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Gesellschaft

Jung, wissbegierig und mitteilungsbedürftig: Die „Fontäne Jugend“

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Die Zeitschriften-Landschaft in Deutschland ist um ein Format reicher. Jung, wissbegierig, mitteilungsbedürftig – so stellt sich das Team der neuen „Fontäne Jugend“ vor. Das junge Team hinter der Zeitschrift will komplizierte Themen vereinfacht an eine junge Zielgruppe im Alter von 12 bis 18 Jahren vermitteln.

Şevval Mısırlıoğlu ist sehr munter und aufgeregt. Es ist ihr erstes Interview als Macherin einer Zeitschrift. Munter und aufgeregt: Diese beiden Adjektive beschreiben nicht nur die 23-Jährige am besten, sondern auch die neue „Fontäne Jugend“. Mit einem jungen, „echt frischen, wissbegierigen und mitteilungsbedürftigen“ Team will sie öffentlichkeitsrelevante Themen einem jungen Publikum zwischen 12 und 18 Jahren zugänglich machen. Die Idee habe ihren Ursprung in der Mutterzeitschrift „Die Fontäne“.

Die Macher dieser seit 1998 bestehenden Zeitschrift für Kultur, Wissenschaft und Dialog mit 20.000 Abonnenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz hätten schon länger Bestrebungen, die Lektüre für junge Leser:innen zu veröffentlichen. Mit Şevval und ihren 13 Freund:innen, die aus ganz unterschiedlichen Studienfächern kommen, hat man den richtigen Nachwuchs gefunden. Alle Macher der deutschsprachigen „Fontäne Jugend“ würden sich ehrenamtlich engagieren. Man habe zwei Arbeitsgruppen eingerichtet, wovon sich eine um die Inhalte der Zeitschrift kümmere und die andere den Social Media-Bereich abdecke. „Wir freuen uns, ein Teil vom Ganzen zu sein und mitmischen zu dürfen“, sagt Şevval. Die erste Ausgabe ist Anfang des Jahres erschienen. 

Jeder soll Spaß an unterschiedlichen Themen haben

Hauptsächlich wolle man Themen aufarbeiten, die schwer an die Hauptzielgruppe zu vermitteln seien oder (im ersten Moment) langweilig erscheinen. „Wir wollen diese Themen so ausarbeiten, dass jeder Spaß dran hat“, erklärt die junge Studentin und stellt uns die Themen näher vor. Mit der Kategorie „Coole Fakten & Mythen“ wolle man mit Mythen, wonach beispielsweise gefrorenes Essen unendlich haltbar sei, aufräumen. Kurz und prägnant erzählen die Autor:innen, warum das nicht stimmen kann. Auch Themen rund um Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder extravagante Spezialitäten aus der türkischen Küche, die in Deutschland noch nicht bekannt sind, kommen nicht zu kurz. Naturwissenschaften, Literatur, Poesie oder aktuelle Themen wolle man „so interessant wie möglich darstellen“. Die Grafiken in der Zeitschrift haben eine einheitliche, coole und „freshe“ Linie, die den Leser dazu bewegt, quer durch alle Themen zu blättern. 

Aber das Team der „Fontäne Jugend“ will nicht nur zusammenfassende und umformulierte Beiträge abbilden. Das ist für das junge und wissbegierige Team zu salopp und kurz gedacht. Vielmehr stellt es sich größeren Herausforderungen und hebt dafür auch Quellen hervor, „die wirklich nicht zu entziffern sind“, stellt Şevval klar. So arbeite man u. a. mit Texten des islamischen Gelehrten Bediuzzaman Said Nursi, der Anfang des 20. Jahrhunderts viele Bücher zur Koranexegese schrieb. In seinen Texten arbeitet er mit vielen unterschiedlichen sprachlichen Mitteln, die besonders für in Deutschland lebende türkischsprachige Jugendliche kein leichtes Unterfangen sind. Die Texte sollen so entschlüsselt werden, dass sie für Menschen über alle Altersgruppen hinweg verstanden werden. 

