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Kultur/Religion

Kabarett zwischen Koran und Kruzifix: Lachen erlaubt

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Humor über Religionen? Oft ein heikles Unterfangen. Die Grenze zur Agitation gegen Glaubensgemeinschaften ist fließend, Vertreter und Gläubige fühlen sich allzu schnell auf den Schlips getreten. Kerim Pamuk und Lutz von Rosenberg-Lipinsky zeigen, dass es auch anders geht und stellen ihre Religionen in einen humoristischen Wettstreit miteinander.

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Witze über Religion sind ein gefährliches Unterfangen. Als in den 1970-er Jahren die englische Komikertruppe Monty Python „Das Leben des Brian“ mit zahlreichen Anspielungen auf Jesus verfilmte, regten sich ungezählte Christen darüber auf. Bis heute zeigen atheistische Gruppierungen diesen Film bewusst an stillen Feiertagen, um zu provozieren. Und als dänische Zeichner in der Zeitung „Jyllands-Posten“ den Propheten Mohammed karikierten, führte das gar zu Mordanschlägen.

Die katholische Kirchengemeinde Sankt Clara in Berlin-Neukölln war am Montagabend weit davon entfernt. Der mit seinen dunklen Holzelementen und roten Stapelstühlen so gar nicht zum hippen Neukölln passende Pfarrsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als das Komikerduo Kerim Pamuk und Lutz von Rosenberg-Lipinsky zum „Kabarett zwischen Koran und Kruzifix“ einlud. Der protestantische Theologe mit „ostwestfälischem Migrationshintergrund“ und der „Orientalist vom schwarzen Meer“ brachen gezielt mit allen Konventionen, als sie ihre Religionen in einen bizarren Wettstreit miteinander treten ließen.

„Der Koran ist 1.360 Jahre alt“, versuchte Pamuk zu punkten. „Die Bibel ist in ihrer kanonischen Form 1.760 Jahre alt“, hielt von Rosenberg-Lipinsky ihm entgegen. „Koran sticht“, antwortete Pamuk dennoch. „Was? Warum?“ – „Ist jünger. Version 2.0 sozusagen“, so Pamuk. „Und überhaupt: Ihr habt ja ein Update durch Luther gebraucht.“

Ähnlich beim Thema Kultur. „Wir haben den Buchdruck, die H-Moll-Messe, Telefon und Treppenlift“, zählte von Rosenberg-Lipinsky auf. „Mathematik, Bauchtanz, Aristoteles“, konterte Pamuk. Beim Prunk dagegen schien der Punkt eindeutig an das Christentum zu gehen. „Hütchen, Mützchen, Brokat, Weihrauch, tolle Stolen“, führte Pamuk auf. „Den Punkt will ich nicht“, erwiderte von Rosenberg-Lipinsky. „Ich bin Protestant.“

Beim Publikum kamen solche Wortwechsel erkennbar an. Zu oft ist in ihrem Bezirk, auch bundesweit bekannt etwa durch seinen streitbaren Ex-Bürgermeister Heinz Buschkowsky, Religion schlicht negativ belegt. Den beiden Kabarettisten gelang es da, für befreites Lachen zu sorgen. Und das, ohne dabei zu tief unter die imaginäre Gürtellinie zu rutschen. (Benjamin Lassiwe, kna/ dtj)

Wer sich selbst einen Eindruck von den beiden Kabarettisten und ihrem Programm machen will, kann das im folgenden Video: