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Gesellschaft

Lasst eine syrische Familie Eure Schwesterfamilie sein!

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Eine Hilfskampagne, die zu Gunsten von Menschen ins Leben gerufen wurde, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen waren und sich in der Türkei niedergelassen hatten, läuft auch im neuen Jahr weiter. (Foto: zaman)

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Nach der 2012 erfolgreichen Hilfskampagne „Ein Brot und eine Decke“, an der sich mehr als 300 Bürgerorganisationen beteiligt hatten, beginnt das neue Jahr mit einem erneuerten Aufruf. Der Verein „Kimse Yok mu“ („Ist niemand da?“) bringt nun syrische Flüchtlinge unter dem Motto „Schwesterfamilie“ mit hilfsbereiten Familien zusammen. Nach einer Überprüfung der sozialen Verhältnisse der hilfsbedürftigen Familien werden diese von den Familien der Freiwilligen zu Schwesterfamilien gemacht. Bis jetzt wurde in der Region an 2.500 Türen geklopft und in nur zwei Wochen wurden nicht weniger als 150 Schwesterfamilien in Gaziantep und Kilis gefunden. Außerdem kamen rund 12,5 Mio. TL an Spendergeldern für die Bedürftigen zusammen. Auch in anderen Provinzen findet die Kampagne Verbreitung.

Eyüp Tok, jener Koordinator von Kimse Yok mu, der in Kilis und Akçakale die Zusammenführung der Flüchtlinge und der Gastfamilien übernimmt, erklärt: „Die Not unserer syrischen Geschwister ist jetzt am größten. Durch den Winter wird ihre Situation noch schwieriger. Bis jetzt haben wir Hunderten von Familien Hilfe geleistet und ich bin überzeugt, dass diese Zahl durch das Konzept der Schwesterfamilien exponentiell wachsen wird. So wie unser Prophet Mohammed von Mekka nach Medina wanderte und dort die Ansar (arabisch: Helfer; die Muslime aus Medina zur der Zeit des Propheten Mohammed) ihr ganzes Hab und Gut mit den Muhadschir (arabisch: Auswanderer; jene Muslime, die sich nach der Verkündung des Islam durch den Propheten Mohammed zum Islam bekannt hatten und deshalb seitens der Nichtgläubigen aus Mekka Zwang und Pein ausgesetzt waren) geteilt haben, genau nach diesem Beispiel versuchen wir, für unsere syrischen Geschwister da zu sein.“

Angst vor dem Winter

Für die aus Syrien geflohenen und Zuflucht in der Türkei suchenden Familien werden unter anderem Decken, Betten, Nahrungsmittel oder Küchengeräte benötigt. Der Verein bemüht sich, allen Bedürfnissen nachzukommen.

So sind die Geschwisterfamilien Al-Hassun und Şahin sehr glücklich, einander auf Grund dieser Aktion gefunden zu haben. Die syrische Amine Al-Hassun ist wegen der Geschehnisse in ihrem Land aus Syrien mit ihrer Familie nach Akçakale geflüchtet und lebt nun in einer Wohnung, die sie mithilfe ihrer Verwandten gemietet hat. Filiz Şahin, die der Al-Hassun-Schwesterfamilie hilft, hat den Kindern Windeln, Milchpulver, Babynahrung, Spielzeuge und ab und zu auch mal Winterkleidung zur Verfügung gestellt.

Şahin sagt, dass sie nun dank der syrischen Familie zwei Zuhause habe. „Wir tun unser Bestes, damit unsere syrischen Geschwister nicht alleine durch den Winter kommen müssen. Am Anfang befanden sich die Kinder in einem sehr schlimmen Zustand. Als ich sah, dass sie in Sommerschuhen herumliefen, habe ich ihnen sofort die Winterstiefel meiner eigenen Kinder gegeben. Ein Kind glücklich zu machen, ist hier sehr leicht – das Einzige, was sie wollen, ist Winterkleidung und Nahrung. Bis sie in ihre Heimat zurückkehren können, werden wir als Schwesterfamilie materiell und geistig bei ihnen sein.“

Das einzige Möbelstück im Zimmer ist eine Heizung

Die Flüchtlinge, die alles hinter sich gelassen haben und vor dem Krieg geflüchtet sind, haben am meisten Angst davor, dass ihre Kinder erkranken. Mit dem Einsetzen des Winters finden sie keine Brennstoffe und leben mit nur einer Heizung, erklärt Osman Bekir (Foto, r.) und betont, dass wegen der Kälte bereits neun seiner Kinder erkrankt sind. Der Familienvater, der im syrischen Bürgerkrieg drei seiner Neffen verloren hat, berichtet, dass sie gezwungen sind, gemeinsam in nur einem Zimmer zu leben.

Bekir schildert seine Gefühle: „Dank der Hilfen fühlen wir uns wohler. Es ist sehr lange her, dass ich zum letzten Mal meine Kinder so glücklich gesehen habe. Die Menschen, die hier leben, behandeln uns sehr gut. Sie sehen uns wie ihre eigenen Familienmitglieder an. Als Muslime müssen wir uns untereinander unterstützen. Ich bedanke mich beim türkischen Volk und bei allen Spendern.“