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Wirtschaft

Korruption in der Türkei: Pharmariese Novartis soll Gesundheitsministerium bestochen haben

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Der Schweizer Medikamentenhersteller Novartis soll das türkische Gesundheitsministerium bestochen haben, um sich Wettbewerbsvorteile zu erschleichen. Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht eine türkische Beratungsfirma.

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Novartis
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In der Türkei sorgt ein neuer Korruptionsfall für Aufsehen. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis soll sich mit Schmiergeldzahlungen an das türkische Gesundheitsministerium Wettbewerbsvorteile im Wert von umgerechnet 85 Millionen Euro erschlichen haben. Am Mittwoch wurde der Fall publik, nachdem ein anonymer Informant der Nachrichtenagentur Reuters interne E-Mails zugespielt hatte, die unter anderem an Konzernchef Joseph Jimenez adressiert waren.

Laut der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) wird darin beschrieben, wie über eine externe Beratungsfirma türkische Beamte bestochen wurden, damit sie Novartis-Produkte auf Listen rückerstattungspflichtiger Medikamente setzen, sodass diese verstärkt in öffentlichen Krankenhäusern in der Türkei zum Einsatz kommen. Außerdem soll sich das Unternehmen die Zustimmung vom Gesundheitsministerium erkauft haben, um zwei Medikamente, deren Weltmarktpreis gefallen war, in der Türkei umzubennen, damit sie weiter zum alten Preis verkauft werden können. „Wir nehmen alle Vorwürfe ernst und untersuchen sie gründlich“, sagte Konzernsprecher Eric Althoff. Novartis hat daraufhin erklärt, die Zusammenarbeit mit der türkischen Beratungsfirma Alp Aydın beendet zu haben.

Unterdessen hat das türkische Gesundheitsministerium Ermittlungen eingeleitet, um festzustellen, ob sich Beamte des Ministeriums der Korruption und unrechtmäßigen Vorteilsannahme schuldig gemacht haben. Auch Alp Aydın hat interne Untersuchungen angekündigt. Dabei geht es vor allem um den Vorwurf, die Beratungsfirma habe insbesondere Verwandte von Ärzten eingestellt, die bevorzugt Novartis-Produkte verschreiben.

Novartis hat derzeit nicht nur in der Türkei, sondern auch in China und den USA mit Korruptionsfällen zu kämpfen. Vor zwei Wochen erst hat der Konzern aus Basel wegen unzulässiger Geschäftsmethoden in China 25 Millionen US-Dollar an die US-amerikanische Börsenaufsicht gezahlt. Zwischen 2009 und 2013 hatten Novartis-Mitarbeiter falsche Spesenrechnungen ausgestellt, um Zuwendungen für Ärzte und Entscheidungsträger im chinesischen Gesundheitswesen zu finanzieren.

Ungleich größer sind die Vorwürfe, mit denen der Medikamentenhersteller in den USA konfrontiert ist. Mindestens zehn Jahre lang soll Novartis im Rahmen eines sogenannten „Speaker Program“ Zehntausende amerikanische Ärzte zu fingierten Veranstaltungen geladen und ihre Kosten übernommen haben. Nun soll der Konzern den US-Behörden Unterlagen zu 25.000 solcher Veranstaltungen liefern und einen Teil der Ermittlungskosten tragen. Analysten der US-amerikanischen Bankengruppe Citigroup zufolge erwartet Novartis in den USA wahrscheinlich eine Strafe von über 2 Milliarden US-Dollar.

Die Ermittlungen in den USA führt der Southern District der Staatsanwaltschaft von New York unter dem leitenden Staatsanwalt Preet Bharara – derjenige, der auch die Ermittlungen gegen Reza Zarrab führt und dadurch in der Türkei zu unerwartetem Ruhm gelangt ist.