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Politik

„Lippenbekenntnisse, denen keine Taten folgen“

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In einem tagesschau.de-Interview kritisiert die Anwältin eines NSU-Opfer-Angehörigen die laufenden Ermittlungen scharf und bezweifelt, dass beim anstehenden Prozess Antworten auf die „wirklich wichtigen“ Fragen gefunden werden. (Foto: dpa)

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„Lippenbekenntnisse, denen keine Taten folgen“
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„Pannen“, von denen keiner mehr glauben wolle, dass sie wirklich nur aus Unvermögen herrührten, nähmen den Angehörigen der NSU-Terror-Opfer zunehmend die Hoffnung auf eine lückenlose Aufklärung der rechtsextremistischen Terrorakte, konstatieren immer mehr ihrer rechtsfreundlichen Vertreter.

Die Anwältin der Schwester des NSU-Opfers Süleyman Taşköprü, Angela Wierig, erklärt, dass die angeblichen Pannen weiterhin als solche dargestellt würden, weil die Ermittler „nicht nur auf dem rechten Auge blind“ seien, sondern „ich das Gefühl habe, die kneifen beide Augen zusammen, stecken sich die Finger in die Ohren und singen laut „Lalala“.“

Wierig lässt ihrer Enttäuschung im Interview mit dem bekannten Nachrichtenformat freien Lauf: „Wenn Sie die Ermittlungsakten lesen und da aufgeführt ist: „Observierung nächste Woche Dienstag von 7:00 bis 8:00 Uhr und nächsten Mittwoch von 16:00 bis 17:00 Uhr“ – überspitzt ausgedrückt -, dann erweckt das nicht unbedingt einen professionellen Eindruck, sondern es sieht eher wie eine Pseudoaktivität aus. Da stellt sich dann die Frage, ob die Ermittler wirklich so grenzenlos dumm sein können oder ob nicht eine Absicht dahintersteckt.“

Doch genau dies sollte doch aufgeklärt werden, so der einhellige Tenor der Anwälte und der kritischen Öffentlichkeit: Ist die NSU-Terrororganisation ein zufällig zusammengekommenes Chaoten-Trio oder eine von Agenten geführte und ausgebildete professionelle Truppe?

Frau Wierig sagt: „Ich nehme an, die Strafjustiz wird sich auf die strafrechtlichen Aspekte beschränken und sich bemühen, das Verfahren schlank zu halten. Damit ist auch klar, dass die wirklich wichtigen Fragen – wurden die Opfer zufällig ausgesucht oder gab es einen Plan, warum wurden die Menschen ermordet – nicht beantwortet werden.“

Unter diesem Aspekt ist die Antwort der Schwester Taşköprüs auf die Frage, ob sie an der von der Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten zentralen Trauer- und Gedenkfeier vor einem knappen Jahr teilgenommen habe, einleuchtend: „Nein! Warum sollte ich an einer Werbeveranstaltung von Frau Merkel teilnehmen, in denen Lippenbekenntnisse gemacht werden, denen keine Taten folgen?“