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KuKü: “Wieso gibt es kein Deutsch-Türkisches ARTE?!”

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“Wieso gibt es das deutsch-französische Arte, aber nichts vergleichbares Deutsch-Türkisches?!”

Kunst & Kültür, besser bekannt unter dem Namen KuKü, ist eine neue und junge Online Plattform für Kunst und Kultur. Am kommenden Samstag (13.5.2017) feiert die bunte Community-Plattform das zweite Mal Geburtstag und lädt alle ein, an der Feier in Dortmund teilzunehmen. Hier stellt ein kleines Kernteam die Kunst und Kultur vom mittleren Osten, über den Balkan bis nach Nordafrika vor. Natürlich kommt dabei auch die Kunst und Kultur der Türkei besonders zur Geltung und auch die der Deutsch-Türken. Unser Interview erklärt die Ziele des Teams und spricht mit Mitgliedern von KuKü.

von Hüseyin Topel

Wer bist du eigentlich, Ömer und wo kommst du her?

Ömer: „Ich heiße Ömer Mutlu. Ich bin geboren in Österreich. Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr bin ich in Deutschland. Nun bin ich 30 Jahre alt, habe also die Hälfte meines Lebens in Österreich, die andere bislang in Deutschland verbracht. Ich bin Filmemacher und lebe zurzeit in Dortmund. Zuvor habe ich in Berlin und vor kurzem noch in Köln gewohnt.”  

Ömer, du hast mit KuKü eine Plattform gegründet, womit du türkische und deutsche Kunst, Kultur und Gefühle präsentierst. Willst du uns etwas über die Gründungsphase und deine Vorstellung erzählen?

Ömer: „Erst einmal, wir machen ja nicht nur deutsche oder türkische Kunst und Kultur. Wir konzentrieren uns auf die Region vom Balkan bis Middle East und auch teilweise Nordafrika. Die MainstreamMedien, wie wir sie kennen, waren mir einfach nicht divers genug. Anstatt mich über diese zu ärgern und zu meckern, habe ich nach dem Motto: Mach´s doch selber besser! gedacht. Deshalb wollen wir eine Alternative bieten. Vor allem eine Alternative zu den Berichten und Nachrichten, die man tagtäglich zu sehen bekommt. Die meisten Berichte und Nachrichten entstehen aus einer Anti-Haltung heraus. Ja, es gibt auf jeden Fall Probleme und Dinge, die nicht gut laufen. Klar gibt es in unseren Herkunftsländern (Türkei, Irak, Iran usw. …) auch junge Leute, die sich mit Lifestyle beschäftigen, die sich mit Kunst und Kultur beschäftigen; auch im zeitgenössischen Raum. Aber es gibt dort auch Jahrhunderte alte Poesie, Tradition und Künste, die heute neu interpretiert werden von eben diesen jungen Leuten. Moderne Kunst, Kultur und Musik, all das gibt es da ja auch. Wir fragen uns einfach: Wie leben diese jungen Menschen? Was beschäftigt sie? Was sind die Trends? Wohin geht die Reise? Das wollen wir auf unterschiedliche Weise zeigen und darüber berichten. Der Vorteil bei Kunst ist, man begegnet sich ohne Vorurteile.

„Kunst ist frei von Vorurteilen“

Eyüp Alikılıç KuKü NRW member

Von links nach rechts, Mücella Şen, Melisa Gürleyen, Ömer Mutlu – Kukü NRW members

Die Arbeit steht im Vordergrund. Während meiner Ausbildung habe ich mir die Frage gestellt: „Wieso gibt es so wenig junge Menschen mit einem Migrationshintergrund, die sich für Medien, digitale/neue Medien und Kunst interessieren?“ Ich fragte mich auch, „Wieso gibt es das deutsch-französische Arte als Kunst und Kultursender, aber nichts vergleichbares Deutsch-Türkisches?“. All diese Themen zählen zu meinen Beweggründen.“

Findest du, das Deutsche die türkischen Aspekte und anders herum Türken die deutschen Aspekte von KuKü verstehen, oder gar verinnerlichen?

Ömer:„Grundsätzlich ist unser Motto, wer “was” versteht oder verinnerlicht, ist uns relativ egal. Man kann es ohnehin nicht jedem recht machen. Das ist auch nicht unser Anspruch. Wir möchten einfach die Vielfalt zeigen, die es wirklich gibt und auch wirklich gelebt wird, aber die ich in den Mainstream-Medien nicht zu sehen bekomme. Die Frage ist einfach: Wer prägt das Interesse unserer Gesellschaft, unserer Mehrheitsgesellschaft? Als Beispiel fällt mir die Frage ein: Wie viele Dokumentationen gibt es über Südamerika und wie viele gibt es über die Kunstszene in Bosnien, oder die zeitgenössische Kunst in Baku, also im Aserbaidschan? Obwohl diese Länder viel näher zu Europa sind. Diese Dinge gibt es, aber dennoch hat man bei diesen Ländern nur gewisse Bilder vor den Augen. Das wollen wir ein wenig aufbrechen. Wir wollen, wenn man so will, die Sehgewohnheiten aufbrechen. Vieles, was wir tagtäglich in den Medien sehen, ist schwarz-weiß. Ich meine auch Muslime reden nicht den ganzen Tag nur über ihre Religion! Oder nicht alle Kurden und Türken sind verfeindet! Oder ein Sunnit kann sich ja auch für die alevitische Kultur interessieren, oder anders herum! Das ist halt das Gute an Kunst, Kultur, Bildung, Kreativität; dass man Menschen leichter und schneller zusammenbringen kann. Es gibt dann keine Hürde.“

