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Gesellschaft

Kein Friedhof für Muslime: 750 Kilometer fahren für die letzte Ruhestätte

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Da es in Athen und der näheren Umgebung keinen muslimischen Friedhof gibt, finden verstorbene Muslime ihre letzte Ruhestätte im 750 Kilometer entfernten Komotini.

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In Athen gibt es für Muslime nicht die Möglichkeit, Tote zu begraben. Dafür müssen sie stundenlange Fahrten über sich ergehen lassen.
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Athen ist die einzige Hauptstadt in Europa ohne eine eigene Moschee. Die 150.000 Muslime dieser Stadt verrichten ihre Gebete in Gebetsräumen (Mescid). Neben einer Moschee sucht man in Athen auch nach einem muslimischen Friedhof vergeblich. Bei Todesfällen müssen die Athener Muslime für die Bestattung das 750 Kilometer entfernte Komotini in Thrakien aufsuchen. „Ich kann meine Gebete überall verrichten. Zu Hause, im Mescid, auf dem Weg, aber ich kann einen Muslim nicht einfach irgendwo bestatten“, so der türkischen Zeitung Zaman zitierte Imam eines Mescids in Athen.

Die Leichname könnten nur unter der Bedingung, dass irgendwelche Angehörigen für die Transportkosten aufkommen, nach Komotini transportiert werden. „Einen Leichnam in die Stadt Komotini in Thrakien zu transportieren, kostet insgesamt 1.400 €. Die meisten Muslime hier sind aus Kriegsgebieten entflohene Flüchtlinge. Diese Menschen haben auch kein Geld. In den meisten Fällen sammeln wir unter uns Geld, um den Transport zu verwirklichen“, so der Vorbeter.

Es gäbe auch keinen Raum für Muslime, in dem die rituelle Totenwaschung der Leihnamen verrichtet werden kann. Das würde man notdürftig im Waschraum, der eigentlich für die rituelle Gebetswaschung vorgesehen ist, erledigen.

Keiner fragt nach den Verstorbenen

Auch in Thrakien angekommen ist der Schicksalsschlag nicht beendet. Für die Verstorbenen gibt es meist keine Angehörigen weit und breit – die Beerdigung ist daher eine recht einsame Angelegenheit. „Keiner fragt nach den muslimischen Migranten, nachdem sie hier bestattet wurden. Aber ab und zu kommt es dann doch nach Jahren dazu, dass ein Angehöriger kommt und nach dem Grab seines Verwandten fragt. In den meisten Fällen kommen nur die Leichname. Die Verstorbenen haben entweder keine Angehörigen oder kein Geld. Meist sind wir die einzigen, die bei der Bestattung anwesend sind“, sagt ein Angestellter des Mufti-Amtes von Komotini.

Einige Vertretungen von muslimischen Ländern in Athen helfen finanziell beim Rücktransport der Leichname in ihr Heimatland. Aber Länder wie Pakistan, Bangladesch, Somalia und Syrien helfen nicht bei der Rückreise. Die meisten Verstorbenen aus diesen Ländern werden in Thrakien bestattet. „Es sollte wenigstens einen Friedhof für Muslime in einer näheren Umgebung geben. Entfernungen von bis zu zwei Stunden wären kein Problem, aber mehrere Stunden sind viel zu lang. Manche Flüchtlinge erreichen Griechenland sterbend. Dann müssen wir sechs bis sieben Leichen auf einmal nach Komotini transportieren“, schließt der Imam aus Athen ab.