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Panorama

Land unter in der Republik

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Die Lage in den Hochwassergebieten Deutschlands hat sich am Montag verschärft. Bei den Überschwemmungen kamen in Deutschland und in den betroffenen Nachbarländern bereits mehrere Menschen ums Leben. Bundeswehrsoldaten helfen vor Ort. (Foto: rtr)

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Die Hochwasserlage hatte sich am Wochenende im Süden und Osten Deutschlands extrem zugespitzt. Im bayerischen Passau überschritt die Donau am Morgen den Pegelstand von 12,20 Metern, wie das Landesamt für Umwelt in Augsburg mitteilte. Damit erreichten die Fluten bereits einen höheren Stand als beim historischen Hochwasser 1954. In Sachsen wurden Dämme im Landkreis Leipzig aufgegeben, um sich auf die Rettung von Menschen zu konzentrieren.

Die Hiobsbotschaften rissen nicht ab: Im thüringischen Serbitz brach ein Damm. In Kolbermoor bei Rosenheim drohte ein Damm zu brechen. Der Damm bei Nitzschka in Sachsen wurde unterspült, ein Teil der Ortschaft evakuiert. Für das Obere Elbtal wurde am Montag Katastrophenalarm ausgelöst. Feuerwehren aus Brandenburg unterstützen den Katastropheneinsatz in Sachsen. Bereits am Donnerstag war in Niedersachsen eine Radfahrerin ins Wasser gestürzt und ums Leben gekommen.

Katastrophenalarm in deutschen Städten

Die sächsische Stadt Dresden hat am Montag wegen der steigenden Fluten für mehrere Stadtteile Katastrophenalarm ausgelöst. Die Bevölkerung wurde gebeten, auf unnötige Fahrten mit dem Auto zu verzichten und den Weg für Einsatzfahrzeuge freizuhalten. Auch in Chemnitz, Zwickau, in Mittelsachsen, im Erzgebirge, im Leipziger Land, in Nordsachen und in der Sächsischen Schweiz galt Katastrophenalarm.

In Nordsachsen war die Hochwassersituation an der Mulde weiter kritisch. Und die Pegelstände kletterten weiter, sagte der Sprecher des Landkreises, Rayk Bergner. Von den Werten des sogenannten Jahrhunderthochwassers von 2002 sei man nicht mehr weit entfernt. Besonders betroffen ist laut Bergner die Stadt Eilenburg. Die gesamte Innenstadt wurde evakuiert. Teile von Dresden drohten erneut in den Fluten der Elbe zu versinken. In Sachsen-Anhalt wertete der Katastrophenschutzleiter des Burgenlandkreises, Lutz Blech, die Lage in Zeitz als dramatisch.

Während der Süden und Osten Deutschlands auf eine Hochwasserkatastrophe zusteuert, hat sich die Lage in Niedersachsen teilweise entspannt. Die Pegelstände der Flüsse und Kanäle sind zwar noch auf einem hohen Niveau, sinken aber allmählich, wie die Polizei in Braunschweig und Göttingen am Montag mitteilte. Überflutungsgefahr besteht noch für die Anrainer von Aller und Weser. Wegen der starken Regenfälle in den Einzugsgebieten der Werra und Fulda wird mit einem Anstieg der Weser in den kommenden Tagen gerechnet. Der Pegel der Aller bei Verden steigt bereits jetzt. „Sobald Aller und Weser über die Deichkrone hinwegfließen, werden ein oder zwei Straßen überflutet“, sagte ein Sprecher der Polizei in Verden. Nach Angaben der Polizei ist auch die Bundesstraße 80 bei Hann. Münden weiterhin gesperrt.
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In den Hochwassergebieten in Bayern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind insgesamt 1.760 Soldaten im Einsatz. Dies teilte der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, Stefan Paris, am Montag in Berlin mit. Weitere 1.800 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) sowie 500 Bundespolizisten sind im Auftrag des Bundesinnenministeriums im Einsatz, wie ein Ministeriumssprecher mitteilte.

Laut Paris sind 1.050 Soldaten in Sachsen, 600 in Bayern, 100 in Thüringen und 10 in Sachsen-Anhalt im Einsatz. Sie kümmern sich demnach um Aufbau und Sicherung von Deichen mit Sandsäcken, überwachen die Katastrophengebiete aus der Luft, bieten Betroffenen Unterkunft und Verpflegung an sowie Begleitung und erste medizinische Versorgung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Dienstag in die vom Hochwasser betroffenen Gebiete reisen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich wollte sich am Montag persönlich über die Lage in Sachsen informieren. Am Montagmittag sollte der Krisenstab der bayerischen Landesregierung zusammenkommen.

Österreich: Starke Regenfälle lösen Schlamm- und Gerölllawinen aus

Auch in Österreich und Tschechien sorgten die Fluten für Ausnahmezustände. In vielen Teilen Österreich löste das Hochwasser am Montag katastrophale Zustände aus. Wichtige Zugverbindungen waren gesperrt, Innenstädte standen unter Wasser und in den Bergen lösten sich Schlamm- und Gerölllawinen. Während sich die Lage in den westlichen Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Salzburg am Vormittag leicht entspannte, wurden im Osten für Niederösterreich Donau-Pegelstände über dem Katastrophenhochwasser von 2002 prognostiziert. Auch das Salzkammergut und traditionell hochwassergefährdete Städte wie Steyr wurden in Mitleidenschaft gezogen. Viele Fernstraßen sind immer noch unpassierbar. Eine Situation wie 2002, wo ganze Stadtteile zum Teil von der Außenwelt abgeschnitten waren, trat jedoch bislang nicht ein.

Bislang gab es durch die Überflutungen mindestens einen Toten, mindestens drei Menschen wurden vermisst. Entlang der Donau herrschte nach Angaben der Behörden Katastrophenalarm, tausende Feuerwehrleute hielten sich bereit. Auch das Militär war alarmiert.

In Niederösterreich türmten Hunderte Menschen Sandsäcke auf. In der Wachau könnten die Wassermassen die Schutzwälle überspülen, warnten die Behörden. Prekär war die Lage unter anderem in Melk, wo die Altstadt teilweise von der Donau überflutet wurde; der Höchststand wurde hier für Dienstagmorgen erwartet. Im oberösterreichischen Schärding an der Grenze zu Deutschland flutete der Inn mehr als 200 Häuser.

In Tirol entgleiste in der Nacht zu Montag am Brenner ein Zug, weil eine Schlamm- und Gerölllawine die Gleise verschüttete. Verletzt wurde niemand. Weil auch die Westbahnstrecke unterbrochen war, gab es zeitweise keine Bahnverbindung mehr nach Tirol. (dtj/dpa)