Connect with us

Sport

Löw schürt den «Durchlauf» – Personalwechsel gehen weiter

Spread the love

Joachim Löw hat in seiner sechsjährigen Amtszeit als Bundestrainer die deutsche Fußball-Nationalmannschaft von Turnier zu Turnier personell umgekrempelt (Foto:dpa).

Published

on

Löw schürt den «Durchlauf» - Personalwechsel gehen weiter
Spread the love

Warschau (dpa) – Die EM-Stars von 2012 müssen noch lange keine WM-Fahrer 2014 sein. Auch nach seinem dritten Turnier als Bundestrainer wird Joachim Löw die Fußball-Nationalmannschaft wieder schrittweise erneuern und Spieler auf dem Weg zur nächsten Titeljagd in zwei Jahren in Brasilien austauschen. «Es ist auch wichtig, dass eine Mannschaft immer wieder einen gewissen Durchlauf hat», erklärte Löw bereits vor dem EM-Halbfinale am Donnerstag gegen Italien.

«Es war ein bewusster Plan von uns, nach der EM 2008 und auch der WM 2010 junge Spieler einzubauen. Und das wird auch wieder nach 2012 so sein. Das ist auch für die weiteren Jahre eine wichtige Aufgabe», betonte Löw. Seinen Vertrag hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schon vor der EM-Endrunde in Polen und der Ukraine bis 2014 verlängert.

Klose, Lahm, Schweinsteiger, Podolski – es gibt Konstanten in der Nationalmannschaft. Aber ansonsten hat sich unter Chef Löw ein stetes Kommen und Gehen entwickelt. Das Durchschnittsalter sinkt von Turnier zu Turnier. Seit der WM 2006, als der damalige Assistent Löw das Amt des Bundestrainers von Jürgen Klinsmann übernahm, hat er insgesamt 30 Turnierspieler ausgemustert; hinzu kam der Verlust von Torwart Robert Enke. In der Regel waren es Altersgründe, oft stimmte die Leistung nicht mehr oder es war Verletzungspech wie im Fall von Kapitän Michael Ballack oder dem eigentlich zum ersten Torhüter ernannten Neu-HamburgerRené Adler vor der Weltmeisterschaft 2010.

«Es ist normal, dass Spieler kommen und Spieler gehen. Wichtig ist, dass es eine Philosophie gibt und die dann auch verfolgt wird. Seit 2005 gehen wir stetig bergauf», sagte Bastian Schweinsteiger vor dem EM-Halbfinale gegen Italien am Donnerstag in Warschau.

Özil, Khedira, Neuer, Badstuber, Müller – die Frischlinge von Südafrika sind im Eiltempo zu Stützen der DFB-Auswahl gereift. Bei der EM hat es der Dortmunder Mats Hummels geschafft, gleich bei seinem ersten Turnier den lange verletzten Per Mertesacker auf die Ersatzbank zu verdrängen. «Wir haben Spieler, die sind 27, 28 oder 29 Jahre alt. Da drängen ganz, ganz junge Spieler nach», sagte Löw.

Der nächste Umbruch kündigt sich an: «Da kommt Marco Reus, da kommt André Schürrle. Und wir haben Mario Götze, ein überragender Spieler, der bei der EM nicht diese Rolle gespielt hat, weil er auch lange verletzt war. Es ist gut, dass diese Spieler Druck machen», erklärte Löw begeistert von den traumhaften Perspektiven.

In Torjäger Miroslav Klose (34) und Ersatztorwart Tim Wiese (30) nominierte Löw nur zwei Ü 30-Spieler für den 23-köpfigen EM-Kader. Der ewige Klose bezeichnete die WM 2014 als «ein fernes Ziel». Dann wäre er 36. «Noch tragen mich meine Beine, noch habe ich keine Ermüdungserscheinungen, darum schleppe ich meinen Kadaver noch ein bisschen durch», scherzte er während der Tage in Danzig.

Auch der bislang in 81 Länderspielen eingesetzte Mertesacker (27) muss fürchten, dass es schon sein letztes Turnier war, auch wenn Löw immer wieder die Bedeutung des langjährigen Abwehrchefs für das Mannschaftsgefüge hervorhob. «Per ist wichtiger Bestandteil der gesamten Mannschaft», sagte Abwehrkollege Holger Badstuber: «Dass seine Ära im Nationalteam zu Ende geht, ist absoluter Schwachsinn.»

Kapitän Lahm, seit 2004 eine unumstrittene Größe im deutschen Eliteteam, sieht es nüchtern: «Es wird immer schwieriger, im hohen Alter das Niveau zu halten», betonte der bald 29-jährige Münchner: «Es kommen ständig talentierte Spieler nach mit hoher Qualität. Da wird es für die Älteren schwer, das Tempo weiterzugehen.»

Zumal es eine weitere Auffälligkeit in Löws Personalprozess gibt. Wer einmal weg ist, kommt in der Regel auch nicht wieder. Die Jungen machen ihren Job einfach zu gut. «Sie lernen schnell bei der Nationalmannschaft, was wir wollen.» Das Streben nach Erfolg treibt die Jungstars an, wie der 21 Jahre alte Turnierdebütant Schürrle selbstbewusst erklärte: «Jeder wünscht sich die große Bühne. Jeder will sich auf der großen Bühne zeigen.» Ehe es wieder vorbei ist.
Von Klaus Bergmann und Jens Mende