Was macht das mit den Leuten? Bewirkt KuKü etwas?

Ömer: „Die Reaktion ist fast immer gleich. Wir hören ständig: ‚Das hätte ich nicht gedacht!‘, ‚Das wusste ich nicht!‘, ‚Bin erst auf eurer Seite darauf gestoßen, dass…‘ usw. Bis jetzt finden die Leute am ‚Coolsten‘, dass wir so unterschiedliche Themen ansprechen. Wir posten etwas zu arabischer Kunst, kurdischer Musik, etwas über die alevitisch-türkische Kultur und an Freitagen wünschen wir den Sunniten ‚Hayırlı Cumalar‘ (deutsch: einen gesegneten Freitag). 

Ich habe das Gefühl, dass die Leute auch mal etwas anderes sehen wollen, als immer nur die gleiche negative Scheiße. Viele sagen auch, dass sie lange nach solch einer Plattform gesucht hätten. Komischerweise verbindet das, was wir machen, die Menschen auf eine ganz banale Art und Weise, aber genau durch das Aufzeigen von Unterschieden und Diversität. Wir schaffen Dinge, mit denen sich alle irgendwie identifizieren können, statt die Leute in verschiedene Schubladen zu stecken und zu trennen. Das ist ja das, was viele Mainstream-Medien machen. Das kommt einfach gut an.

Wie in einem türkischen Sprichwort ‚Üzüm üzüme baka baka kararır‘.Übersetzt bedeutet das so viel wie: Informationen und Dinge färben nun einmal auf einen selber ab. Wenn ich den ganzen Tag nur Negatives in den Medien sehe, ist es irgendwie klar, dass ich keine Empathie aufbauen kann. Anders herum macht es auch keinen Sinn, Dinge zu beschönigen oder zu romantisieren. Aber da möchten wir zeigen, dass wir uns auch kritisch mit unserem Umfeld, unserem Lifestyle und unseren Herkunftsländern befassen können. Da ist Kunst und Kultur ein richtiger Weg, wie ich finde.“  

Mit einem sogenannten „Temporary Shop“ hast du in Berlin einen Laden für deutsch-türkische kreative Dinge eröffnet. Was gab es dort und wie hat es sich verkauft?

Ömer: „Bis jetzt gab es dort nicht so viel. Wir haben Unterschiedliches. Beispielsweise Postkarten, die ich selber illustriert habe, mit türkischen Ikonen, wie Zeki Müren, Kadir İnanır, Türkan Şoray und mit coolen Sprüchen dazu, wie zum Beispiel ‚Sucuk bleibt Ghetto‘. Dann hatten wir auch handgemachte Organic Seife, hergestellt in einem Familienbetrieb in der syrisch-türkischen Grenzstadt Samandağ, von einer jungen Muslima, die gerade dabei ist, ihr Start-Up zu gründen. Wir hatten auch eine junge, türkische Designerin aus dem Süden Deutschlands, die ihre Ohrstecker bei uns angeboten hat. Das Hauptziel von unserem Shop war es, zum einen junge Kreative zu unterstützen, ihnen eine Möglichkeit zu geben ihre Produkte auszustellen und zum anderen finde ich Sprache sehr wichtig. Es gibt Wortwitze, die es nur im Türkischen gibt. Wenn ich nun jemandem eine Karte schicken möchte, dann kann ich lediglich Postkarten erwerben, auf denen deutsche Geburtstagsgrüße drauf stehen. Wo finde ich denn etwas, wo coole Sprüche auf Türkisch stehen? Oder ein anderes Beispiel ist, wenn du auf dem Weihnachtsmarkt bist, stehen dort lauter Tassen mit Beschriftungen wie ‚Peter, Petra, Robert, Andi‘‘, aber nie habe ich Mal etwas gesehen mit den Namen ‚Ömer, Zeynep oder Leyla‘. Das finde ich irgendwie schade und um die Sprache nicht zu verlieren habe ich mich zu so einer Aktion entschlossen. In Zukunft wird es auch T-Shirts geben. Wir sind aber gerade in einer Testphase. Unser Shop ist jetzt am Start und kann natürlich nur noch besser werden. Wir haben noch kein Marketing-Team. Bislang mache ich solche Sachen alleine. Doch langsam aber sicher wird das schon werden.“ 

Ibrahim Tatlıses mit dem Çiğköfte Blick – (Çiğköfte Komagene)

Postkarten im Ku&Kü Shop

Kann man die Sachen nun nicht mehr erwerben?

