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Politik

Stecken Ägypten und die Emirate hinter den Luftschlägen in Libyen?

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Die jüngste militärische Eskalation in Libyen hat für Unruhe in der gesamten Region gesorgt. Es wird davon ausgegangen, dass sich die VAE und Ägypten eigenmächtig an einer Offensive libyscher Einheiten gegen „Islamisten“ beteiligt haben. (Foto: reuters)

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In den vorangegangenen sieben Tagen sollen sich gleich zwei Mal ägyptische Einheiten und solche der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) an Luftschlägen gegen djihadistische Rebellen südlich von Tripolis beteiligt haben, die ihrerseits versuchen, die Kontrolle über die Hauptstadt zu erlangen. Dies schrieb die New York Times unter Berufung auf vier US-amerikanische Offizielle.

Der Schritt soll vor allem die USA überrascht und erbost haben: Ägypten und die VAE hatten die Verbündeten aus Washington im Vorfeld nicht über ihr Vorhaben informiert. Offiziell verneint Ägypten auch jede Beteiligung an der Operation. Man räumt allenfalls ein, auf Anfrage zum Zwecke der Bekämpfung von Djihadisten Militärbasen im eigenen Land zur Verfügung zu stellen. Der Westen bemüht sich derzeit um eine diplomatische Lösung angesichts der bürgerkriegsähnlichen Zustände, denen Libyen sich drei Jahre nach dem Sturz des langjährigen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi ausgesetzt sieht.

Das Vorgehen zahlreicher Regierungen in der arabischen Welt nach dem „Arabischen Frühling“ zu Beginn des Jahres 2011 gegen djihadistische Bestrebungen löst darüber hinaus Besorgnis über mögliche Stellvertreterkriege aus. Die Vereinigten Arabischen Emirate, das auf Grund eigener schlechter Erfahrungen in der Förderung terroristischer und djihadistischer Gruppen vorsichtiger gewordene Saudi-Arabien und die Führung in Ägypten sehen durch politische Bestrebungen, die sich mehr oder minder stark der Muslimbruderschaft verbunden fühlen, eigene Interessen gefährdet.

Gleichzeitig hatten die Türkei und Katar in den vorangegangenen Jahren sowohl zu Gunsten der 2013 durch einen Putsch gestürzten Administration der Muslimbrüder in Kairo als auch zu Gunsten der Opposition gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad deutlich Partei ergriffen. Neben Gerüchten über eine stillschweigende Duldung djihadistischen Personentransfers durch die Türkei nach Syrien wird auch seitens einer Vielzahl politischer Beobachter davon ausgegangen, dass Katar, das von Revolten solcher Kräfte im eigenen Land bislang verschont geblieben war, keinerlei Berührungsängste gegenüber terroristischen Kräften zeigt und diese finanziell wie militärisch unterstützt. Auch an den IS soll dabei Hilfe gelangt sein.

Saudi-Arabien hatte sich an Djihadisten-Support die Finger verbrannt

Die djihadistischen Bestrebungen fühlen sich seit dem Arabischen Frühling in ihren Aktivitäten mit dem Ziel, die alten Ordnungen zu beseitigen, bestärkt, unabhängig davon, dass in Syrien Präsident Assad mittlerweile wieder fester im Sattel zu sitzen scheint als je zuvor und dass in Ägypten nach dem Scheitern der einjährigen Regentschaft der Muslimbrüder mehr oder minder exakt die alte Ordnung, die vor 2010 geherrscht hatte, wiederhergestellt werden konnte.

Die Saudis und die VAE hingegen sehen sich durch Anhänger der Muslimbruderschaft in gleicher Weise bedroht wie durch die Djihadisten. Dies steigert ihre Bereitschaft, offen oder verdeckt finanzielle oder militärische Unterstützung für Ägypten oder die libysche Regierung zu leisten, um diese im Kampf gegen die so genannte „islamistische“ Opposition zu stärken.

Westliche Offizielle befürchten, die Luftschläge könnten den Libyen-Konflikt weiter anheizen und die direkte Beteiligung Ägyptens und der Emirate an Kriegshandlungen könnte, nachdem bereits Katar nachweislich Waffen und militärisches Gerät an die Rebellen geliefert hatte, den Stellvertreterkrieg in eine Auseinandersetzung mit direkter Beteiligung der selbsternannten Schutzmächte beider Seiten umwandeln.

Den US-Offiziellen zufolge sollen Ägypten und die Emirate bereits zuvor mindestens einmal gegen djihadistische Ziele in Libyen vorgegangen sein. Dabei hätte man „Spezialkräfte“ gestellt, die vorwiegend aus Ägypten stammten, aber auch einzelne Kräfte der VAE mitumfasst haben sollen. Unter anderem soll dabei ein Lager der Djihadisten nahe Derna zerstört worden sein, das als Hochburg der Extremisten gilt.

VAE leugnen eigene Beteiligung

Die Luftschläge erwiesen sich zudem als kontraproduktiv. Nur wenige Stunden nach Beendigung der zweiten Offensive durch die ägyptisch-emiratischen Interventionskräfte gelang es mit den djihadistischen Kräften verbündeten Milizen, den Flughafen von Tripoli in ihre Gewalt zu bringen.

„Es gab keine ägyptischen Flugzeuge oder Soldaten in Libyen“, betonte Ägyptens Staatschef Al-Sisi am Sonntag gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur. Im privaten Rahmen klangen, so die New York Times, die Dementis Offizieller jedoch weniger deutlich. Die VAE sollen Piloten, Kampf- und Tankflugzeuge beigesteuert haben, die Angriffe seien von Basen in Ägypten aus erfolgt.

Die VAE, die sich gerne damit brüsten, nicht zuletzt dank US-Unterstützung über eine der effektivsten Luftwaffen der arabischen Welt zu verfügen, schwiegen, der Staatsminister für Äußere Angelegenheiten, Anwar Gargash, meinte, die „Anschuldigungen“ hinsichtlich einer Beteiligung der VAE an der Operation käme von „Gruppen, die Religion als Deckmantel zur Verfolgung politischer Ziele missbrauchen“ und „ihre Lügen und Fehler verbergen wollten“. Eher seien die Angriffe ein Akt der „Diversion“ angesichts einer Bevölkerung, die sich nach „Stabilität“ sehne und nichts mit den „Islamisten“ zu tun haben wolle.