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Gesellschaft

Maryam Monsef: Vom Flüchtling zur Ministerin

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Der neue Premierminister Kanadas Justin Trudeau stellte am Mittwoch sein neues Kabinett auf. Unter den 31 Kabinettsmitgliedern ist auch Maryam Monsef, die einst als Flüchtling nach Kanada gekommen war. (Foto: twitter)

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Kanadas neues Kabinett besteht aus vielen ungewohnten Gesichtern. Der neue Ministerpräsident Justin Trudeau schaffte es, dass zum ersten Mal die Posten zwischen Männern und Frauen gleichmäßig vergeben wurden. Als eine Reporterin ihn fragte, warum dies besonders wichtig für ihn sei, antworte er schneidig: „Weil wir das Jahr 2015 haben“. Vertreten ist unter anderem Maryam Monsef als Ministerin für demokratische Institutionen. Die 30-Jährige war mit ihrer verwitweten Mutter und ihren zwei Schwestern als Kind aus Afghanistan geflohen. Nun schaffte sie es in das neue Kabinett Trudeaus.

Die neue Unterhausabgeordnete wurde von Trudeau zu den 31-Kabinetsmitgliedern gewählt und ist die jüngste unter den Ministerinnen und Ministern. Monsef wurde im westlichen Teil Afghanistans in der Stadt Herat, nahe der iranischen Grenze geboren. Ihr Vater starb als sie noch ein Kleinkind war, ihre Schwestern waren damals zwei, ihre Mutter in ihren Zwanzigern. Den Grund für den Tod ihres Vaters kennt niemand so genau. In einem Telefoninterview mit Huffington Post Canada erklärte sie, man hätte ihnen gesagt, dass er in einer Schießerei an der iranisch-afghanischen Grenze umgekommen sei.

Auf dem Weg in die neue Heimat

Monsef verbrachte ihre Kindheit damit, zwischen Afghanistan und Iran zu pendeln. Aufgrund der sowjetischen Intervention in Afghanistan war ihre Familie gezwungen, von der einen zu der anderen Grenze zu fliehen, in der Hoffnung der Konflikt würde bald ein Ende finden. Mit der Unterstützung ihrer Onkel versuchte Monsefs Mutter für ihre Familie zu sorgen. Sie gab Englischunterricht zu Hause und gelegentlich in der Schule, doch lange konnte sie dies nicht tun, denn die Taliban erlaubten Frauen nicht, sich zu bilden. Im Iran war ihre Familie nicht willkommen. Die anderen Kinder ärgerten sie und ihre Schwestern. Als illegale Flüchtlinge lebten sie zudem in der Sorge, abgeschoben zu werden.

1996 entschied sich ihre Mutter dazu, alles hinter sich zu lassen und nach Kanada zu ziehen. Der Weg dorthin bedurfte Esel, Kamele und Flugzeuge. Sie kämpften sich auf dem Weg durch den Iran, Pakistan und Jordanien. Im Laufe der Reise erkrankten ihre Schwestern und sie an Windpocken. Als sie in Kanada ankamen, beantragten sie Asyl und landeten in Peterborough, wo Monsefs Onkel lebte. Zu dieser Zeit war sie erst einmal 11 Jahre alt.

„Ich möchte den Menschen als Parlamentsmitglied etwas zurückgeben“

Es fiel ihr schwer, sich an das neue Land zu gewöhnen. Sie hatte Heimweh und verstand kein Englisch. Kulturell war alles anders, sogar die Art zu wohnen. Dank der Hilfe vieler Menschen und Sozialleistungen schafften sie es mit der Zeit, sich einzuleben. Monsef selber hilft als Volontärin im Flüchtlingsheim Casa Maria, von dem sie einst selbst abhängig war. „Die Nachbarn und die Helfer traten in unser Leben und gaben uns das Gefühl, nicht alleine zu sein. Wir hatten eine Gemeinde und wir wussten, dass alles wieder in Ordnung sein wird und wir hierhin gehörten. Zwanzig Jahre später steckt diese Dankbarkeit immer noch in mir und ich hoffe, dass ich als Teil des Parlaments durch meine Arbeit etwas zurückgeben kann.“

Am Mittwoch wurde sie als Mitglied des Privy Council vereidigt und trat ihr erstes Parlamentstreffen an. Monsef hatte nicht damit gerechnet, als Ministerin für demokratische Institutionen auserwählt zu werden, sie sprach viel mehr über Frauenrechte. „In einer Demokratie zu leben, ist ein Geschenk“, sagte sie gegenüber HuffPost. Monsef freut sich, Peterborough föderal repräsentieren zu können. Auch ihre Mutter ist stolz auf sie. „All die harte Arbeit, all die Opfer, es war nicht umsonst.“

Justin Trudeau: „Because it’s 2015“Asked why he went with gender equality in his cabinet today, Justin Trudeau said: „Because it’s 2015.“ http://www.cbc.ca/1.3300699

Posted by CBC News on Mittwoch, 4. November 2015