen unislamisch handeln oder von irgendwelchen Mächten manipuliert und instrumentalisiert werden. Denn letztlich sind es unsere muslimischen Communities, aus denen diese Gruppen ihre Unterstützer rekrutieren und hierfür unsere heiligen Quellen missbrauchen.“

Wir tragen alle Verantwortung, dafür, dass nicht Angst und Schrecken Oberhand gewinnen: Als Politiker, Journalisten, Theologen und einfache Bürger. Keiner von uns ist in der Position, sich als unschuldiger zu sehen und den ersten Stein zu werfen. Hier sollten wir uns Jesus zum Vorbild nehmen, der im Fall einer Frau, der Ehebruch vorgeworfen wurde und die deswegen gesteinigt werden sollte, sagte: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie“.

Mit mehr Bildung und Aufklärung die Unwissenheit und Vorurteile auf allen Seiten zu bekämpfen, mit der Bereitschaft zu Dialog und Austausch gegen Zerstrittenheit und Konfrontationen anzugehen, mit gerechter Verteilung von Reichtümern sich weltweit für soziale Gerechtigkeit und gegen kapitalistische Ausbeutung einzusetzen ist der Weg, der zu gehen ist.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den Schöpfer

Ganz gleich, ob die Bomben in Istanbul oder Brüssel explodieren: Terroristen begehen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen den Schöpfer. Gott braucht keine Mörder. Terroristen, die sich auf Gott berufen, um unschuldige Menschen zu verletzen und zu töten, sind die größten Gotteslästerer. Sie stehen für Hass auf Menschen, sind krankhafte Charaktere. Sie als gläubige Menschen zu bezeichnen und mit religiösen Begrifflichkeit, wie „islamisch“ oder „islamistisch“ ihre Verbrechen zu legitimieren ist nicht nur irreführend, sondern wertet die geisteskranken Unmenschen auf, deren Opfer überwiegend Muslime sind. Es ist falsch, nach jedem Terroranschlag von „dem Islam“ als Schuldigen zu sprechen und von Muslimen zu verlangen, sie mögen sich doch lautstark von dem Terror distanzieren.

Der internationale Terror ist eine Bedrohung für uns alle – egal ob wir Muslime, Christen, Juden oder Atheisten sind. Er zielt auf die freie Gesellschaft und will polarisieren. Er will, dass Fronten entstehen, Menschen unterschiedlichen Glaubens sich als Feinde auffassen und sich gegenseitig das Recht auf Existenz strittig machen. Er will, dass Angst und Schrecken die Stelle von Vernunft und Recht einnehmen.

Den Terror besiegen wir, indem wir uns für die Rechte des jeweils anderen einsetzen, für Stärkung der Grundrechte sind und den Terroristen gemeinsam die Stirn bieten: Du kannst uns vielleicht töten, besiegen wirst Du uns aber nicht. Unser Wille nach Freiheit und Gerechtigkeit, Toleranz und Verständigung ist größer als Deine satanische Sucht nach Blut und Tod.