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Wirtschaft

Kurdischer Alleingang: Internationale Öl-Exporte auf eigene Faust

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Die Regierung der Autonomen Region Kurdistans hat erstmals selbstständig Öl-Exportgeschäfte getätigt. Das Modell könnte den nordirakischen Kurden die Unabhängigkeit ermöglichen – ein Albtraum für die irakische Zentralregierung. (Foto: reuters)

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Der Schritt der autonomen Regionalregierung zieht eine weitere Belastung der Beziehungen zu Bagdad nach sich, da die Zentralregierung die volle Kontrolle über im Irak gefördertes Öl für sich beansprucht.

Die kurdische Regierung hatte bereits im letzten Jahr eigenständig einigen ausländischen Ölkonzernen sowie Explorern gestattet, Probebohrungen im Nordirak durchzuführen und damit die irakische Zentralregierung massiv verärgert. Bagdad streitet sich bis heute mit dem amerikanischen Ölkonzern Exxon Mobil über Rechtmäßigkeit dieser Bohrungen. Die Zentralregierung bestand lange Zeit auf ein alleiniges Recht, irakische Öl-und Gas-Produkte zu vermarkten.

Der nunmehrige Beschluss der Kurdenregierung, Öl auch ohne Zustimmung Bagdads zu verkaufen, könnte den Weg zu mehr kurdischer Autonomie ebnen. Die Regionalregierung hat für die Abwicklung des Öl-Deals zwei der größten Rohstoffhandelsunternehmen der Welt beauftragt, Trafigura und Vitol. Die gezielte Wahl genau dieser Unternehmen bringt für die kurdische Autonomieregierung den Vorteil, dass der Irak beim Import von raffinierten Öl-Produkte wie Benzin und Diesel selbst auf diese beiden Unternehmen angewiesen ist. Dadurch sind Bagdad die Hände gebunden.

Unternehmen nehmen Warnungen Bagdads nur bedingt für voll

Das Öl wird meist mit zuvor durch die Türkei gekommenen Tanklastern aus dem Nordirak gebracht. Die irakische Regierung sagte, dass auf eigene Faust getroffene Vereinbarungen mit der kurdischen Regierung illegal seien und dass der Handel mit kurdischen Öl-und Gas-Produkten ohne die Zustimmung der Zentralregierung als Schmuggel zu betrachten wäre.

Das Potenzial der kurdischen Regierung als großer Öl-Produzent und Exporteur scheint auf ausländische Ölfirmen einen unwiderstehlichen Reiz auszuüben. So wurden die Warnungen Bagdads, die Unterzeichnung von Verträgen mit der autonomen Region gefährde die Verträge der betreffenden Konzerne im restlichen Irak, augenscheinlich ignoriert oder nicht ernst genommen. Entsprechend sind im Norden des Landes neben Exxon Mobil auch Unternehmen wie Chevron, Total und Gazprom aktiv.

Im Nordirak besteht seit 1991 eine autonome Region mit eigener Regierung und eigenen Streitkräften. Sie erhält von der irakischen Zentralregierung Finanzhilfe und nützt die staatlichen Pipelines, um das Öl aus den kurdischen Gebieten zu pumpen. Eine eigenständige Ölwirtschaft würde die Autonomieregierung jedoch überlebensfähig und damit von Bagdad unabhängig machen. Eine Entwicklung, die die irakische Regierung fürchtet.