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Bildung & Forschung

Plagiatsvorwürfe gegen Khorchide

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Der Studienleiter des Arbeitsbereichs Islamische Theologie/Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Abdel-Hakim Ourghi, wirft dem Münsteraner Professor Mouhanad Khorchide vor, fremde Ideen als seine eigenen auszugeben. (Foto: dpa)

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Mouhanad Khorchide
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Nachdem bereits Ende des Jahres 2013 die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) vereinten deutschen Islamverbände und die Türkisch-Islamische Union (DITIB) auf der Basis eines Gutachtens zu den theologischen Thesen dem Professor das Vertrauen entzogen hatten, werden nun auch Plagiatsvorwürfe mit Blick auf seine „Theologie der Barmherzigkeit“ laut.

Wie die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ berichtet, wirft Abdel-Hakim Ourghi, Studienleiter des Arbeitsbereichs Islamische Theologie/Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Khorchide vor, für seine „Theologie der Barmherzigkeit” die Ideen und Ausführungen von Muhammad Shahrur, einem syrischen Gelehrten des Reformislam, kopiert und als seine eigenen ausgegeben zu haben.

Shahrur gilt als Vertreter eines modernistischen Islam-Verständnisses und vertritt eine Form von „Koranismus“. Er sieht dabei den Koran als wichtigste Quelle und zweifelt an der Authentizität der Prophetenüberlieferungen („Hadithe”).

Thesen Shahrurs erschienen bereits 1990

Auch wenn Shahrurs Werke auf Deutsch erhältlich sind, unter anderem sein 1990 erschienenes Opus magnum „Die Schrift und der Koran – eine moderne Interpretation“, ist er im deutschsprachigen Raum nur in Fachkreisen bekannt. Daher habe Ourghi die Werke Shahrurs mit dem Hauptwerk Khorchides, „Islam ist Barmherzigkeit“, abgeglichen.

Ein Abgleich der Thesen Khorchides mit Passagen aus den Werken Shahrurs an neuralgischen Punkten habe den Eindruck erweckt, so Ourghi, „die semantische Nähe der gebrauchten Begriffe, die Gliederung der Kapitel und nicht zuletzt die behandelten Themen und Fragestellungen an sich” würden nahe legen, dass Khorchides Abhandlung „gezieltes Abschreiben der innovativen Reformideen bzw. eine sehr freie Übersetzung der Thesen des syrischen Intellektuellen” zu Grunde liegen würde.

Es sei davon auszugehen, dass sich Khorchide bestens mit den Ideen Shahrurs auskenne. Khorchide selbst hält fest, er habe sich nie mit den Werken Shahrurs beschäftigt und weist die Anschuldigungen von sich.

Ourghi betont, seine Kritik stünde nicht im Zusammenhang mit der Causa rund um Khorchide und dem Münsteraner Lehrstuhl für Islamische Theologie. Zeitlich trifft sie jedoch mit dem Vertrauensentzug der Islamverbände zu Ungunsten Khorchides zusammen.

Ähnliche Vorwürfe bereits auf islam.de

Allerdings hatte auch Mohammed Khallouk in einem Beitrag auf islam.de, der vom 23.2.2013 datiert, einen ähnlichen Vorwurf erhoben. Darin heißt es beispielsweise:

„Die Hervorhebung der Liebe und Barmherzigkeit als den „zentralen Eigenschaften“ des Islam sowie letztlich Gottes ist jedoch wesentlich älter als die Ankaraner Schule und geht bereits auf Sufis im arabischen Mittelalter wie Ibn Arabi (1165-1240) zurück. Zwar unterscheidet sich Khorchide vom Sufismus mit seiner expliziten Betonung des Handelns, dieses Handeln wird jedoch zu wenig konkretisiert, abgesehen von der Tatsache, dass dadurch Liebe, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit zum Ausdruck gelangen sollen. Die konkretesten alltagsbezogenen Vorgaben kommen jedoch gerade in den juristischen Koranversen zum Ausdruck, die Khorchide generell als zeitbezogen auf die Arabische Halbinsel des siebten Jahrhunderts verstanden wissen will. Als Anleitung zum rechtschaffenen Handeln ließe sich auf den Koran somit kaum noch zurückgreifen.“

Auch habe der 1985 in Khartoum hingerichtete sudanesische Gelehrte Mahmoud Muhammed Taha bereits lange vor Khorchide eine graduelle Unterscheidung zwischen mekkanischer und medinensischer Offenbarung getroffen und die Auffassung vertreten, die medinensischen Offenbarungstexte seien nur im Kontext der damaligen Gesellschaft Medinas, das Prophet Mohammed auch politisch anführte, zu verstehen. Auch die Vorstellung, die Scharia sei ein Werk von Menschenhand, habe bereits der 1921 in Tunis geborene Gelehrte Mohamed Talbi vertreten.