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Politik

Konfliktbarometer 2015: Die Türkei ist zum Kriegsland geworden

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Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung hat seinen Jahresbericht für 2015 veröffentlicht. Ihm zufolge hat sich der Konflikt im Südosten der Türkei vollends zu einem Krieg entwickelt.

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Konflikt in Südosttürkei
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Weltweit 223 gewaltsam ausgetragene Konflikte verzeichnet das am Freitag veröffentlichte „Konfliktbarometer 2015“. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) stuft darin 19 Auseinandersetzungen als Kriege der höchsten
Eskalationsstufe ein. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet das Konfliktbarometer drei neue Kriege: in der Türkei die Kämpfe zwischen Regierung und der terroristischen PKK, auf den Philippinen die militärischen Auseinandersetzung mit der islamistischen Rebellengruppe BIFF sowie im Südsudan den Krieg zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Seit der Eskalation der Gewalt letzten Sommer kann der Konflikt im Südosten der Türkei laut HIIK als Krieg Krieg bezeichnet werden: Seit Juli 2015 ordnet sie ihn in der höchsten Intensitätsstufe (5) ein. „Bis Ende des Jahres wurden als Resultat der anhaltenden Kämpfe zwischen der PKK und der Regierung mindestens 2057 Menschen getötet und über 100.000 innerhalb des Landes vertrieben. Verschärft wurde der Konflikt noch durch mehrere Angriffe des IS, vor allem durch den Bombenanschlag in Ankara am 10. Oktober, bei dem Selbstmordattentäter mindestens 102 Menschen töteten und über 400 verletzten“, fasst das Institut das Jahr zusammen.

Als gesonderter Konflikt wird auch die Auseinandersetzung zwischen der Türkei und Russland seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets an der türkisch-syrischen Grenze aufgeführt. Ihm wird die Intensitätsstufe 3 zugeordnet.

Dramatische Eskalationen beobachteten die Wissenschaftler 2015 beim Krieg in Syrien und in den Auseinandersetzungen mit der Terrormiliz  IS. Die seit 2009 währenden Angriffe der nigerianischen Terrorgruppe Boko Haram hätten 2015 mehr als 12.000 Todesopfer gefordert und zur Vertreibung von 2,4 Millionen Menschen
geführt.

Als einzigen Krieg auf europäischem Boden werten die Forscher die Kämpfe in der Ostukraine. Dort seien seit Beginn des Konflikts mehr als 4.000 Menschen getötet worden. Fast ein Viertel aller politischen Konflikte weltweit beobachtet das HIIK in Subsahara-Afrika. Insgesamt neun Kriegsschauplätze sieht das Institut dort, unter anderem in Nigeria, Sudan, der Zentralafrikanischen Republik und Somalia.

Zu den häufigsten Konfliktgegenständen zählt der Bericht ideologische – darunter auch religiöse – Gegensätze, den Kampf um Ressourcen und um nationale Macht sowie ethnische Gegensätze. Auch beim Konflikt zwischen der türkischen Regierung und der PKK sieht das HIIK einen ideologischen Hintergrund.

Das „Konfliktbarometer“ ist eine Initiative Heidelberger Politologen und gibt seit 1991 einen jährlichen Überblick über Krisen, Konflikte und Kriege. Weltweit arbeiten rund 200 Wissenschaftler an dem Bericht mit. (kna/ dtj)