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Kolumnen

Keine Sorge – der nächste Weltuntergang kommt bestimmt

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Der eine oder andere mag tatsächlich aufgeatmet haben, jedenfalls: Der Weltuntergang kam nicht. Grund zur Entwarnung ist das dennoch nicht. Denn der nächste kommt bestimmt, und wenn nicht, dann zumindest seine Erwartung bzw. Vorhersage. (foto: dpa)

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Keine Sorge – der nächste Weltuntergang kommt bestimmt
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Je mehr Teile der Erde bereits den 22.Dezember zu schreiben begannen, umso sicherer stand fest: Es wurde wieder mal nichts mit dem Weltuntergang. Nach dem Maya-Kalender hätte die Welt am Freitag untergehen müssen, vielleicht mit Ausnahme des türkischen Dorfes Sirince bei Izmir sowie einem Ort in Südfrankreich. Aber Fehlanzeige: Die Erde dreht sich immer noch, der Verkehr läuft weiter, die Menschen gehen ihren üblichen Beschäftigungen nach. Unerfüllte Erwartungen sind bekanntlich ein Grund zur Enttäuschung, in schlimmeren Fällen können sie sogar Depressionen verursachen.

Müssen wir aber den Untergang der Weltuntergangsfantasien befürchten? Gibt es ab jetzt gar keine Zukunftsängste mehr? Waren all die Hoffnungen auf Weltuntergang umsonst? Ganz so schlimm wird es nicht wohl sein! Die Menschen interessieren sich, solange und seitdem sie Menschen sind, was morgen passiert und was aus ihnen werden wird. Diese Gefühle hängen auch mit Fragen der Religion zusammen. So wie Menschen sich für ihr individuelles Schicksal interessieren, so wollen sie auch wissen, wie es wohl zum Ende des Großen und Ganzen, kurz gesagt zum Weltende, kommen würde.

So wird die erste Vorhersage über den Weltuntergang in etwa auf den Zeitraum um 2800 v. Chr. datiert. Nach Isaac Asimov soll wohl eine assyrische Tontafel den Weltuntergang prophezeit haben. Bis zur jüngsten Vorhersage des Maya-Kalenders kannte die Weltgeschichte unzählige Weltuntergangsvorhersagen. Glaubt man der Bibel, nahm auch Jesus das baldige Weltende an.

Bisher traf keine der Voraussagen ein – andernfalls gäbe es ja auch das Deutsch-Türkische Journal mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Allerdings waren die bislang unerfüllt gebliebenen Vorhersagen kein Grund, es nicht noch einmal mit neuen Vorhersagen zu versuchen, und sie werden wohl auch diesmal nicht abreißen. Eher wird wohl tatsächlich die Welt selbst untergehen als die Weltuntergangsfantasien.

Einige Gruppen und ihre Weltuntergangserwartungen

Dabei sollte man einen Punkt nicht aus den Augen verlieren: Bei dem Begriff Weltuntergang denkt man automatisch an das Weltende im großen Stil. Dabei gibt es so viele Weltuntergangsängste wie es gesellschaftliche Gruppen gibt. Einige Gruppen und ihre Ängste vor einem Weltuntergang im Kleinen, zumindest vor dem Untergang der ihnen vertrauten Welt mögen das illustrieren:

Rassisten/Rechtspopulisten: Für diese Gruppe bedeutet die moderne Gesellschaft, vor allem die Zunahme von Menschen aus anderen Weltgegenden eine Bedrohung. Sie gehen von der Reinheit der Rasse sowie der Homogenität der Gesellschaft aus. Mehr Menschen aus anderen Kulturen bedeuten für sie mehr Bedrohung. Mit Diversität und Vielfalt können sie nicht umgehen. Die NPD prophezeit den „Volkstod“ für die Zeit zwischen 2030 und 2040, Anders Breivik und seine Epigonen von der „Islamkritik“ rechnen mit einer unumkehrbaren „Islamisierung“ Europas noch vor „2083“. So lautete zumindest der Titel des „Manifests“, das der 77-fache Mörder ins Internet gestellt hatte.

Grüne/Umweltaktivisten: Für diese Gruppe von Menschen bedeuten der Kapitalismus sowie das Artensterben ein Stück Weltende bzw. sind diese als Vorboten des Weltendes zu deuten. Auch wenn die Prophezeiungen des „Club of Rome, die Voraussagen über den Weltuntergang durch „Überbevölkerung“, „Waldsterben“, Eiszeit oder die Erschöpfung fast aller natürlicher Ressourcen bis 1990 nicht eingetreten sind und auch die apokalyptischen Thesen rund um die angebliche „menschengemachte Erderwärmung“ immer mehr Skepsis erfahren, dürfte die Ökoapokalyptik weiterhin vor allem die sprichwörtliche „German Angst“ bedienen.

Wissenschaftler: Nach Auffassung der meisten Wissenschaftler sollen die Energiereserven der Sonne wohl noch für weitere fünf Milliarden Jahre ausreichen. Bezogen auf unsere Lebenserwartung eine eindeutige Entwarnung.

Baschar al-Assad: Assad wird wohl einen Sieg der Opposition als Weltende deuten.

Nasreddin Hoca: Nasreddin Hoca, eine Art türkischer Till Eulenspiegel, soll auf die Frage, wann den wohl das Weltende kommen werde, geantwortet haben: „Wenn Du stirbst, bedeutet das das Weltende“. Eigentlich sehr weise und auch präzise, oder?