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Politik

Krise in der arabischen Welt: Saudi-Arabien schlägt zurück

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Die Gewalt in Ägypten nimmt stetig zu. Während sich der Westen von der ägyptischen Übergangsregierung langsam aber sicher zu distanzieren scheint, steht Saudi-Arabien hinter General Abdel Fattah al-Sisi. (Foto: reuters)

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König Abdullah und Husni Mubarak. Saudi-Arabien unterstützt den Putsch in Ägypten.
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Von Stefan Kreitewolf

Die Zahl der Toten und Verletzten ist nicht mehr zu überblicken, Massenverhaftungen sind an der Tagesordnung. Menschenrechtler schlagen Alarm. Einige westliche Staaten haben bereits ihre Entwicklungsgelder eingefroren – unter anderem Deutschland. Die USA und die Türkei sagen geplante Militärübungen ab. Angesichts der steigenden Gewalt wird Ägypten international zunehmend isoliert.

Saudi-Arabien stilisiert sich als Retter in der Not

Doch ein Verbündeter steht Ägypten in diesen schwierigen Tagen treu zur Seite: Saudi-Arabien. Das saudische Königshaus scheut sich nicht, die Putschisten zu unterstützen und stellte der Übergangsregierung um General al-Sisi unlängst einen Blanko-Scheck aus. Das Geld kann Ägypten gut gebrauchen, ist doch schon die Revolution gegen das Mubarak-Regime durch die maroden Staatskassen ausgelöst worden.

Das Nachbarland vom anderen Ufer des roten Meeres kündigte indes Ersatz für die ausbleibenden Zahlungen an und stilisiert sich als Retter in der Not. „Die arabischen und islamischen Nationen werden nicht zögern, mit den ihr verfügbaren Ressourcen Ägypten zu Hilfe zu kommen“, sagte der saudi-arabische Außenminister Prinz Saud al-Faisal am Montag.

Das saudische Königshaus fürchtet den eigenen Machtverlust

Im Kampf gegen den internationalen Terrorismus stehe Saudi-Arabien ganz hinter seinen ägyptischen Brüdern, sagte der saudische König Abdullah vergangene Woche. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Jordanien und Bahrain folgten dem saudischen Kurs und kündigten Hilfe für Ägypten an. Kuwait zeigte sich hingegen besorgt über das Ausmaß der Gewalt.

Fast schon traditionell stellt sich Saudi-Arabien gegen die Muslimbruderschaft und bezeichnet sie indirekt als Terroristen. Die Organisation ist dem Golfimperium seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge. Sympathien für den Arabischen Frühling in Nordafrika und der arabischen Welt sind dem Golfstaat fremd. Denn der gestürzte ägyptische Präsident Mubarak galt jahrzehntelang als sein wichtigster Verbündeter im Kampf gegen die Muslimbrüder. Mit Furcht und Argwohn beobachtete das Königshaus den Aufstieg der Bewegung am Nil. Denn ihr Erfolg bedroht die Grundpfeiler der saudischen Herrschaft.

Sunniten gegen Schiiten – Stellvertreterkrieg in Syrien

An der Entstehung eines weiteren islamischen Gottesstaates in der Region hat Saudi-Arabien kein Interesse. Vielmehr fürchtet sich König Abdullah vor dem eigenen Machtverlust. Denn der Erzfeind der Saudis, die Islamische Republik Iran, wirft mit Drohungen um sich und liegt direkt vor der eigenen Haustür. Der Bürgerkrieg in Syrien gilt unlängst als Stellvertreterkrieg zwischen den beiden Regionalmächten Iran und Saudi-Arabien.

Während der Iran den syrischen Diktator Baschar al-Assad unterstützt, leisten die Scheiche vom Golf der syrischen Opposition militärische Hilfe. Auch auf spiritueller Ebene konkurrieren die Saudis mit den Muslimbrüdern. Als Hüter der heiligen Stätten Mekka und Medina sehen sich die Ölscheiche als legitime Herrscher der islamischen Welt.

Türkei unterstützt die Muslimbruderschaft

Die Arabellion hat der Muslimbruderschaft neuen Antrieb gegeben. Deshalb führen die Saudis nun die Konterrevolution an. So kann es den Scheichs am Golf ganz und gar nicht gefallen, dass die Türkei – wie auch der Golfstaat Katar – in Syrien wie in Ägypten die Muslimbrüder unterstützt. Der Türkei und Katar weist Riad durch ihre finanzielle Intervention die Schranken ihrer Außenpolitik auf. Dies könnte für den Konflikt in Syrien und die aktuell anarchischen Zustände in Ägypten fatale Folgen haben.

Mit seiner bedingungslosen Unterstützung geht Saudi-Arabien auf Konfrontationskurs mit weiten Teilen der arabischen Welt. Dass Riad gegebenenfalls für ausbleibende Zahlungen aus Washington und Europa einspringt, gilt als sicher. Bereits gleich nach dem Sturz Mursis hatte es General al-Sisi einen Kredit über fünf Milliarden Dollar gewährt.