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Kultur/Religion

Kein Platz für Breivik-Theaterstück im Münchner Haus der Kunst

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Milo Raus Theaterstück über den Massenmörder Anders Breivik ist kontrovers. Zu kontrovers für das Haus der Kunst in München? „Breiviks Erklärung“ darf dort nicht aufgeführt werden – zum Unverständnis des Münchner Volkstheaters. (Foto: dpa)

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Kein Platz für Breivik-Theaterstück im Münchner Haus der Kunst
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Ein Theaterstück über den norwegischen Rassisten und Massenmörder Anders Breivik darf nicht im Münchner Haus der Kunst aufgeführt werden. „Wir haben eine Klausel im Mietvertrag, die rechtsradikale und antisemitische Inhalte ausschließt. Das umfasst auch Verharmlosung und Satire“, sagte am Donnerstag die Sprecherin des Hauses, Elena Heitsch, und bestätigte Medienberichte.

Das Stück „Breiviks Erklärung“ des Schweizer Regisseurs Milo Rau sollte im Rahmen des Nachwuchs-Regiefestivals „Radikal jung“ im Haus der Kunst aufgeführt werden. Das Münchner Volkstheater, das das Festival ausrichtet, hatte dafür den Terrassensaal mieten wollen. Nach Angaben des Theaters war ein Mietvertrag zugesichert, aber noch nicht abgeschlossen. Museumssprecherin Heitsch betonte: „Wir haben keinen Vertrag gebrochen.“

In Raus Stück liest die deutsch-türkische Schauspielerin Sascha Ö. Soydan (Foto) die krude Rede, mit der Breivik vor dem Osloer Gericht seine 77 Morde rechtfertigen wollte. Er bekundete darin seine Verbundenheit zu Al-Kaida und zum NSU. Rau will mit dem Stück eine Debatte anfachen und verhindern, dass Breivik im kollektiven Gedächtnis als unzurechnungsfähiger Wahnsinniger in Erinnerung bleibt

Das Haus der Kunst habe erstmal nichts gegen das Stück an sich einzuwenden gehabt, sagte Heitsch. „Aber die Intention von Intendant Stückl war uns nicht ganz klar.“ Volkstheater-Intendant Christian Stückl habe nicht differenziert genug erläutert, was mit dem Stück bezweckt werden solle.

„Das war uns nicht präzise genug“, sagte Heitsch. Sie gehe davon aus, dass Stückl an einem ehemaligen Nazi-Bau als Aufführungsstätte interessiert gewesen sei. Das Museum wurde unter Adolf Hitler als „Haus der deutschen Kunst“ errichtet und zum Symbol für die Gleichschaltung der Kunst im Nationalsozialismus. „Wenn Fragen offen bleiben, dann ziehen wir es vor, uns nicht als architektonische Folie zur Verfügung zu stellen.“

Volkstheater reagiert mit Unverständnis

Das Volkstheater kann die Absage nicht verstehen. „Es geht um ein Theaterstück, das kontrovers zu diskutieren ist, aber mitnichten wollen wir da rechtsradikales Gedankengut verbreiten“, betonte Theatersprecher Frederik Mayet. „Gerade im Rahmen des NSU-Prozesses ist das ein Thema in unserer Gesellschaft.“ Das Theater habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Es habe Vorbesichtigungen gegeben; dem Haus der Kunst sei umfangreiches Material zur Verfügung gestellt worden.

„Der Wunsch von Milo Rau war auf jeden Fall, das außerhalb eines Theaters zu machen“, erläuterte Mayet. „Das ist für ihn wichtig, dass das nicht ein normaler Theaterabend wird.“ Darum seien mehrere Räumlichkeiten in der Nähe des Volkstheaters angefragt worden. Darunter auch die Musikhochschule, ebenfalls ein ehemaliger Nazi-Bau, und die Reithalle, die keinerlei historische Vorbelastung habe. „Es hätte auch durchaus Sinn gemacht, das in einem Raum zu machen, der mit dem „Dritten Reich“ irgendwas zu tun hat“, sagte Mayet. Das sei aber nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen.

Inzwischen hat das Theater eine Ausweichstätte gefunden. „Breiviks Erklärung“ wird am 22. April in einem Raum des Münchner Stadtmuseums aufgeführt. Allerdings werden dort nur rund 230 Zuschauer Platz finden. Im Haus der Kunst wären es knapp doppelt so viele gewesen. (dpa/dtj)