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Politik

Kenizé Murad: „Die Türkei ist wie Hitler-Deutschland 1935“

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Kenize Murads Großvater war niemand geringeres als Murad V., osmanischer Sultan. Sie lebt in Paris, wo sie als Journalistin und Schriftstellerin arbeitet. Für die Zustände ihrer alten Heimat hat sie nun äußerst harte Worte gefunden.

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Kenize Murad
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Kenizé Murad, die Enkelin des osmanischen Sultans Murad V., hat in einem Beitrag in der französischen Zeitung Le Figaro die aktuelle Lage der Türkei und den Druck auf die Medien thematisiert. Darin vergleicht sie die gegenwärtige Türkei mit Hitler-Deutschland im Jahre 1935.

Über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan heißt es in ihrem Beitrag: „Er schafft es mit Raffinesse, jeden, der sich gegen seine Autorität stellt, zu unterdrücken.“ Sie sieht die aktuellen Geschehnisse in der Türkei als Folgen der aus Sicht Erdoğans schlechten Wahlergebnisse des 7.Juni. Für die Enkelin des osmanischen Sultans liegt die Schuld daran, dass es zu keiner Koalition kommen konnte, bei Erdoğan selbst.

In ihrem Beitrag prangert die Erbin des osmanischen Reiches den großen Druck auf die Medien an.  Sie erwähnt den ehemaligen Vorsitzenden der AKP Jungendorganisation Abdurrahim Boynukalın und dessen Angriff auf die Hürriyet, die Klage gegen die Tageszeitung Cumhuriyet, weil sie die Lastwagen mit Waffentransporten nach Syrien öffentlicht gemacht hatte, und die vielen Journalisten, die hinter Gittern sitzen, nur weil sie ihre Arbeit verrichten. Murad stellt die Frage, wie lange der Druck auf Journalisten und Medien noch gehen kann.

Für Kenizé Murad reicht der Blick aus Frankreich aus, um festzustellen, dass jegliche, der AKP untreue Beamte nach Belieben versetzt werden können. Besonders aufgefallen seien die Versetzungen von Polizisten, Staatsanwälten und Richternn nach den Korruptionsvorwürfen gegen die Söhne Erdoğans und weiterer vier Minister und Personen aus Erdoğans engstem Umfeld vor zwei Jahren. Das waren ihr zufolge „Aufräumarbeiten“ um die Geschehnisse nach eigener Vorstellung neu zu regulieren und fortan besser zu kontrollieren.

Für die bevorstehenden Wahlen hat die Enkelin des osmanischen Sultans eine verheerende Prognose, denn sie sieht in der Strategie Erdoğans kein Zurückschrecken davor, das Land wenn nötig in einen Bürgerkrieg zu stürzen. Sie weist auf einen klaren Unterschied zwischen HDP und PKK hin und hebt die Bedeutung dieser Unterscheidung hervor. Im Le Figaro schreibt sie des Weiteren, dass in gewissen Kreisen gezielt Hass gegen Kurden geschürt werde, um so die nationalistischen Wählerschichten für die AKP zu gewinnen. Falls diese Pläne nicht aufgehen sollten und die HDP nicht unter die 10-Prozent-Hürde gedrückt werden kann, so würde Erdoğan laut Kenizé Murad nicht davor zurückschrecken, den Ausnahmezustand auszurufen und die Wahlen ganz abzusagen.