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Gesellschaft

Erschreckend viele Fälle von Kindesmissbrauch in der Türkei

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Jährlich werden in der Türkei bis zu 7000 Kinder sexuell missbraucht – und dies meist von Familienangehörigen. Nun veröffentlichte Daten türkischer Behörden geben einen erschreckenden Eindruck vom Schicksal Tausender türkischer Kinder. (Foto: dha)

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Alle vier Stunden wird in der Türkei ein Kind Opfer einer Vergewaltigung. Das ergaben türkischen Medienberichten vom Sonntag zufolge die Daten der türkischen Polizei, des türkischen Jugendschutzes und verschiedener Sozialdienste. Die Daten ergaben außerdem, dass 80 Prozent der Täter entweder aus dem direkten Umfeld der Kinder oder der Eltern stammten. Tragisch ist auch, dass 72 Prozent der missbrauchten Kinder über den Missbrauch schweigen.

Auch als Erwachsene schweigen viele Opfer. Nur 27 Prozent der Opfer sprechen über die grausame Erfahrung während ihrer Kindheit, schätzungsweise 32 Prozent der Opfer sprechen mit niemandem jemals über den erfahrenen Missbrauch.

Die türkische Zeitung „Today’s Zaman“ berichtete, die nun veröffentlichten Daten zeigten auch, dass in der Türkei so oft wie nirgendwo sonst auf der Welt bei Google der Begriff „Kinderpornos“ eingegeben und nirgendwo sonst im Internet so oft nach sexuellem Inhalt bezüglich 13- bis 19-Jährigen gesucht würde. Die Zahl dürfte jedoch insofern nur bedingt aussagekräftig sein, als die Pädophilenszene bei der Suche nach kinderpornografischen Inhalten, um der Erfassung zu entgehen, eigene Tarnbegriffe verwenden dürfte, während der Begriff „Kinderpornos“ unter anderem auch von Personen eingegeben werden kann, die aus beruflichen Gründen dazu recherchieren, etwa Journalisten oder Polizeibeamte.

Der Bericht des türkischen Jugendschutzes sagte darüber hinaus, dass etwa 36 000 pornografische Fotos von türkischen Kindern im Umlauf seien. Nur 1 Prozent der fotografierten Kinder könne dabei überhaupt identifiziert werden. 42 Prozent der auf den Fotos zu sehenden Kinder sind dem Bericht zufolge unter 7 Jahre alt, 77 Prozent sind unter 9.

Straßenkinder und minderjährige Gefängnisinsassen besonders schutzlos

Besonders groß ist das Missbrauchsrisiko für türkische Straßenkinder. Der Bericht zeigte, dass von den ca. 50 000 Straßenkindern schätzungsweise 30 000 schon einmal Opfer einer Vergewaltigung oder von sonstigem sexuellem Missbrauch wurden. Eine andere Risikogruppe stellen dem Bericht zufolge minderjährige Gefängnisinsassen dar. 84 Prozent der minderjährigen Sträflinge seien demnach schon einmal sexuell missbraucht worden, insgesamt wurden 250 Fälle von Gefängnis-Vergewaltigungen vor türkischen Gerichten behandelt.

Im Jahre 2011 vom türkischen Justizministerium erhobene Daten ergaben, dass das Phänomen des Kindesmissbrauchs in allen 81 Provinzen der Türkei vorkomme. Allein in Istanbul gab es 1486 Prozesse, die sich mit Fällen von Vergewaltigung beschäftigten, 2488 hatten mit Fällen von Missbrauch und 2223 mit Fällen von sexueller Belästigung zu tun. Gefolgt wird Istanbul in Bezug auf die Vergewaltigungsprozesse von Izmir, in Bezug auf sexuelle Belästigung von Ankara.

Obwohl die Türkei bereits vor 23 Jahren das „Übereinkommen über die Rechte des Kindes“ der Vereinten Nationen (kurz UN-Kinderrechtskonvention) unterzeichnet hat, gibt es immer noch viele Fälle von Gewalt, Misshandlung und sogar Folter von Minderjährigen. Kürzlich veröffentlichte Daten zeigen, dass während der letzten 20 Jahre 350 000 bis 400 000 Kinder von Familienangehörigen sexuell missbraucht wurden.

In Deutschland ging 2012 die Zahl der Fälle von Kindesmissbrauch gegenüber 2011 leicht zurück, nämlich von 14 918 auf 14 865. Mit 20 389 Fällen war das Jahr 2002 in der Bundesrepublik das Jahr mit den meisten Missbrauchsfällen seit der Jahrtausendwende.