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Politik

Kobane – die Ruhe nach dem Sturm

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Kobane ist verwüstet, aber nach 134 Tagen endlich befreit. Die Verteidiger ziehen nun Bilanz und veröffentlichen Details zur Schlacht, den Verlusten und den getöteten IS-Kämpfern. Und sie planen den Wiederaufbau Kobanes. (Foto: dpa)

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Das Zentrum von Kobane ist verwüstet. Ein junger Kämpfer der YPG läuft auf dem Azadiyya-Platz.
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ISIS ist vollständig aus Kobane zurückgedrängt worden. Nachdem die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (Yekîneyên Parastina Gel, YPG) zusammen mit Peschmerga-Kämpfern und einigen Verbänden der syrischen Opposition nach 134 Tagen Belagerung die Stadt an der türkisch-syrischen Grenze vollständig eingenommen haben, wird das Ausmaß der Zerstörung dort deutlich. Weite Teile der Stadt sind durch die monatelangen Kämpfe und das Bombardement der US geführten Koalition verwüstet.

Der Präsident des Kantons Kobane, Enver Müslim, wandte sich am Freitag auf dem zentralen Azadiya Platz im Zentrum der ausgebombten Stadt an die internationale Öffentlichkeit und bat für den Wiederaufbau der Stadt um die Hilfe von NGOs und Regierungen. „Die Befreiung von Kobane fällt mit dem ersten Jahrestag der Erklärung Kobanes als autonomes Kanton zusammen. Wir haben den Sieg errungen und haben eine Kommission ins Leben gerufen, welches das Ausmaß der Zerstörung feststellen und den Prozess des Wiederaufbaus einleiten soll“, sagte Müslim gegenüber der kurdischen Nachrichtenagentur Firatnews. Am Samstag erklärte Müslim außerdem, dass es den Vorschlag gebe, die Stadt zu einem Museum zu machen, da „der Widerstand, den Kobane diesem Terror (…) entgegen gesetzt hat, historisch mustergültig“ sei.

Mehrere westliche Journalisten sind nach der Einnahme Kobanes in die Stadt gereist und berichten nun von dort über die immense Zerstörung dort. Zwar seien bereits die ersten, meist kurdischen Zivilisten zurückgekehrt. Doch Kurdische Aktivisten veröffentlichen auf Twitter täglich neue Bilder von getöteten IS-Kämpfern, deren Leichen sie unter den Trümmern zerstörter Häuser finden. Außerdem liegen in der Stadt verstreut noch etliche Blindgänger und Munitionsreste, die den Wiederaufbau erschweren.

Kobane-Verteidiger: 3710 IS-Kämpfer getötet

Viele Twitter-User äußerten im Verlaufe der Woche außerdem ihr Unverständnis und ihre Wut über die Aussage des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğans, der laut der hürriyetdaily die kurdischen Akteure für die Verwüstung in Kobane verantwortlich machte. Die Aufstellung einer 100 m² großen türkischen Flagge in unmittelbarer Nähe zu Kobane sorgte ebenfalls für Irritationen und Ärger.

Im Umland von Kobane geht der Kampf zwischen der kurdischen YPG, der kurdischen Frauenvolksverteidigungseinheiten (YPJ) und dem IS unterdessen weiter. Zwar posteten mehrere IS-nahe Twitteraccounts am Freitag Bilder, die IS-Artillerie zeigten, die Kobane unter Feuer nahmen. Doch verschiedenen Medienberichten zufolge kämpften sich Kurdische Einheiten bis Samstag Mittag bis zu 3 Kilometer ins Umland der Grenzstadt vor und eroberten mehrere Dörfer im Westen, Süden und Osten der Stadt.

Am Donnerstag veröffentlichten die Verteidiger von Kobane auf einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Kampf-Bilanz der letzten vier Monate. Demnach seien bei der Schlacht um Kobane 3710 IS-Kämpfer getötet, insgesamt 87 Fahrzeuge, 5 Humvees, 8 mobile Flugabwehrgeschütze und 16 Kampfpanzer des IS zerstört worden. Am Donnerstag veröffentlichten die Verteidiger von Kobane auf einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Kampf-Bilanz der letzten vier Monate. Demnach seien bei der Schlacht um Kobane 3710 IS-Kämpfer getötet, insgesamt 87 Fahrzeuge, 5 Humvees, 8 mobile Flugabwehrgeschütze und 16 Kampfpanzer des IS zerstört worden.

