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Bildung & Forschung

Khorchide: Uni-Rektorin will islamische Verbände „möglichst optimal“ beteiligen

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Wer sich zuerst bewegt, verliert. Diesen Eindruck erweckt jedenfalls das anhaltende Patt rund um das ins Gerede gekommene Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) in Münster. Beim Beiratsmodell soll es allerdings auch künftig bleiben. (Foto: dpa)

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Ursula Nelles, Rektorin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Nordrhein-Westfalen), Foto vom 30.10.2012.
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Die Rektorin der Universität Münster, Ursula Nelles, will die muslimischen Verbände an der Arbeit des dortigen Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) weiterhin „möglichst optimal“ beteiligen. Das sagte sie am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Münster. Das angestrebte Beiratsmodell sei eine Möglichkeit, dies zu gewährleisten. Sie sei aber auch bereit, über Alternativen nachzudenken. Entgegen anderslautenden Meldungen gebe es „keinen neuen Sachstand zu den Verhandlungen“.

Die islamischen Verbände, Vertreter der nordrhein-westfälischen Landesregierung und der Hochschule hatten sich vorige Woche auf einen „Runden Tisch“ verständigt, um die Probleme um das Zentrum zu lösen. Künftig wolle man partnerschaftlich und wohlwollend zusammenarbeiten, hieß es.

Weil die muslimischen Verbände vom Staat nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt sind, soll in Münster ersatzweise ein Beirat über Lehrinhalte und Lehrpersonal mitbestimmen. Für das Gremium soll der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) vier Vertreter vorschlagen, weitere vier die Universität im Einvernehmen mit dem KRM.

Obwohl der Lehrbetrieb am ZIT seit mehr als einem Jahr läuft, hat sich der Beirat noch nicht konstituiert. Zwei nacheinander vom Koordinationsrat vorgeschlagene Kandidaten stießen wegen des Vorwurfs mangelnder Verfassungstreue auf Ablehnung. Auch die Universität hatte sich nach Rückzug eines ihrer Kandidaten auf eine neue Suche machen müssen.

Einheitliche Vertretung der islamischen Gemeinschaften würde Arbeit erleichtern

Nelles hatte sich im November im KNA-Interview kritisch über die Beiratslösung geäußert. Sie sei „nicht optimal und eine Art Hybrid-Lösung“. Bei den christlichen Fakultäten gebe es ein klares Gegenüber: die Uni einerseits und die davon getrennten Kirchen andererseits. „Beim Beirat macht man die Bekenntnisgemeinschaft zu einem Teil der Binnenstruktur der Universität“, so Nelles. Dies löse Probleme aus. Besser wäre eine Vertretung der islamischen Gemeinschaften neben der Uni – „mit all den Mitspracherechten, wie sie die Kirchen auch haben“.

Die Auseinandersetzung über den Beirat ist überdies überschattet von dem Konflikt um ZIT-Leiter Mouhanad Khorchide. Der KRM will mit dem Theologen nicht mehr zusammenarbeiten, dessen Berufung man im Jahr 2010 noch zugestimmt hatte. In einem Gutachten werfen die Islamverbände ihm mangelnde Wissenschaftlichkeit und fehlende Bekenntnisgebundenheit vor.

Dass die Organe der Universität und zahlreiche Politiker sich in der Vergangenheit mit Khorchide solidarisiert und sich gegen seine Abberufung ausgesprochen hatten, nährte in Teilen der muslimischen Community den Verdacht, der Professor solle als Trojanisches Pferd zum Zwecke der Schaffung eines assimilierten „Staatsislam“ fungieren. Unterdessen bezeichneten drei christliche Islamwissenschaftler unabhängig voneinander das Gutachten als unwissenschaftlich. Ein ähnlich lautendes Urteil vonseiten islamischer Gelehrter ist bis dato nicht bekannt.

Kritik an Khorchide und seinen Positionen kam unterdessen auch aus „reform-islamischen“ Kreisen. So warf die Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes e.V., Lamya Kaddor, dem Professor auf ihrem facebook-Account vor, ihm fehle es an Wissenschaftlichkeit sowie „Geduld und Respekt für unterschiedliche Positionen“. Letzteres und ein fehlendes Verständnis für islamische Theologie warf sie allerdings gleichzeitig auch den Verbänden vor. (KNA/dtj)