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Gesellschaft

Kölner Kardinal verunglimpft Muslime

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Joachim Kardinal Meisner steht für eine abfällige Bemerkung über muslimische Familien in der Kritik. Bundesregierung und Vertreter der Muslime reagierten mit Unverständnis. Es ist nicht das erste Mal, dass der Kölner Erzbischof Minderheiten verunglimpft. (Foto: dpa)

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Der Kölner Kardinal Joachim Meisner steht am 23.01.2014 in Köln (Nordrhein-Westfalen) während eines Soldatengottesdienstes im Dom am Altar.
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Kölns Kardinal Meisner ist bekannt für scharfe Worte und provokative Thesen. Doch dieses Mal ist er zu weit gegangen: Vor Vertretern einer konservativ katholischen Sekte ließ er sich vor 800 Gläubigen über in Deutschland lebende Muslime aus.

„Ich sage immer, eine Familie von Euch ersetzt mir drei muslimische Familien“, sagte Meisner in einer Predigt vor der katholischen Bewegung „Neokachetumenaler Weg“ im Kölner Maternushaus am Wochenende. Sofort hagelte es Kritik von allen Seiten.

„Wertschätzung für Familien, in denen der Glaube lebt“

Meisner ruderte am Mittwoch umgehend zurück. In einer Mitteilung bedauerte das Kölner Kirchenoberhaupt nun seine „vielleicht unglückliche Wortwahl“. Seine Äußerung wolle er nicht als Kritik an deutschen Muslimen verstanden wissen, vielmehr sei es ihm um „die Wertschätzung für Familien, in denen der Glaube lebt“ gegangen.

Er habe schon verschiedentlich gesagt, dass „muslimische Familien unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben“. Dass die weiterhin „unglückliche Wortwahl“ seiner Entschuldigung von der muslimischen Gemeinschaft als solche aufgefasst wird, darf bezweifelt werden.

Zentralrat der Muslime vergleicht Meisner mit Thilo Sarrazin

„Man stelle sich vor, ein muslimischer Würdenträger in vergleichbarer Position würde diesen Satz formulieren – ein Empörungsschrei ginge durch die Gesellschaft“, sagte Bekir Alboğa von der türkisch-islamischen Union Ditib dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Zuvor hatte sich der Zentralrat der Muslime über Meisners Äußerung fassungslos gezeigt. In der Zeitung verglich der Vorsitzende der Organisation, Aiman Mazyek, den Kölner Kardinal mit Thilo Sarrazin. Meisner bediene islamkritische Ressentiments.

Unterstützung erhielten die Muslim-Vertreter von deutschen Politikern. Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, forderte umgehend eine Entschuldigung von Meisner. Aydan Özoğuz (SPD), Integrationsbeauftragte im neuen Kabinett, wollte Meisners Aussagen nicht kommentieren. Sie sei lediglich die „persönliche Meinung eines katholischen Würdenträgers.“

Meisner steht kurz vor der Rente

Trotz seiner Entschuldigung steht Meisner weiterhin in der Kritik. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass er sich abfällig gegenüber Minderheiten äußert. Im Mai des vergangenen Jahres stand Meisner bereits wegen Äußerungen über Sinti und Roma in der Kritik. Roma seien „in unsere Zivilisation nicht zu integrieren“, sagte Meisner damals.

Meisners gesundheitliche Verfassung ist seit Monaten Thema in Kölner Klatschblättern. Gelegentlich machen Gerüchte die Runde, er sei nicht mehr in der Lage die Position des Kölner Erzbischofs auszufüllen. Es wird vermutet, dass der 80-jährige Kardinal bald sein Amt aus Altersgründen aufgeben wird.