Junge Autor:innen können Kreativität freien Lauf lassen 

Die Themenwahl werde mit der Mutterzeitschrift zwar abgestimmt und diese oft auch als Quelle herangezogen, aber generell entscheide die junge Zeitschrift selbst über ihre Schwerpunkte. Dabei gebe es neben festen Rubriken, wie beispielsweise die fiktiven Akteure Luca & Alicia, die in der ersten Ausgabe das Wort „bismillah“ [Anm. d. Red.: (dt: im Namen Gottes), arabische Formel, die mit einer Ausnahme am Anfang jeder Koransure steht] erklären und in jeder Ausgabe erscheinen werden, auch variable Rubriken, bei der sich Autor:innen „ihren Freiraum nehmen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen“.

Alle ein bis zwei Wochen gebe es ein digitales Treffen, in denen man sich austausche und gegenseitig Texte kommentiere. Man wolle noch einiges in dieser Branche lernen und ziehe deshalb den Chefredakteur Dr. Arhan Kardaş beider Zeitschriften zur Rate. Die junge Herausgeberin zeigt sich demütig und froh über die Unterstützung der erfahrenen Redakteure: „Da müssen wir uns alle gegenseitig ergänzen, weil wir alle neu in der Branche sind und was die Textarbeit angeht noch helfende Hände brauchen. Das übernimmt unser Chefredakteur, der geht die Texte vor der Veröffentlichung der Zeitschrift noch ein weiteres Mal mit seinem magischen Zauberstab durch und rundet mit seinen Anmerkungen das Feedback ab“.

Die „Fontäne Jugend“ erscheint einmal im Quartal und kann für 24€/jährlich abonniert werden.

Einblick in die Inhalte der neuen Zeitschrift „Fontäne Jugend“.

Einblick in die Inhalte der neuen Zeitschrift „Fontäne Jugend“.

Print trotz Auflagenrückgang 

Wie mutig und tapfer das Projekt ist, zeigt sich auch in der Entscheidung, eine gedruckte Zeitschrift auf den Markt zu bringen. Denn die Verkaufszahlen von Zeitschriften sind seit Langem rückläufig. Während Ende der 1990er bis Mitte der 2000er die verkaufte Auflage aller Publikumszeitschriften laut Statista relativ konstant bei leicht über 120 Millionen Exemplaren lag, ging die Zahl bis 2019 auf rund 59,3 Millionen Exemplare zurück – Tendenz fallend.

Diese Zahlen sind dem Team bewusst. Doch um Auflagenstärke geht es ihm nicht: „Die Zeitschriftenkultur darf nicht verloren gehen“, betont es ausdrücklich: „Wie man so schön sagt: Worte sind flüchtig, Geschriebenes bleibt. So hat man am Ende des Jahres die ganze Reihe der Fontäne Jugend-Zeitschrift und kann auch nach zig Jahren einen Blick drauf werfen. Vor allem weil es auf dem Handy nicht denselben Genuss bietet. Print ist da vom Gefühl her viel angenehmer“. 

Themen werden auf Instagram und Youtube visualisiert 

Und es ist auch nicht so, dass die „Fontäne Jugend“ die Digitalisierung links liegen lässt. Social Media spielt eine immense Rolle. Dafür gibt es eine eigene Arbeitsgruppe: „Nur so können wir unsere Leser:innen effizient erreichen“, erklärt Şevval. Schließlich hält sich die Hauptzielgruppe dort auf. „Wir geben uns Mühe, unsere Inhalte dort nochmal zu visualisieren und für jeden zugänglich zu machen“. So wird besonders wert auf Youtube-Videos gelegt. 

Der Youtube-Kanal der Zeitschrift hat bereits über 900 Abonnenten. In den Kommentaren zeigt sich eine große Unterstützung für das Team. Der Hybrid aus Print und Social Media scheint fürs Erste gut anzukommen.

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