Ömer: „Doch. Im Online Shop, leider aber nur mit Kreditkarte. Oder einfach eine Mail an [email protected] schicken. Dann kümmern wir uns darum.“  

der digitale Schritt zum Shop -> Ku&Kü Shop

Wie stellt ihr euch die hiesige Gesellschaft so in den kommenden fünf bis zehn Jahren vor?

Ömer:

„Keine Ahnung. Woran ich auf jeden Fall glaube ist, dass Alternativ-Medien immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Flüchtlinge, Integration und der Umgang mit Flüchtlingen werden sicherlich wichtig bleiben. Ich finde Deutschland hat jetzt eine zweite Chance bekommen, sich im Thema Integration zu beweisen. Ich glaube Deutschland hat nun eine Gelegenheit die Fehler, die bei den türkischen und kurdischen Migranten der letzten Jahrzehnte gemacht wurden, nicht zu wiederholen und die Flüchtlinge schneller und mehr auf Augenhöhe zu integrieren. Ansonsten… Keine Ahnung. Eines steht fest: Wir (KuKü) werden den Markt rasieren!“ (Gelächter)

Mitglied bei KuKü. Was reizt dich/euch mit zu machen?

Esther:

„Immer wieder ärgere ich mich über die Eintönigkeit der Medienlandschaft. Darüber, dass nicht die Menschen zu Wort kommen, denen ich gerne zuhören möchte. Und genau das reizt mich an KuKü: Ich kann an einem Medium mitwirken, dass einen anderen Fokus als die Mainstreammedien hat. Hier kann ich über die Geschichten schreiben, die mich wirklich interessieren.“

Wie arbeitet ihr? Worauf wollt ihr hinaus? 

Esther:

„Wir arbeiten größtenteils online mit regelmäßigen offline-Treffen. Das hat den Vorteil, dass jeder mitwirken kann, egal wo er aktuell wohnt. 

Unser Fokus liegt auf der Region Balkan bis Middle East. Und zwar abseits von Krieg und Terror. Denn diese Region hat mehr als das zu bieten. Auch hier gibt es Künstler, Musiker und Inspiration. In den Medien gehen diese Aspekte total unter – wir möchten sie für die Öffentlichkeit sichtbar machen.“

KuKü hat nun auch ein Standbein in Istanbul

Seit neuestem ist KuKü auch in Istanbul vertreten. Von dort aus will ein engagiertes und ehrenamtliches Team die wunderschöne und, in letzter Zeit durch andauernde politische Berichterstattung in den Hintergrund verschobene, ästhetische Seite der Weltmetropole in den Vordergrund rücken.

Teamsitzung in Istanbul – Fotos by KuKü

KuKü braucht Support – „Macht mit!“

Das Team von KuKü steckt viel ehrenamtlichen Fleiß in die kulturelle Verständigung und in die Darstellung von gelebter Vielfalt. Neben der Tätigkeit für KuKü muss aber jedes Team-Member arbeiten und deshalb ist das Team von KuKü auf noch mehr Manpower angewiesen. Jeder, der KuKü toll findet und einen ehrenamtlichen Beitrag für den interkulturellen Dialog leisten möchte, ist herzlich Willkommen zu partizipieren. Tretet dafür gerne in Kontakt mit dem KuKü Team. Via e-Mail, Facebook oder Telefon. Oder nutzt für ein persönliches Kennenlernen gleich die bevorstehende Geburtstagsfeier.

 

Hier die Einladung von KuKü:

Liebe Freunde, Arkadaşlar

endlich ist es soweit. KuKü wird zwei Jahre alt und das wollen wir mit euch zusammen in Dortmund feiern. Wir hoffen, dass sich unsere bunte Community, an dem Abend auf der Party widerspiegelt. Lasst uns alle zusammenkommen und feiern.

Wir freuen uns auf euch und werden euch hier auf dem Laufenden halten. Freunde einladen nicht vergessen.

Euer KuKü Team

Für FingerFood ist gesorgt. Alles Selfmade und Halal-Baby.
Natürlich wird es auch Sucuk vom Grill in Bröçin geben :-D
#sucukbleibtghetto
Auch vegetarisches Essen wird es geben.
(solange der Vorrat reicht)

Wenn ihr uns mit einem Kuchen, Salat o.ä. unterstützen wollt, könnt ihr das gerne tun, spontan mitbringen oder schreibt uns eine Mail an: [email protected]
Betreff: Essen

– Samstag 13.05.2017, ab 15.00 Uhr
– Location: Tyde Studio, Mathiesstraße 14 – 16, 44147 Dortmund
– Eintritt: 5,– Euro