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Wirtschaft

Kurdisches Öl bahnt sich seinen Weg in den „Westen” – durch die Türkei

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Mit mehr Autonomie im Gepäck wollen die Kurden des Irak endlich aus ihrem Ölreichtum Profit schlagen. Im großen Stil soll Erdöl in die energiehungrige Türkei exportiert werden. (Foto: aa)

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Kurdisches Öl bahnt sich seinen Weg in den „Westen” - durch die Türkei
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Iraks kurdische Minderheit erkämpft sich stückchenweise ihre Autonomie von der Zentralregierung in Bagdad. Es geht ihnen um mehr Selbstbestimmung und selbstständige Kontrolle auf ihrem Territorium. Die Kurden im Irak stehen damit in einer unüberbrückbaren Opposition zur verhassten arabischen Regierung im Süden des Landes. Sie scheinen mit der Fertigstellung der ersten eigenen großen Pipeline in die Türkei nicht nur Bagdad provozieren, sondern auch ein Zeichen setzen zu wollen. Die kurdische Regierung ist bereit, ihr wirtschaftliches Wohlergehen, wenn es sein muss, auch in die eigenen Hände zu nehmen.

Wenn das kurdische Pipeline-Projekt in die Türkei vollendet ist, und man geht davon aus, dass dies in den nächsten Monaten geschehen wird, dann werden ab September circa 300.000 Barrel pro Tag in die türkische Region fließen. Das teilte der Energieminister der Autonomen Kurdenregion im Nordirak, Aschti Hawrami, letzte Woche auf einer Konferenz in London mit.

Die arabische Zentralregierung in Bagdad hatte bisher das kurdische Streben nach wirtschaftlicher Autonomie unterdrückt. Vor allem geht es den Parteien um die gerechte Verteilung der Erträge aus den lukrativen Erdölfeldern. Die Streitigkeiten zwischen irakischen Arabern und Kurden werden zum Teil mit Waffengewalt geführt. Die Regierung in Bagdad verhängte sogar ein Exportverbot über kurdisches Öl. Der Export brach in weiterer Folge zusammen. Nun versuchen die Kurden den Ölhandel mithilfe von Lastwagenkonvois aufrechtzuerhalten.

Offensichtlich ist die aktuelle Situation aus Sicht der kurdischen Autonomieregierung unhaltbar. Die Regierung in Bagdad bot den Verkauf kurdischer Ölreserven über staatliche Pipelines an, das würde dem Gedanken der kurdischen Autonomie allerdings entgegenlaufen. Der kurdische Nordirak möchte viel lieber eine eigene Pipeline haben, die sich der Kontrolle und dem Druck Bagdads entzieht. Hawrami erklärte: „Der Bau neuer Infrastrukturen für den Export fossiler Ressourcen ist eine kostengünstige Methode, liquide Mittel in das Land zu bringen. Es wird dem Irak einen besseren Zugang zu den Weltmärkten bescheren und dem gesamten irakischen Volk letztendlich mehr Wohlstand angedeihen lassen.“

Perspektive ist Export nach Europa

Des Weiteren veröffentlichte der kurdische Minister Hawarmi Pläne zur Ausweitung der Öl- Förderung in den nächsten Jahren. Ende 2015 sollen 1 Million Barrel Öl pro Tag durch kurdische Pipelines fließen. Weitere neue Pumpstationen sollen bis 2019 stehen. Dann will man täglich 2 Millionen Barrel Öl pro Tag befördern.

Der amerikanisch-türkische Konzern Genel Energy gab im Februar bekannt, dass auch die ihm zugehörigen Unternehmen 2014 mit dem Export nordirakischen Öls beginnen wollen. Türkische Quellen berichteten im April, dass im 3. Quartal 2013 die Pipeline in die Türkei fertiggebaut sein wird.

Die kurdische Regierung in Nordirak ist zuversichtlich. Die Türkei muss ihrerseits ihren Energie- Warenkorb dringend diversifizieren, die Kurden hingegen brauchen zahlungskräftige Absatzmärkte. Zudem ist die Türkei das Tor zur westlichen Welt. Zwar ist die Belieferung von Europa mit kurdischem Erdöl noch Zukunftsmusik, doch Hawrami gab bereits bekannt: „2016, so glauben wir, wird kurdisches Öl in großen Mengen in die Türkei fließen.“