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Politik

Kalter Krieg am Golf

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Am Dienstag startete eine neue Verhandlungsrunde zum iranischen Atomprogramm. Am Golf droht ein neuer Kalter Krieg, denn insbesondere Saudi-Arabien verfolgt die Verhandlungen genau. (Foto: reuters)

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Laut der EU-Außenpolitikbeauftragten Catherine Asthon war der Beginn der Atomgespräche mit dem Iran ein „guter Start“. In Wien hatten sich die USA, Russland und China sowie die EU, Frankreich, Großbritannien und Deutschland mit dem Iran am runden Tisch versammelt, um darüber zu beraten, wie der Streit um das Atomprogramm der Islamischen Republik endgültig aus der Welt geschafft werden könnte.

Doch obwohl die USA und der Iran die seit fünf Tagen andauernden Gespräche als konstruktiv und nützlich bezeichnen, wird ein Scheitern von beiden Seiten öffentlich nicht ausgeschlossen. Für den Iran ist das Hauptinteresse an den Verhandlungen, die das Land lähmenden Wirtschaftssanktionen loszuwerden. Bereits zuvor hatte der Iran zugesagt, die Produktion von hoch angereichertem Uran zu stoppen. Im Gegenzug wurden einige der Sanktionen gelockert.

Die westlichen Verhandlungspartner streben einen Deal an, bei dem das Land langfristig am Bau von nuklearen Waffen gehindert werden kann. Dies bedeutet, dass sowohl die Urananreicherung stark limitiert werden soll als auch die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich. Der Zugang für UN-Inspektoren soll außerdem ausgeweitet werden.

Saudi-Arabien schaut nur zu

Während nun der Fahrplan für die weiteren Verhandlungsrunden steht und die Fakten grundsätzlich auf Tauwetter schließen lassen, schaut ein Akteur der Region nur zu. Das Königshaus Saudi-Arabien befürchtet eine Annäherung seines engsten westlichen Partners, der USA, an seinen geostrategischen Erzfeind Iran.

Das saudische Königshaus fürchtet insbesondere, dass die US-Regierung keine iranische Vormachtstellung im Nahen Osten und am Persischen Golf unterstützen könnte. Denn genau diese Vormacht strebt der, an Kronprinzen wie an Erdöl fast ebenso reiche, Staat selbst an. Dafür fehlt allerdings momentan die konkrete Unterstützung der Obama-Administration.

Der Kampf um Einfluss zeigt sich deutlich an den zahlreichen Konflikten, die in der Region die vergangenen Jahre erschütterte. Als das Mubarak-Regime in Ägypten 2011 vom Volk gestürzt wurde, fand dies wohlwollenden Wiederhall im Iran, obwohl dieser selbst 2009 einen Volksaufstand niederschlagen ließ.

Stellvertreterkrieg in Syrien

Die iranische Führung unterstütze die Muslimbrüderschaft um Präsident Mursi. Doch als dieser vom Militär aus dem Amt geputscht wurde, waren es die Saudis, die das Scheckbuch öffneten und seitdem die Macht des Militärchefs Abdel Fattah al-Sisi sichert.

Eine Stärkung des Irans könnte zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen den zwei großen Glaubensströmungen innerhalb des Islams führen. Der schiitische Iran unterstützt schon jetzt den Irak, die Hisbollah im Libanon und Syrien. Der Stellvertreterkrieg in Syrien ist ein Beispiel dafür, wie ein Aufwiegeln entlang der Religionsgrenzen zu blutigen, nicht zu kontrollierenden Konflikten führen kann.

Saudi-Arabien hat nach dem gleichen Strickmuster die Proteste im Inselstaat Bahrein unterdrückt und die dortige schiitische Minderheit bekämpft. Doch der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten erklärt die seit Jahrzehnten bestehenden Spannungen in der Region nur zum Teil.

Saudi-Arabien auf Machterhalt am Golf fokussiert

Die Ausbildung jihadistischer Kämpfer und die finanzielle Unterstützung autoritärer Regime – wie Ägypten, Jordanien und Marokko – zielt auf den Erhalt der Macht in Riad ab. Die Saudis sind mehr denn je an der Stabilität des Königshauses interessiert.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die beiden regionalen Großmächte direkt begegnen. Doch es ist fraglich, wie sehr die Bevölkerung der beiden Staaten an einer Konfliktintensivierung interessiert ist. Wenn sich der Iran nun in Wien geläutert gibt, dann wohl nur deshalb, weil die wirtschaftlichen Sanktionen so sehr auf dem Land lasten, dass der Druck der Bevölkerung zu stark wird. Die Führung in Teheran will eine Rückkehr der Proteste von 2009 unter allen Umständen vermeiden.