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Politik

Kinderaugen gegen Drohnenangriffe

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Im Nordwesten Pakistans hat eine Künstlergruppe mit überdimensionalen Großplakaten mit Kinderportraits eine Friedensaktion gestartet. Die Bilder sollen die US-Drohnen-Piloten davon abhalten, das Gebiet mit Bomben zu beschießen. (Foto: notabugsplat.com)

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In Pakistan haben Künstler mit überdimensionalen Großplakaten mit Kinderportraits eine Friedensaktion gestartet. Die Zielgruppe: US-Drohnen-Piloten.
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Ein Feld im Nordwesten Pakistans. Dort, wo Drohnen seit Jahren aus der Luft Tod und Verderben bringen. Die lautlosen Killer sind der Inbegriff der Angst vieler Pakistanis. Mehr als 10.000 Kilometer entfernt steuern anonyme US-Piloten per Joystick unbemannte Fluggeräte auf vermeidliche Taliban-Hochburgen zu und werfen Bomben zur Terrorbekämpfung ab.

Dass bei diesen Angriffen oft auch etliche Unschuldige sterben, bekommen die Piloten kaum mit. Ihr Job ist bequem, sicher und ungefährlich. Anonymität bestimmt den Alltag der Todespiloten vor ihren Bildschirmen. Weder die Opfer noch die Täter haben ein Gesicht.

Kinderaugen ins Blickfeld der Todespiloten rücken

Genau das will eine Künstlergruppe nun ändern. Sie breitete überdimensionale Plakate auf dem Boden aus und gibt den Opfern im Norden Pakistans ein Gesicht. Auf großflächigen Plakaten werden in Zukunft Kinderaugen ins Blickfeld der US-Drohnenpiloten geraten. Die Opfer bekommen so plötzlich ein Gesicht.

Die Gezeigten sind Angehörige von Drohnenopfern der vergangenen Jahre. Eines der portraitierten Kinder hat bei einem Drohnenangriff des US-Militärs seine Eltern und zwei seiner Geschwister verloren. Die Bilder sollen zeigen: Das da unten, das sind keine Ameisen, das sind Menschen.

Die USA setzen Kampfdrohnen in den Stammesgebieten im Norden Pakistans, aber auch in Afghanistan und im Jemen im Kampf gegen Terroristen ein. Immer wieder werden dabei auch Zivilisten getötet. Seit langem prangert die pakistanische Regierung in Islamabad die Einsätze als Verletzung der Souveränität des Staates an.

Künstler hoffen auf „Mitleid“ der Soldaten

„Wir wollen den Unterschied zwischen einem Menschen als kleinen Punkt auf der Erde und einem großen Gesicht zeigen“, sagt einer der Initiatoren der Kampagne. Die Künstler hoffen auf die „Selbstprüfung“ der Verantwortlichen und „Mitleid“ mit den Opfern der Drohnenangriffe.

Die Kampagne der Künstlergruppe trägt den Namen „Not A Bug Splat“. „A Bug Splat“ bezeichnet im amerikanischen Soldatenjargon die Menschen am Boden. Der Begriff war in Verruf geraten, da er dem Ursprung nach den Fleck bezeichnet, den ein Insekt hinterlässt, wenn es zerquetscht wird.

Drohnen bald auch in Deutschland?

Indes verhandelt die EU-Kommission über den zivilen Einsatz von Drohnen. Die Industrie rund um das unbemannte Fluggerät boomt. Bislang stellt sich die Internationale Luftfahrtorganisation Icao jedoch quer. Trotzdem könnten künftig auch Drohnen über Deutschland kreisen. Im Hinblick auf die vielen Toten in Pakistan wäre dies ein makabres Szenario.