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Wirtschaft

Libyen hilft Ägypten aus der Not

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Zwei Jahre nach der Revolution gegen Husni Mubarak steckt Ägypten in einer tiefen Rezession. Nun hilft Libyen seinem Nachbarland aus der Not. Unter günstigen Kreditbedingungen werden große Mengen Öls nach Ägypten verschifft. (Foto: reuters)

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Libyen hilft Ägypten aus der Not
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Ägypten stand noch bis vor wenigen Tagen unter gewaltigem Druck. Die Wirtschaft des Landes zieht nicht an. Eine hohe Arbeitslosigkeit und erhebliche politische Unsicherheiten beherrschen die Stimmung in der Bevölkerung. Politische Lager feinden sich zudem unerbittlich an. Es ist eine lange Liste von Schwierigkeiten, die augenscheinlich nicht enden wollen.

Nun kann Kairo auch seine Ölimporte nicht mehr bezahlen. Viele internationale Öl-Konzerne haben ihre Lieferungen deshalb bereits eingestellt oder gedrosselt, weil sie befürchten müssen, dass das Land nicht mehr zahlungsfähig ist. Einen Treibstoffmangel kann sich die Regierung Muhammad Mursis allerdings nicht leisten, denn das würde zu ernsten Ausfällen in der Wirtschaft führen.

Die steigenden Ölkosten versuchte Ägypten bislang durch Subventionen niedrig zu halten. Die Subventionen belasten den Haushalt des Staates allerdings so sehr, dass sie bereits ein Fünftel des Budgets verschlingen – wichtige Gelder, die verloren gehen, weil der Staat sich nicht getraut, Öl zum normalen Preis an seine Bevölkerung zu verkaufen. Die Angst vor Ausschreitungen und Eskalation im Land sind zu groß, als dass man bereit wäre, sich dem Marktpreis zu beugen. Die Bevölkerung ist unzufrieden.

Libyen als großer Helfer

Libysche Offizielle gaben nun bekannt, dass in Kürze Rohöl in Wert von 1.2 Milliarden Dollar an Ägypten geliefert werde. Dieser Deal ist einzigartig. Libyen vergab einen einjährigen Kredit, ohne von seinem Nachbarland irgendwelche Zinsen dafür zu verlangen. Die Nachrichtenagentur Reuters geht von einer Rohölmenge von über 12 Millionen Barrel aus, die in den nächsten 12 Monaten Ägypten erreichen soll.

Schon im nächsten Monat soll mit der Lieferung begonnen werden. Offizielle aus dem ägyptischen Energieministerium bestätigten das Abkommen und sagten: „Monatlich sollen uns eine Millionen Barrel aus Libyen erreichen. Der Deal hält voraussichtlich 12 Monate.“ Seit Januar kaufte Ägypten kein Öl mehr aus dem Ausland. Der Libyen-Deal ist für die ägyptische Regierung von entscheidender Bedeutung.

„Den Ägyptern geht’s zunehmend schlechter, wenn sie nicht anders können, dann nehmen sie sich halt ein Jahr Zeit, um unsere Lieferungen zu bezahlen. Wenn du ein guter Nachbar bist, dann hilfst du deinem Nachbar. Wenn es ihm nicht gut geht, dann fühlst du dich auch nicht gut. Das ist die helfende Natur des Menschen und deswegen helfen wir den Ägyptern“, erklärt ein Regierungssprecher Libyens. Einfachheit und Sachlichkeit zeichnen dieses soziale und vorbildliche Handeln der Libyer aus.

Libyen hilft seinem Handelspartner und Nachbarn Ägypten, obwohl es selbst unter diversen Folgeproblemen der Revolution leidet. Bis heute herrschen in Libyen, das vom Diktator Gaddafi hochgerüstet wurde, politische Unruhen. Aber vielleicht gerade deshalb unterstützen einander nun die post-revolutionären Länder des Arabischen Frühlings so großzügig. Sie gehen den harten Weg zu Freiheit und Demokratie gemeinsam und schauen dabei nach links und rechts. Keiner der revolutionären Weggenossen soll zurückbleiben.

Ägypten lehnt Hilfe vom IWF ab

Kairo braucht unbedingt neue Finanzmittel, um seine marode Wirtschaft zu sanieren. Eine angebotene 4,8 Milliarden Dollar schwere Finanzspritze des Internationalen Währungsfonds lehnte es aber ab. Nach Ansicht der ägyptischen Regierung hätte der IWF-Kredit zu viele Forderungen an die ägyptische Politik mit sich gebracht. Eine Lähmung der politischen Handlungsfähigkeit war aber unakzeptabel, deswegen suchte sich die Regierung lieber Unterstützung in der eigenen Region. Vor allem bei den reichen arabischen Öl-Ländern fragte man an. Auch in diesem Fall zeigte sich Libyen als erster Adressat freundschaftlich und bereit, den Ägyptern aus ihrer Finanzkrise zu helfen. Libyens Regierung hinterlegte 2 Milliarden Dollar bei der Ägyptischen Zentralbank. Seit Mursi, der islamisch- konservative Präsident Ägyptens, an der Macht ist, soll auch Katar das Land mit viel Geld unterstützen. Insgesamt sollen bereits 8 Milliarden Dollar in Form von Darlehen, Krediten und anderen Einlagen den Ägyptern zu geflossen sein.

Das Abkommen mit Libyen und dessen großzügige Finanzspritze wird Ägypten mit Sicherheit helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Bis zur ersten Lieferung bleiben noch einige Details zu besprechen, wie die Art und Qualität des Öls, das geliefert werden soll und die exakte Dauer des Abkommens. Ob Ägypten nachhaltig gestärkt aus der Finanzkrise hervorgehen wird, bleibt noch unklar, doch die Energieversorgung ist vorerst gesichert. Das wird die einfache Bevölkerung beruhigen und die Wirtschaft am Leben behalten.