Ein kurdischer YPG Kämpfer steht vor einem zerstörten Fahrzeug in Kobane. Am Donnerstag veröffentlichten die Verteidiger von Kobane auf einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Kampf-Bilanz der letzten vier Monate. Demnach seien bei der Schlacht um Kobane 3710 IS-Kämpfer getötet, insgesamt 87 Fahrzeuge, 5 Humvees, 8 mobile Flugabwehrgeschütze und 16 Kampfpanzer des IS zerstört worden.

Die Schlacht um Kobane dauerte insgesamt 134 Tage. Neben den kurdischen Kampfverbänden waren auch mehrere Brigaden der syrischen Opposition aktiv am Kampfgeschehen beteiligt. So formten unter anderem die zur Alwiya Fadschr al-Ḥurriyya Koalition gehöridende Brigade „Katāʾib Schams asch-Schimāl“ und die „Liwa Thuwwar al-Raqqa“ ein Bündnis mit den kurdischen Gruppen in Kobane. Das Bündnis trägt den Namen „Burkān al-Furāt“. Außerdem kämpften auf Seiten der Verteidiger mehrere Kämpfer der Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei (MLKP), die in der Türkei als Terrororganisation eingestuft ist.

Am Donnerstag veröffentlichten die Verteidiger von Kobane auf einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Kampf-Bilanz der letzten vier Monate. Demnach seien bei der Schlacht um Kobane 3710 IS-Kämpfer getötet, insgesamt 87 Fahrzeuge, 5 Humvees, 8 mobile Flugabwehrgeschütze und 16 Kampfpanzer des IS zerstört worden.

Mehrere hochrangige IS-Emire getötet

Die Zahl der gefallenen Kämpfer beträgt in den Reihen der YPG und der YPJ insgesamt 408, bei der Katāʾib Schams asch-Schimāl zwei, bei der Liwa Thuwwar al-Raqqa 13, bei der MLKP zwei und bei den Peschmerga einen Toten. Auf der Pressekonferenz sprachen neben dem YPG Kommandeur Mahmut Berxwedan, dem offiziellen Sprecher der in Kobane stationierten nordirakischen Peschmerga Kawa Miray auch der arabische Kommandeur der syrischen Liwa Thuwwar al-Raqqa Abu İsa und Vertreter Katāʾib Schams asch-Schimāl.

Unter den getöteten IS-Kämpfern befinden sich auch mehrere Kommandeure der Terrormiliz, darunter auch die aus Saudi Arabien stammenden „Emire“ Sultan Safri al-Harbi und Othman al-Nazih und ein Emir namens Abu Zahra. Ein weiterer IS-Emir, Abdul-Hadi Obaid, wurde im Dezember offenbar von YPG-Kämpfern gefangen genommen.

Über das Schicksal des hochrangigen IS- Emirs Abu Khattab al-Kurdi, der federführend bei der IS-Offensive auf Kobane gewesen sein soll, liegen bislang noch keine gesicherten Informationen vor. Al-Kurdi war unter den kurdischen Verteidigern besonders verhasst, da er selbst Kurde aus nordirakischen Stadt Halabja ist. Ein weiterer kurdischer IS-Kämpfer, Kiwan Mohammed Goran (nom de guerre Abu Walid al-Kurdi), der wie Abu Khattab al-Kurdi aus der nordirakischen Stadt Halabja stammt, wurde in Kobane getötet.

„Wir geben den Toten zurück“

Außerdem wurde mindestens ein IS-Kämpfer mit Verbindungen nach Deutschland in Kobane getötet. Die Nachrichtenagentur DPA berichtete unter Berufung auf den kurdischen regionalen Verteidigungschefs Ismet Hassan, dass der Leichnam des türkischstämmigen Aykut Demircan (nom de guerre Abdul Jaber al-Turki) am Freitag auf Bitten seiner Familie über die Grenze in die Türkei gebracht worden sei. Der Leichnam sei in einem Holzsarg auf einem Transporter ins Nachbarland gefahren und dort Familienangehörigen übergeben worden.

Demircan, Jahrgang 1983, der zuletzt in Deutschland gelebt habe, wurde dem Bericht zufolge in einem Dorf fünf Kilometer südöstlich von Kobane von der YPG getötet.

Die Familie Demircans – die ursprünglich aus der türkischen Stadt Konya stamme – habe über IS-Meldungen in sozialen Netzwerken von dem Tod ihres Angehörigen erfahren und daraufhin die Kurden in Kobane kontaktiert, so der kurdische Verteidigungschef. „Wir geben den Toten zurück, weil es (im Gegensatz zum IS) nicht unsere Mentalität ist, Leichname zu behalten.“