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Gesellschaft

„Kind, ich habe dich lieb, aber bitte stress‘ mich nicht!“

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Die Ergebnisse zweier von der LBS und der DAK in Auftrag gegebenen Studien unterstreichen zum einen, wie fragwürdig die Prioritätensetzung in Teilen der deutschen Gesellschaft ist – aber auch, wo Politik und Unternehmen versagen. (Foto: epa)

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„Kind, ich habe dich lieb, aber bitte stress‘ mich nicht!“
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Das Jahr 2013 scheint wohl das Jahr der Frauen zu sein. So scheint es zumindest, wenn man sich die Debatten um die Frauenquote und die Diskussion um sexuelle Belästigung im sozialen Umfeld anschaut. Passend zu den ganzen Debatten und Diskussionen wurden dann auch im Mai zwei Studien veröffentlicht, die dem Ganzen noch einen anderen Aspekt hinzufügen.
Die Rede ist vom „Kinderbarometer“ des LBS und der DAK-Gesundheitsstudie. Im ersten Fall wurden die Kinder befragt, wie es denn um ihre Mütter stehe und was die Kleinen sich von ihnen am meisten wünschten. Im anderen Fall wurden dann die Mütter befragt, wie es nun um das Mutter-Dasein stehe. Alles sehr interessant. Zumal im Endeffekt beide, sowohl Mutter als auch Kind sich eigentlich das Gleiche wünschen: nämlich qualitative, uneingeschränkt schöne Zeit, nämlich gemeinsam und – ganz wichtig – ohne Stress.

In einer Zeit, in der sich alle darüber beschweren, wie stark doch jedes Kind an seinem Computerspiel hängen würde und sozial fast völlig isoliert wäre, wünschen sich die Kiddies laut Kinderbarometer heute nichts mehr, als gemeinsam mit der Mutter zu kochen oder zu backen. 40% der 9- bis 14-Jährigen unter den 10.000 Befragten gaben dies als größten Wunsch an, das gemeinsame Computerspiel kam nur für 17% der Kleinen in Frage. 38% hätten auch mal wieder Lust, mit Mama zusammen zu spielen und 29% wären glücklich über ein gemeinsames Essen und oder mehr Zeit für gemeinsames Hausaufgaben machen. Laut Christian Schröder, dem Studiensprecher der LBS, wünscht sich knapp ein Viertel der Studienteilnehmer, dass ihre Mütter weniger arbeiteten.

Familie und Karriere getrennt wie Kirche und Staat

Die Unzufriedenheit scheint auf beiden Seiten vorhanden zu sein, so jedenfalls das Ergebnis der repräsentativen Bevölkerungsbefragung durch Forsa im Auftrag der DAK-Gesundheit mit einer Umfrage von 1.003 Frauen, die mindestens ein minderjähriges Kind haben. Die Kombination Erziehung, Haushalt und Beruf scheint die Hauptursache für die Mehrfachbelastung zu sein. Das geben zumindest 75% der befragten Frauen an. Unter diesem Aspekt empfindet dann folglich fast jede zweite Mutter in Deutschland nach Ergebnissen dieser Studie ihr Kind als Stressfaktor. Dennoch geben 46% der Mütter an, dass sie alles in allem den positiven Einfluss ihrer Kinder auf ihre Gesundheit als sehr groß einschätzen.

Diese beiden Studien sind vielleicht ein Indiz dafür, dass sowohl Mütter als auch Kinder gut und gerne miteinander auskommen können, wenn man sie denn auch mal lassen würde. Die Misere in Deutschland, in der berufstätige Mütter stecken, scheint sich auch im Jahr 2013 fortzusetzen. Besser angepasste Arbeitszeiten oder bessere Betreuungsangebote würden sicher zu anderen Zahlen bei derartigen Studien führen. Der langersehnte demografischen Aufschwung beim Nachwuchs wird ansonsten noch auf sich warten lassen. Denn immer mehr Frauen sehen sich im Zuge ihrer Laufbahn an einer Weggabelung, an der es heißt: nach rechts-Familie und nach links-Karriere. Eine zweispurige Kombinationsstraße? Die ist auf unserer Deutschland-Route noch nicht eingebaut!